Der Winterkurs der Salzburger Bergwanderführer ist der zweite Teil einer Ausbildung zum offiziellen Salzburger Bergwanderführer. Auch wenn es im Prinzip egal ist, ob man den Basiskurs vorher oder nachher absolviert, würde ich trotzdem empfehlen, den Basiskurs im Sommer zuerst zu absolvieren.

Wie der Winterkurs im Detail abgelaufen ist und welches grob die Inhalte gewesen sind, findest du in diesem Artikel.

Vorfreude auf den Winterkurs

Meine Vorfreude auf den Winterkurs der Salzburger Bergwanderführer war groß. Vor allem auch deshalb, weil ich mich sehr auf ein Wiedersehen mit den vielen klasse Menschen, die ich im Sommerkurs kennenlernen durfte, gefreut habe. Völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, von denen ich einige nun im Winterkurs gerne noch näher kennengelernt hätte. Dieser Wunsch hat sich aber leider nur in einem recht eingeschränkten Rahmen erfüllt.

Einen ausführlichen Bericht zum Sommerkurs findest du übrigens hier: Salzburger Bergwanderführer Basiskurs – 10 coole Tage.

Erschwerte Bedingungen durch Corona

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Kurs um ein paar Tage verschoben werden. Nachdem die Ausbildung zum Salzburger Bergwanderführer eine Berufsausbildung ist, durfte der Kurs unter besonderen Auflagen und eines eigenen Corona-Konzeptes ein paar Tage später dann stattfinden.

Konkret: weniger Personen in einem Raum, regelmäßiges Lüften, Aufteilung in mehrere und kleinere Gruppen nicht nur im Praxis- sondern auch im Theorie-Unterricht, durchgehende Tragepflicht eines Mund-Nasen-Schutzes, Hände regelmäßig desinfizieren. Ein großes Lob gleich vorne weg: das haben die Veranstalter wirklich sehr gut gelöst!

Eine gewisse Unsicherheit kam dann noch mit der Unterkunft hinzu, weil Unterkünfte zu diesem Zeitpunkt auch nur Gäste unterbringen durften, die eine Unterkunft wegen eines beruflichen Zweckes suchten. Weshalb viele gar nicht erst geöffnet hatten, weil sich das durch die geringe Auslastung einfach nicht rechnet. Mein / unser Glück: die Pension Schusterkrämer hat extra für den Winterkurs der Salzburger Bergwanderführer geöffnet.

Dauer und Ablauf des Kurses

Im Gegensatz zum 10-tägigen Sommerkurs dauert der Winterkurs in Salzburg nur 4 Tage. Im Sommerkurs – der nicht ganz umsonst auch Basiskurs genannt wird – werden alle grundlegenden Kenntnisse vermittelt, die man als Bergwanderführer benötigt. Der Winterkurs baut dann mehr oder weniger darauf auf und geht vor allem auf die Besonderheiten von Winterwanderungen ein.

Salzburger Bergwanderführer Winterkurs - Stundentafel
Salzburger Bergwanderführer – Winterkurs Stundentafel

Tag 1 – die blanke Theorie

Der erste Tag des Winterkurses war ein reiner Theorietag. Er war auch sehr stark von Wiederholungen aus dem Sommerkurs geprägt.

Lawinen-bedingte Einschränkungen

Bei manchen Themen, insbesondere der Berufskunde, macht das Basiswissen den Hauptanteil aus. So haben wir auch im Sommerkurs schon gelernt, dass wir keine Schitouren führen dürfen und dass wir uns in keinem Gebiet bewegen dürfen, welches einer Lawinengefahr ausgesetzt ist. Im Rahmen der Winterkurses wurde dann vertieft auf die lawinenbedingten Einschränkungen eingegangen.

Und auch wenn das Thema Lawinen für Bergwanderführer nicht ganz so relevant ist (wir dürfen mit Gästen lawinengefährdetes Gelände ja gar nicht erst betreten), sind wir auf dieses Thema näher eingegangen. Was bedeuten die einzelnen Gefahrenstufen? Wie liest man einen Lawinenlagebericht richtig? Wie zum Beispiel jenen für Salzburg auf Lawine Salzburg: Lawinenlagebericht Lawinenprognose Salzburg.

