Was ist eine klimaneutrale Stadt und wie kann man sich als Stadt auf den Weg zur klimaneutralen Stadt machen? Wie kann man „klimaneutral“ überhaupt messen? Je näher man sich mit diesem sehr spannenden Thema auseinandersetzt, desto komplexer scheint es zu werden.

Was bei der Definition beginnt, wird mit der Umsetzung nicht einfacher. Da hilft nur eins: sich intensiv damit zu beschäftigen und sich dem Thema langsam anzunähern, um dann immer tiefer in die Materie einzusteigen.

Und so habe ich damit begonnen, zahlreiche Artikel zu lesen, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen.

Was ist eine klimaneutrale Stadt?

Diese Frage kann man grundsätzlich sehr einfach beantworten: klimaneutral heißt, dass eine Stadt die „grüne Null“ schafft, will heißen, in Summe kein CO2 ausstößt.

Bei allem, was wir tun, verursachen wir einen bestimmten CO2 Fußabdruck. Wenn du mit dem Auto in die Stadt fährst, wenn du im Bad den Föhn einschaltest, die Heizung aufdrehst, dir dein Mittagessen kochst, eine Pizza bringen lässt oder dir im Online-Versand Waren bestellst.

Dieses CO2 muss dann zum Beispiel durch Wälder oder Moore komplett wieder aufgenommen werden können, um ein Gleichgewicht herstellen zu können. Geht diese Rechnung nicht auf, gelangt das CO2 in die Atmosphäre, was bekanntermaßen zur Erderwärmung beiträgt. Und dieser gilt es entgegenzuwirken.

Was bei dir im kleinen beginnt, gilt grundsätzlich auch für eine Stadt. CO2 welches an einer Stelle erzeugt wird, muss an anderer Stelle wieder aufgenommen werden können. Wenn also ein Dieselbus durch die Stadt knattert, muss das CO2 durch Bäume wieder aufgenommen werden können. Aber auch ein elektrisch betriebener Bus, wie der O-Bus in der Stadt Salzburg braucht Energie. Hier ist für den Fußabdruck entscheidend, wie dieser Strom erzeugt wird.

Klimaneutrale Stadt – was geht dich (mich) das an?

Leben in einer intakten Umwelt

Ohne zu sehr ins Bullshit-Bingo („wir haben nur diesen einen Planeten“, „wir steuern auf eine Klimakatastrophe zu“) zu verfallen – wir alle wollen in einer intakten Umwelt leben. Und wer Kinder hat, wünscht sich, dass auch diese noch eine intakte Natur genießen können.

Kein Smog über dem Land
Ausblick ohne Smog – das soll so bleiben!

Nicht nur „Hardcore-Naturliebhaber“ und „grüne Fanatiker“ wollen frische Luft einatmen, glasklare Gebirgsbäche und Seen genießen können. Das gilt nicht nur für Wanderer oder Menschen, die auf dem Land leben. Auch jemand, der in einer Stadt wohnt, will unter keiner grauen Smog-Glocke nach Luft japsen müssen, niemand will Dauerbeschallung durch ein zu massives Verkehrsaufkommen und auch Flüsse in Städten dürfen keine stinkende Brühe sein.

Es geht also um saubere Luft und Gewässer – letztendlich um unsere Gesundheit und damit auch ein lebenswertes Leben.

Was heißt lebenswert?

Städte sollen lebenswert sein. Logischerweise bedeutet „lebenswert“ für jeden etwas anderes. Während dem einen möglichst viele Kultur- und Freizeitangebote wichtig sind, ist der anderen wichtig, dass es genügend Grünflächen und Parkanlagen gibt. Ein gutes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln und Radwegen kann ebenso wichtig sein, wie ein gutes Schulsystem oder Karrieremöglichkeiten.

Manche dieser Aspekte werden dabei den CO2-Ausstoß erhöhen (wie zum Beispiel ein Spaßbad), andere wiederum werden zu dessen Verminderung beitragen, wie Parkanlagen oder ein gut ausgebautes Fahrradnetz.

Es gilt also eine Balance zu finden, in der einerseits die Spaßgesellschaft zu ihrem Zug kommt, anderseits aber die Umwelt darunter nicht leidet.

Wie kann eine Stadt klimaneutral werden?

Emissionen vermeiden

Klar – die beste Option ist, Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen. Also zum Beispiel statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Dabei hilft natürlich, wenn es genügend Radwege gibt, um auch sicher und ohne Hürden mit dem Fahrrad unterwegs sein zu können.

Oder den neuesten Schrei am Fernseh-Himmel einfach einmal nicht zu kaufen, sondern das alte Gerät so lange als möglich weiterzunutzen. Und vielleicht sogar in einem Repair-Cafe reparieren lassen, sollte er einmal Probleme machen. Eine Stadt könnte dafür Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Emissionen verringern

Mobilität

Die zweitbeste Option ist, Emissionen zu verringern. Wenn du zum Beispiel nicht mehr alleine mit deinem Auto zur Arbeit fährst, sondern Fahrgemeinschaften bildest. Oder wenn du dir keinen fetten SUV zulegst, weil du es dir leisten kannst, sondern dich für ein kleineres Auto mit weniger Verbrauch entscheidest – im Betrieb als auch zur Herstellung.

