Zuletzt aktualisiert am 5. Juni 2022 um 8:12
Mit einer Nisthilfe (oft irreführend auch Insektenhotel oder Bienenhotel genannt) kannst du Wildbienen ein schönes Zuhause schaffen. Ich habe mir deshalb eine solche Nisthilfe zugelegt.
Direkt angrenzend an meine Wildblumenwiese, die einen voll gedeckten Tisch quasi vor der Haustür bietet. In diesem Artikel stelle ich dir meine Unterkunft für Wildbienen vor, welche Erfahrungen ich damit gemacht habe und was du beim Kauf einer solchen beachten solltest.
Inhalt
Grundlegendes zur Nisthilfe
Worauf solltest du beim Kauf oder Bau achten?
Du kannst eine Nisthilfe kaufen, aber auch selber bauen. Wobei du beim Bau auf die gleichen Dinge achten solltest, wie auch beim Kauf.
- Keine durchsichtigen Röhrchen verwenden
auch wenn das so manche reizen könnte, um die Brut beobachten zu können – durchsichtige Röhrchen aus Glas fördern die Kondenswasserbildung und damit den Pilzbefall. Und das tötet am Ende die Brut. - Abgelagertes Holz verwenden, um Risse in den Bohrungen zu vermeiden
- Nicht an der Stirnseite bohren (wegen Rissen)
- Der Bohrdurchmesser soll 3 bis 8 mm betragen
- Die Bohrlöcher sollen möglichst glatt (Verletzungen) und tief genug (Bohrerlänge) sein
- Holzspäne und Staub aus dem Bohrloch entfernen
Eine übersichtliche Liste mit Bildern von gerne gemachten Fehlern beim Bau einer Nisthilfe findest du unter Wildbienen: untaugliche Nisthilfen.
Welche Wildbienenarten kann man unterstützen?
Das kommt darauf an. Je nachdem, welche Art von Nisthilfe du kaufst oder baust, lockt das unterschiedliche Arten an. Je variantenreicher deine Nisthilfe gestaltet ist (Röhren mit unterschiedlichem Durchmesser zum Beispiel), desto mehr unterschiedliche Arten kannst du fördern.
Auch das Pollenangebot spielt eine sehr wichtige Rolle. Mit einem reich gedeckten Tisch wirst du auch anspruchsvollere Arten anlocken können. Meine eigens angelegte Bienenwiese sollte da sehr hilfreich sein. In meinem Garten befindet sich auch noch ein gut bewachsenes Alpinum und nachdem ich am Land wohne, sollten auch die nahe gelegenen Felder einiges zu bieten haben.
Möglicherweise musst du für eine Erstbesiedelung auch etwas Geduld aufbringen, da viele Wildbienen ortstreu sind. Will heißen: sie kehren an ihren Geburtsort zurück und ziehen nicht so schnell um. Dieser anfängliche Nachteil kann dann zum Vorteil werden, wenn die Bienen deine neu geschaffene Unterkunft einmal für sich entdeckt und lieben gelernt haben. Ich hoffe stark, dass das bei mir dann auch der Fall sein wird.
Im ersten Jahr haben sich bei mir nicht sehr viele angesiedelt, aber die ein oder andere ist doch eingezogen. Zumindest die gallische Feldwespe hat von Beginn an ihre Freude mit dem Haus, welches eigentlich für ihre kleineren Kollegen gedacht gewesen wäre. Aber auch Wespen dürfen ihren Spaß an der Nisthilfe haben!
Meine gekaufte Nisthilfe
Ich stufe mich handwerklich bestenfalls als durchschnittlich geschickt ein, weshalb ich mir eine Nisthilfe gekauft und nicht selber gebaut habe.
Leider hatte meine gekaufte Nisthilfe auch den ein oder anderen Mangel. Sie besitzt Bambus-Röhrchen, die teilweise von wirklich schlechter Qualität sind. Sie weisen abstehende Fasern auf und teilweise sind die Bohrungen auch verstopft. Insbesondere abstehende Fasern oder nicht glatte Bohrungen sind für die Bienen aber sehr gefährlich, weil sie damit ihre Flügel verletzen können.
Die defekten Röhrchen habe ich entfernt, teilweise abstehende Fasern bzw. schlecht bearbeitete Bohrungen abgeschliffen.
Solltest du dich wundern, warum solche Nisthilfen einzelne Röhrchen haben und so gar nicht an die Bienenwaben unserer Honigbienen erinnern: Wildbienen sind solitär lebend – leben also einzeln und nicht in Völkern wie die uns bekannten Honigbienen.
Was ist denn am Begriff Insektenhotel falsch?
Wenn du nach Nisthilfen für Wildbienen suchst, wirst du sehr häufig über den Begriff Insektenhotel stolpern. Experten wollen diesen Begriff so gar nicht hören, weil er suggeriert, dass die Bienen eine nur eher kurze Zeit in der Nisthilfe verbringen würden.
Das tun sie aber nicht. Viel mehr bleiben sie sehr lange (einige Monate bis zu 3 Jahren) und somit würde ein Begriff wie Reihenhaus oder Wohnung sehr viel besser zutreffen. Experten sprechen deshalb nie von einem Insektenhotel, sondern immer von einer Nisthilfe.
