Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024 um 7:44
Im Rahmen der Ausbildung zum Salzburger Bergwanderführer war ich in einer Gruppe von 7 Leuten im Gebiet um Maria Alm mit einem Nationalpark-Ranger unterwegs. Hans Naglmayr hat dieses wandelnde Naturlexikon geheißen. Ein wirklich faszinierender Mensch, der die Natur und den Umweltschutz tief in seinem Herzen trägt.
Wer ist Hans Naglmayr?
Nationalpark-Ranger im Nationalpark Hohe Tauern
Hans Naglmayr lebt im Gasteiner Tal und war bis zu seiner Pensionierung Nationalpark-Ranger im Nationalpark Hohen Tauern. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat er Besuchern die Natur näher gebracht und das setzt er in seiner Pension als Wanderführer fort.
Spurensucher im Salzburger Land
Hans ist auch für die Serie „Spurensucher im Salzburger Land“ unterwegs und bringt dir so die Natur in kleinen Häppchen näher. So zum Beispiel das Zusammenspiel der Zirbe und dem Tannenhäher.
Salzburger Bergwanderführer Basiskurs
Natur- und Umweltschutz in der Theorie
Wie bereits im Artikel 10 coole Tage – Salzburger Bergwanderführer Basiskurs erwähnt, hatten wir im Rahmen der Ausbildung auch das Fach Natur- und Umweltschutz. Dabei kamen wir in den Genuss, dass uns Hans sowohl in der Theorie als auch in der Praxis sein Wissen vermittelt hat.
In der Theorie hatte er eine ganze Menge Anschauungsmaterial mit dabei, um uns die Tier und Pflanzenwelt so nahe als möglich zu bringen. Flügel, Krallen, Federn, präparierte Tierfelle oder getrocknete Schlangen gingen während seines Vortrages die Runde.
Natur hautnah – mit Hans im Gelände
Vom ersten Moment an merkt man: Hans ist mit Leib und Seele dabei.
Wir sind noch nicht einmal losmarschiert, bückt er sich schon direkt am Parkplatz, um uns Spitzwegerich und Breitwegerich zu zeigen. Sowohl Spitzwegerich als auch Breitwegerich wirken schmerzlindernd und kühlend, wenn man sie zerreibt und zum Beispiel auf einen Insektenstich aufträgt.
Hans dreht sich um und strebt auf den Waldrand zu, um uns einen Baum nach dem anderen zu erklären. Nicht ohne darauf hinzuweisen, wie sehr der Mensch in den Wald eingreift, und dabei vorwiegend nach Profit gestrebt wird. Bäume mit schnellem Wachstum und Monokulturen nehmen so immer mehr überhand und lassen Mischwälder mehr und mehr verschwinden.
Nicht ohne Konsequenzen. Flachwurzler wie die Fichte halten Stürmen nicht stand. Stürme reißen so immer wieder breite Schneisen in den Wald. Und dann jammert der Mensch über die Konsequenzen – wie zum Beispiel den massiven Borkenkäfer-Befall solcher Monokulturen.
Kindern die Natur näher bringen
Dann schnappt er sich ein Ahornblatt und faltet ein kleines Körbchen daraus. Das zeigt er immer Kindern, wenn sie Beeren sammeln und sie keinen Becher dabeihaben. Auch einen kleinen Hut kann man aus dem Ahornblatt zaubern. Die Milch des Löwenzahns eignet sich hervorragend für ein Piercing. Zumindest kann man damit kleine Blüten auf der Haut festkleben.
Es ist so wichtig, schon bei Kindern das Interesse für Natur zu wecken. Nur dann werden sie diese auch später noch achten und schätzen lernen.
Müll am Wegesrand
Dann bleibt Hans plötzlich stehen und zückt sein Handy. Er fotografiert Müll, den ein Landwirt hier abgelagert hat.
„Es ist einfach eine Katastrophe, wie der Mensch mit der Natur umgeht!“. Der sonst so ruhige und besonnene Hans wird emotional. Er habe das hier schon mehrfach gemeldet und jetzt liegt das Zeug hier immer noch herum. Dieser Abfall rottet hier vor sich hin und gefährdet auch die Tiere.
Wer testet wen? Flora Incognita vs. Hans.
Während unserer Wanderung in der Gegend um Maria Alm zeigt uns Hans eine Blume nach der anderen. Was ich perfekt dafür finde, um die App Flora Incognita zu testen. Erkennt die App jene Pflanzen, die uns Hans erklärt?
Das bleibt bei Hans nicht unbemerkt und meint: „Testest du, ob ich euch keinen Blödsinn erzähle?“. Nein – genau das Gegenteil ist der Fall – ich teste die App. Dabei kann ich feststellen, dass Flora Incognita bei Blumen eine hervorragende Trefferquote liefert. Zumindest bei jenen, die noch in Blüte stehen, kann man sich praktisch nahezu zu 100% darauf verlassen.
Kleine Schwächen zeigt die App, wenn eine Blume bereits verblüht – oder noch schlimmer – schon beim Verrotten ist. Aber die App hat auch hier eine gute Lösung gefunden: sie zeigt dir an, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis stimmt bzw. welche andere Art es sein könnte.