Wusstest du übrigens, dass eine Schneeflocke im Schnitt ca. 300 m unterhalb der 0 Grad Grenze vollständig in Regen übergeht?

Alpine Gefahren & Tourenplanung im Winter

Die alpinen Gefahren wurden um für den Winter spezifische Gefahren ergänzt, wie Schneefall, Kälte, Sturm oder Kamm- und Hangwächten. Im Rahmen der Tourenplanung ganz ähnlich: spezielle Witterung berücksichtigen, kürzere Tageslänge beachten, berücksichtigen, dass im Falle des Falles auch Rettungskräfte es schwerer haben und einiges mehr.

Das ideale Gebiet für Schneeschuh-Wanderungen

Was ist das ideale Gebiet für Schneeschuh-Touren, auch unter Berücksichtigung, dass so mancher unter den Gästen zum ersten Mal auf Schneeschuhen steht? Auch rechtliche Rahmenbedingungen haben wir behandelt. Stichwort Wegefreiheit in Österreich oder das weiträumige Umgehen von Wildfütterungen.

Tag 2 – Theorie und Praxis

Schneeschuh-Tour auf den Aberg

Der 2. Tag beginnt für unsere Gruppe (10 Leute, die beiden anderen Gruppen sind je 7) mit einer Schneeschuhwanderung. Während vor allem Kärnten und Osttirol südlich der Alpen förmlich im Schnee ersticken, tut sich nördlich der Alpen fast gar nichts.

Salzburger Bergwanderführer Winterkurs - geniale Morgenstimmung am Aberg
Geniale Morgenstimmung am Aberg

Und so fahren wir mit den Autos hoch bis Christernreith. Dort erwartet uns eine geniale Morgenstimmung mit von der Sonne hell erleuchteten Bergen im Hintergrund.

Wir schnallen uns die Schneeschuhe um und gehen entlang eines beschneiten, weißen Streifens nach oben. Für einige von uns sind das die ersten Erfahrungen mit Schneeschuhen. Dafür sind alle recht gut unterwegs.

Mit Schneeschuhen auf dem Aberg
Am Schneeband entlang

Im oberen Bereich wird der Schnee immer härter. Wir erklimmen gleich 5 Gipfel, allesamt künstliche mit der Hilfe von Schneelanzen entstanden. Hier geht noch alles gut. Doch je näher wir der Abergalm kommen, desto härter und eisiger wird der Untergrund. Was die ein oder andere unter uns doch etwas in Schwierigkeiten bringt. Es gibt einige Stürze und man würde gar nicht glauben, wie weit man rutscht, wenn der Untergrund entsprechend hart und glatt ist.

Und ein weiteres Learning: bei hartem Untergrund kann eine gute Ausrüstung zwischen Spaß und Frust entscheiden. Speziell bei hartem Untergrund muss die Ausrüstung entsprechend gut sein.

Wie immer gibt es dann eine Verletzte (nein, nur zur Übung!) zu versorgen. Übung macht den Meister. Ein eher platter Satz, der aber absolut seine Berechtigung hat.

Theorie – Berufskunde, Bekleidung & Schneeschuhe

Am Nachmittag gibt es im Rahmen der Berufskunde zu Beginn wieder recht viel Wiederholung. Für meinen Geschmack könnte man sich hier noch viel mehr auf Winter spezifische Themen konzentrieren.

Teilweise wiederholen wir auch wieder Teile vom Vortag, wie das interpretieren des Lawinenlage-Berichtes und die Lawinen bedingten Einschränkungen für Schneeschuhwanderungen. Dem Thema Lawinen wird sehr viel Raum gegeben. Was ich einerseits sehr gut finde, weil es für jeden von uns auch privat interessant ist, andererseits dürfen wird als Bergwanderführer ohnehin nicht mit Gästen in ein Lawinen gefährdetes Gebiet gehen.

Auch wenn für mich im Rahmen der Details zu Schneeschuhen kaum etwas Neues dabei war, da ich selber schon viel Erfahrung mit Schneeschuhen habe ( → 5 hilfreiche Tipps zum Kauf von Schneeschuhen), habe ich diesen Teil als wirklich sehr gut empfunden.