Aufstellen der Nisthilfe
Ausreichendes Nahrungsangebot
Ist dein Garten bzw. dessen Umgebung überhaupt dafür geeignet, den Wildbienen entsprechend Nahrung zu bieten? Will heißen: lebst du inmitten einer Mono-Kultur oder Betonwüste ohne Zugang zu Nahrung / Nektar und Pollen für Wildbienen? Ein Golfrasen ist natürlich alles andere als hilfreich. Achte darauf, dass genügend Nahrung für die Bienen zu finden ist, sonst werden sie auch nicht ansiedeln bzw. erfolgreich ihre Brut aufziehen können!
Wie eingangs erwähnt ist vor meiner Wildbienen-Unterkunft eine Blumenwiese zu finden. Es gibt auch entsprechende Samen zu kaufen, deren Mischung extra auf heimische Wildbienen abgestimmt ist. Achte also beim Kauf von Samen darauf, dass das in der Beschreibung auch erwähnt wird!
Warmer und sonniger Platz
Wichtig ist, dass du die Nisthilfe am richtigen Ort aufstellst und auch darauf achtest, in welche Himmelsrichtung sie zeigt. Südwest bis Südost wird empfohlen, damit möglichst viel Sonne an die Nisthilfe gelangt.
Sie sollten auch vor Feuchtigkeit geschützt sein. Ein Vordach ist grundsätzlich gut. Dieses sollte aber nicht zu groß sein, da dies für zu viel Beschattung führen würde. Deshalb sollte man Nisthilfen nicht direkt auf den Boden stellen. Wer sich wie ich eine Nisthilfe zum Aufhängen besorgt hat, diese aber frei im Garten aufstellen will, sollte sie unbedingt auf entsprechende Holzpflöcke montieren. Bei mir war das der Fall und so habe ich meine eben auf 2 Holzpfosten montiert.
Scheinbar ist meine gekaufte Nisthilfe eher rein für die Wandmontage unter geschütztem Dach vorgesehen, denn schon nach einem Jahr hat sie sich teilweise schon extrem abgewettert gezeigt. Das Dach habe ich schon nach dem 2. Regen erneuern müssen.
Eines ist fix: Die nächste Nisthilfe werde ich selber bauen! Denn es ist leider so, dass einerseits völlig ungeeignete Nisthilfen angeboten werden und andererseits grundsätzlich geeignete Nisthilfen sehr schnell kaputtgehen. Und das ist Mist, denn man will den Bienen ja eine dauerhafte Bleibe bieten!
Keine Angst vor Wespen und Wildbienen!
Solltest du nicht gerade Allergiker sein, dann musst du wirklich keine Angst vor Bienen und Wespen haben!
Viele Menschen reagieren nahezu hysterisch, wenn sie etwas gelb-schwarzes auf sich zufliegen sehen. Das ist aber in der Regel völlig unbegründet. Während Wespen durchaus deinen Obstkuchen aufsuchen könnten und auch etwas „stinkig“ werden können, wenn du ihnen ihre Nahrung abspenstig machen willst, sind Wildbienen hier ganz anders gestrickt. Sie sind an Süßspeisen und Co nicht interessiert, sie wollen einfach nur Blumennektar.
Deine Nisthilfe für Wildbienen bringt dir also keine Plage ins Haus! Die Angst, damit den eigenen Garten unbenutzbar zu machen, ist einfach nicht der Fall.
Die von mir oben erwähnten Wespen (Gallische Feldwespe), die bei mir eingezogen sind, sind ebenfalls sehr friedlich. Die waren außerdem schon vorher da, denn die haben auch in meiner Gartenlaube am Dach scheinbar den perfekten Nistplatz gefunden. Gestochen wurde ich noch kein einziges Mal.
Einfach ruhig und gelassen bleiben, dann bleiben es auch die Wespen und Bienen! Mehr Details findest du im Artikel Keine Angst vor Bienen und Wespen.
Weiterführende Informationen
Solltest du neben dem zur Verfügung stellen einer Nisthilfe für Wildbienen auch noch näheres Interesse an diesen nützlichen Insekten haben (wovon ich fast ausgehe), kann ich dir folgende Webseite ans Herz legen: Faszination Wildbienen.
Ich habe mir auch noch das Buch Wildbienenhelfer: Wildbienen & Blühpflanzen bestellt, denn ich will ich einfach mehr darüber wissen und lernen. Das Buch ist reich bebildert und auch sehr übersichtlich aufgebaut.
- Anja Eder (Autor)
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Nisthilfe habe ich mir übrigens folgende bestellt: bambuswald © Insektenhotel Werbung. Wie oben beschrieben: eher eine für unters Dach und nicht fürs freie Gelände. Sei also gewarnt. Diese taugt nach meinen Erfahrungen leider eher wenig, um im freien Gelände aufgestellt zu werden.
Überlegst du auch, den Wildbienen zu helfen und dir eine entsprechende Nisthilfe in den Garten zu stellen oder hast du schon eine?
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