Falscher Vogel
Während uns Hans eine Blume nach der anderen zeigt und zu jeder auch etwas zu deren Anwendung und deren Eigenschaften erzählt, bleibt er plötzlich stehen, hebt seine Hand und mahnt uns zum leise sein.
„Hurcht’s! Wos is des fiar a Vogel?“ („Hört, welcher Vogel ist das?“). Hans bleibt angespannt stehen und imitiert eine Vogelstimme.
„Könnte ein Bussard sein!“ sage ich. Ich glaube dessen Gesang zu kennen, weil bei mir Zuhause jeden Tag welche zum Jagen durchs Tal fliegen.
Aber Hans meinte dann, dass das ein Eichelhäher wäre, der den Mäusebussard nur imitiert. In der Vogelwelt gibt es übrigens sehr viele Vögel, die andere Arten imitieren.
Fressspuren am Fichtenzapfen
Dann schnappt sich Hans einen abgenagten Fichtenzapfen. „Des wor a Oachkatzl!“ („Das war ein Eichhörnchen!“)
Er erkennt das an den Fressspuren. Ein Eichhörnchen hinterlässt eher grobe Bissspuren, während eine Maus sehr viel feinere Bissspuren hinterlässt. Ganz anders zum Kreuzschnabel. Dieser nagt nicht den gesamten Zapfen ab, sondern kann sich aufgrund seines speziell geformten Schnabels die Samen des Zapfens direkt herausfischen.
In kurzer Zeit sehr viel gelernt
Die Wanderung war ein echtes Erlebnis und wir alle haben an diesem Nachmittag mit dem ehemaligen Nationalpark-Ranger unglaublich viel gelernt. Das wandelnde Naturlexikon Hans Naglmayr konnte uns die Schönheit und Genialität der Natur in nur 4 Stunden sehr viel näher bringen.
Auch wenn man leider vieles wieder vergisst – eines hat Hans auf jeden Fall bei uns allen geschafft: unseren Blick für die Natur zu schärfen und zu sensibilisieren!
Hallo!
Wegen Corona ist dieser Teil der Ausbildung beim Frühjahrskurs leider weg gefallen, was mich nach diesem tollen Bericht wahnsinnig traurig macht! Es war bestimmt ein toller Tag mit Hans und ich hoffe, ich kann ihn im Sommer bei einer Wanderung begleiten um ihn nachzuholen!
Liebe Grüße aus Hinterglemm,
Sabrina Gensbichler
Servus Sabrina!
Meines Wissens ist Hans immer wieder einmal in Bad Gastein unterwegs, vielleicht probierst du es dort ja beim Tourismusverband?
Es lohnt sich in jedem Fall, mit Hans eine Tour zu machen!
Have fun
Horst
Liebe Leute ,
ich kenne den Hans schon sehr lange und bin immer wieder fasziniert wie locker er sein Fachwissen und seine Natur Verbundenheit vermitteln kann.
Es ist für mich jedesmal interessant mit dabei zu sein.
Heinz Hinteregger
Bezirksleiter der Berg und Naturwacht Pongau
Griass di, Horst! Ich habe heute von Gschwendtner Theresa, Teilnehmerin zur Ausbildung der Salzburger Bergwanderführer, den Link zu deinem Blog erhalten. Ganz herzlich möchte ich mich für die wohlwollende Berichterstattung bedanken. Wohl ein bisschen zuviel des Guten, natürlich freue ich mich sehr, wenn meine Botschaften ankommen und auf fruchtbaren Boden gelangen. Das Interesse der gesamten Kursteilnehmer war wieder großartig und ich bin mir sicher, dass unsere Gäste mit den zukünftigen Bergwanderführern auch eine Freude haben werden.
Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, dass wir wieder einmal eine gemeinsame Exkursion starten können. Diese könnte ja über den Verein der Salzburger Bergwanderführer für alle Mitglieder ausgeschrieben werden. Ich wäre jedenfalls sehr gerne mit dabei.
Nochmals vielen Dank für deinen Bericht. Alles Gute und schöne Grüße aus Gastein. G’sund bleim!
Servus Hans!
Freut mich sehr, dass du dich hier meldest!
Ich finde ja nicht, dass der Artikel, wie du schreibst, „ein bisschen zu viel des Guten“ wäre. Mir haben sowohl die Theorie als auch die Praxis während der Wanderung wirklich ungemein gut gefallen. Und damit war ich nicht alleine! Da waren einige, die von deinem Wissen und deiner Natur-Verbundenheit geschwärmt haben. Deshalb war es mir ein Anliegen, einen eigenen Artikel über diesen Teil der Ausbildung zum Bergwanderführer zu schreiben.
Sollte sich die Möglichkeit ergeben, im Rahmen der Weiterbildung (oder wie auch immer) mit dir eine Tour zu unternehmen: da wäre ich natürlich sehr gerne dabei!
Liebe Grüße
Horst
Hallo Horst, wie immer ein feiner Beitrag. Jetzt steht dann wirklich einmal ein gemeinsamer Wandertag an. Liebe Grüße, Claudia
Servus Claudia!
Vielen Dank für deinen netten Kommentar! Freut mich sehr, wenn dir meine Beiträge gefallen! Wegen einer Tour können wir gerne einmal reden.
Have fun
Horst