Oder noch sehr viel besser: wenn du mit den Öffis zur Arbeit / zum Einkaufen fährst. Da kommt dann wieder die Stadt (und auch das Land) ins Spiel: gibt es ein gut ausgebautes Netz der öffentlichen Verkehrsmittel? Oder Park & Ride Parkplätze, damit du zumindest einen Teil deiner Strecke mit Öffis zurücklegen kannst?

Klimaneutrale Stadt: mehr Radwege müssen her
Mehr Radwege braucht das Land / die Stadt

Statt mit dem Flugzeug oder gar dem Kreuzfahrtschiff (nein, das sind keine Engel) in den wohlverdienten Urlaub zu fahren, kannst du mit dem Zug oder vielleicht sogar mit dem Fahrrad fahren. Voraussetzung: es gibt ein gutes Öffi-Netz und die Möglichkeit, dein Fahrrad in den Bus oder Zug mitzunehmen.

Energie

Im Kontext klimaneutrale Stadt kann man im Rahmen der Energieversorgung möglichst auf erneuerbare Energien setzen oder danach trachten, in Gebäuden wie Schulen auf Energiesparmaßnahmen zu setzen. Öffentliche Verkehrsmittel können wie zum Beispiel in Salzburg auf elektrisch betriebene O-Busse setzen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Versorgung der Haushalte mit Fernwärme oder generell Gebäude so zu bauen, dass sie energieeffizienter sind.

Wichtig ist aber auch, Unternehmen, Industriebetriebe und private Haushalte mit einzubeziehen, denn diese haben einen weitaus größeren Anteil, als die Stadt selbst. Ja, auch du bist wieder gefragt!

Ressourcen / Waren

Es macht einen großen Unterschied, ob Waren zuerst per Schiff oder mit dem Flugzeug ins Land gebracht werden müssen, oder ob man sie möglichst regional bezieht. Auch eine Stadt kann darauf achten, Waren unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes zu kaufen. Oder zum Beispiel auch Flächen für Grünmärkte zur Verfügung zu stellen. Die Verlagerung von LKWs auf die Schiene zu fördern.

Frage dich persönlich auch, unter welchen Bedingungen Waren hergestellt werden und wie sie zu dir kommen.

Emissionen kompensieren

Manche Emissionen sind nicht vermeidbar. Zum Beispiel um den Betrieb der Öffis einer Stadt aufrechtzuerhalten, Gebäude mit Strom zu versorgen oder um zu heizen.

Eine Stadt kann durch entsprechende Bepflanzung und Parkanlagen ein Gegengewicht schaffen. Neben dem positiven Effekt in Bezug auf CO2 sind Parkanlagen auch Erholungsgebiete für die Einwohner. Zusätzlich speichern Bäume Feuchtigkeit und tragen auch zu einer Abkühlung an heißen Tagen bei.

Für dich als Privatperson ist Kompensation auch möglich, auch du kannst dir überlegen, in deinem Garten Bäume zu pflanzen, sofern du ausreichend Platz dafür hast.

Und solltest du schon unbedingt mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen wollen, dann gibt es die Möglichkeit der Freiwilligen CO2 Kompensation. Ich kompensiere mittlerweile auch meine Urlaubsfahrten mit dem Auto. Aber vergiss nicht: vermeiden – verringern – kompensieren. Emissionen, die du vermeiden kannst, sind die besten Emissionen.

Wie misst man, ob eine Stadt klimaneutral ist?

Das ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Betrachtet man eine Stadt nur innerhalb ihrer Grenzen und ignoriert zum Beispiel ein Kraftwerk zur Stromversorgung, welches außerhalb der Stadt liegt? Die Stadt selbst könnte am Ende viel „grüner“ dastehen, als sie es in Wirklichkeit ist.

Klimaneutrale Stadt - wie sich Stadtgrenzen auswirken
Links eine klimaneutrale Stadt, rechts eine „böse“ Stadt?

Fairer wäre in diesem Beispiel, das Kraftwerk außerhalb der Stadt, welches in der Regel für mehrere Regionen Strom liefert, anteilig in die Berechnung mit einzubeziehen. Aber an diesem einfachen Beispiel kannst du schon sehen, dass so eine Berechnung sehr schwierig werden kann, weil viele Emissionen überregional wirken und sich nicht an Stadtgrenzen halten.

Hierzu braucht es eine Menge an Daten, die man zum einen erst einmal sammeln und zum anderen dann analysieren muss.

Fazit

Du siehst, diese Geschichte mit der klimaneutralen Stadt ist schon recht komplex. Dabei habe ich in diesem allerersten Artikel zu diesem wirklich sehr spannenden und auch sehr wichtigen Thema nur sehr wenige Bereiche angeschnitten.

Vieles, was ich hier nur in kurzen Absätzen angeschnitten habe, könnte für sich betrachtet ganze Bücher füllen, vieles habe ich noch gar nicht erwähnt, weil ich mich erst tiefer in das Thema einarbeiten will.

Aber sehr motivierend habe ich bei meiner ersten, etwas tiefergehenden Recherche gefunden, dass sich auf diesem Sektor schon sehr vieles tut und sehr viele Städte schon seit vielen Jahren sich intensiv darum bemühen, zur klimaneutralen Stadt zu werden.