Das Thema Bekleidung und Ausrüstung bildet den Abschluss vom 2. Tag unseres Winterkurses.

Tag 3 – Theorie und Praxis

Winterwanderung auf die Steinalm

Nach dem es am 2. Tag mit Schneeschuhen ins Gelände gegangen ist, wollen wir uns an diesem Tag mit normalen Wanderschuhen auf den Weg machen.

Ziel der Übung: ein Gelände, welches wir schon vom Sommer her kennen im Vergleich dazu im Winter zu begehen. Was macht der Winter mit einem Weg, der im Sommer völlig problemlos zu gehen ist?

Salzburger Bergwanderführer Winterkurs - Abstieg von der Steinalm
Wenigstens etwas Schneefall auf der Steinalm

Wir haben heute zum Glück auch wirklich etwas Winter mit Schneefall und einem teilweise etwas kühleren Wind. So können wir am eigenen Leib verspüren, wie schnell man auskühlt, wenn man zu einer längeren Pause gezwungen wird. Da wird einem dann schnell klar, wie wichtig Ersatzkleidung und ein heißes Getränk sind.

Auch wenn man in der Regel denkt, dass man ja ohnehin in Bewegung bleibt und damit nicht auskühlt. Dass man aber im Winter selbst auf einer ansonsten einfachen Forststraße schnell stürzen kann, wenn diese unter einer dünnen Schneeschicht mit blankem Eis auf den Wanderer wartet, dürfen wir in der Praxis erleben.

Erste Hilfe am Nachmittag

Spitze war am Nachmittag dann die auf den Winter spezialisierte Erste Hilfe-Session mit Martin, einem sehr erfahrenen Rettungs-Sanitäter. Hauptthemen: Unterkühlungen & Erfrierungen, Lawinen, Notfallplan und Hubschrauberbergung.

Wusstest du übrigens, dass 1 Liter heißes Getränk die Körperkerntemperatur um 1 Grad erwärmen kann?

Richtig cool und lehrreich habe ich dann die 4 Fallbeispiele gefunden, die wir gemeinsam lösen mussten. Martin beschreibt uns erste Symptome und wir müssen durch weitere Fragen zuerst herausfinden, was der Wanderer hat und dann sagen, wie wir nun anhand der Prognose weiter vorgehen. Unsere Fallbeispiele waren ein Herzinfarkt, Diabetes Typ 2 (Unterzucker), eine Schlangenbiss und eine Verstauchung.

Tag 4 – Prüfungstag

Der letzte Tag des Winterkurses und damit für viele von uns der Tag zum Erhalt des Zertifikates zum Salzburger Bergwanderführer. Vorausgesetzt natürlich, dass wir die Prüfung bestehen. Im Gegensatz zum Sommerkurs gibt es nur eine einstündige, schriftliche Prüfung in 5 Fächern.

Wie schon im Sommerkurs haben wir alle bestanden. Wenn man im Kurs aktiv mitmacht und ein wenig lernt, geht der Test eher leicht von der Hand.

Am Ende können wir dann einzeln unser Zertifikat abholen. Corona versaut uns leider auch am letzten Tag eine Verteilung der Zertifikate in der Gruppe und einen gemeinsamen Abschied.

Persönliches

Leider hat uns Corona keinen Kurs gegönnt, der diesen auch zu einem gemeinschaftlichen Ereignis gemacht hätte. So sind wir durch die strikte Gruppenteilung mit anderen Leuten aus dem Sommerkurs praktisch nicht aufeinandergetroffen.

Corona ist doof
Corona ist doof

Nicht einmal zu einem Abschied mit Anstand und Abstand hat es gereicht, weil auch die Prüfungen zeitversetzt stattgefunden haben. So waren wir als erste Gruppe schon fertig, während sich die anderen noch in der Prüfungsvorbereitung befunden haben. Das finde ich ungemein schade.

Fazit Salzburger Bergwanderführer Winterkurs

Jene Teile des Kurses, bei denen wir explizit auf Besonderheiten im Winter eingegangen sind, habe ich sehr gut gefunden. Für mich persönlich hätte man aber ruhig weniger Wiederholung aus dem Basiskurs machen können und dafür noch etwas mehr ins Gelände gehen können. Denn in der Praxis lernt man einfach am meisten.