Zuletzt aktualisiert am 19. Juni 2022 um 9:46
Nachhaltiges Wohnen ist einer der großen Themenbereiche, in denen du selbst etwas gegen den Klimawandel tun kannst. Und keine Sorge, du musst jetzt nicht gleich in ein Baumhaus umziehen. Die Anschaffung eines Pools könntest du dir aber durchaus ein zweites Mal durch den Kopf gehen lassen.
Wohnen trägt durchschnittlich zu 21 % zum ökologischen Fußabdruck bei, davon gehen 90 % auf Heizen und den Stromverbrauch. Und genau auf diese 2 Bereiche konzentriert sich dieser Artikel. Manche Dinge lassen sich sehr einfach umsetzen und so kannst auch du ganz bestimmt mit wenig Aufwand auch im Bereich Wohnen etwas zu einer enkelgerechteren Zukunft beitragen und dabei auch noch viel Geld sparen!
Inhalt
Nachhaltiges Wohnen – Heizen
Richtiges Lüften
Richtiges Lüften ist sehr wichtig und wird gerne unterschätzt. Wer davon überzeugt ist, dass ein ständig gekipptes Fenster am besten wäre, weil so immer nur ein wenig kalte Luft reinkommt und man immer „gute Luft“ im Raum hat, irrt gewaltig. Aus mindestens 2 Gründen.
Es geht (zu) viel warme Luft verloren
Mit einem ständig gekippten Fenster geht durchgehend warme Luft verloren, was die Heizkosten und damit den Verbrauch je nach Außentemperatur sehr stark in die Höhe treibt. Damit wirfst du wirklich auch viel Geld zum Fenster hinaus! Man spricht von ca. 20 % Ersparnis bei den Heizkosten durch richtiges Lüften!
Reißt man ein Fenster oder besser 2 für einen Durchzug der Luft für ca. 5 bis maximal 10 Minuten auf, so erfolgt ein sehr rascher Luftaustausch. Das fühlt sich zwar sehr kalt an, aber eben nur kurz. Durch das kurze Stoßlüften werden weder der Boden, die Wände noch die Einrichtung abgekühlt. Dadurch erwärmt sich der Raum nach dem Schließen des Fensters / der Balkontür sehr schnell wieder.
Kondenswasser und Schimmelbildung
Ein ständig gekipptes Fenster führt neben dem hohen Energieverlust zusätzlich dazu, dass sich durch das starke Abkühlen der Fensterlaibungen Kondenswasser bilden kann. Die warme und feuchte Luft des Raumes stößt auf die kalte Mauer. Die Luft kühlt dort dann ab und nachdem kalte Luft weniger Wasser halten kann, kondensiert das Wasser auf der Mauer.
Das kann in weiterer Folge zur Schimmelbildung führen, entweder sichtbar am Fensterrahmen oder auch eine Weile unsichtbar im Mauerwerk. Das ist gesundheitsschädlich, äußerst unschön und Schimmelentfernung kann auch viel Geld kosten.
Die richtige Temperatur
Gerade im Winter haben es viele in der Wohnung gerne sehr warm. Zu warm. Man muss zwar auch nicht frieren, aber es ist auch nicht notwendig, im Winter mit einem T-Shirt durch die Wohnung laufen zu können. Und wenn es vor dem Fernseher beim gemütlichen Herumhängen ein wenig zu kühl wird (das ist halt so, wenn man sich kaum bewegt), dann einfach eine kuschelige Decke über den sich entspannenden Körper.
Schon 1℃ weniger Raumtemperatur spart 6 % Heizkosten. Das ist kein „Lärcherl-Schas“, wie wir Österreicher gerne sagen, wenn wir meinen, dass etwas doch recht viel ausmacht. Bei 2.000 € Heizkosten macht das immerhin 120 € pro Jahr aus.
Austausch der Fenster
Zugegeben: Ich persönlich habe damit wegen der damit verbundenen, doch recht hohen, Kosten viel zu lange gewartet. Bei uns haben sich die Kosten am Ende auf 22.000 € belaufen – für 11 Fenster und 2 Balkontüren. Bund und Land fördern in Österreich so einen Fenstertausch allerdings aktuell (2022) recht gut, weil auch dem Staat der Schutz des Klimas am Herzen liegt.
Wenn man sich auch gleich einen Energieausweis ausstellen lässt (ja, auch der kostet etwas), kann man eine etwas höhere Förderung erlangen.
Eine kleine „Falle“ gibt es bei der Förderung allerdings: die geförderten Prozente klingen zu Beginn höher, als es am Ende sind! Grund: der Förderbetrag ist pro m² Fensterfläche gedeckelt (im Jahr 2022 mit 600 €). Nachdem unsere angeschafften Fenster (3-fach Verglasung inklusive innenliegender Jalousie) fast das 3-fache gekostet haben, fällt der Förderbetrag dann auch viel niedriger aus. Trotzdem haben wir am Ende von Bund und Land insgesamt 5.000 € Förderung erhalten, was schon spitze ist!
Während in den letzten Wintern bei allen Fensterritzen die kalte Luft spürbar hereingezogen ist und bei Wind die Vorhänge gewackelt haben, ist in diesem Winter eine wirklich spürbare Verbesserung zu bemerken. Da zieht nichts mehr, die Fensterbänke sind nicht mehr eiskalt und bei den 2 Balkon-Türen ist auch der Boden in der Nähe der Türen nicht mehr unangenehm kalt.
Und während die alten Fenster im Winter wegen der Bildung von Kondenswasser ständig innen nass waren und die Rahmen am unteren Rand schon zu schimmeln begonnen haben, bleibt mit den neuen Fenstern auch bei hohen Minusgraden alles trocken. So, wie es eben sein soll.
Austausch der Heizung
Das wird unsere nächste, größere Anschaffung, denn bei uns im Keller steht noch eine Ölheizung. Und fossile Energie ist definitiv etwas, von dem wir unbedingt weg müssen.
Welche Heizung es am Ende dann bei uns werden wird, wissen wir noch nicht. Wir leben in einem großen Haus mit einem Zweitbesitzer, und so wollen wir uns diesmal bei der Heizung abstimmen und statt 2 Öfen (bisher hat jeder einen eigenen) eine gemeinsame Anlage errichten. Eine gemeinsame, etwas größere Anlage, kann sehr viel besser optimiert werden, als 2 getrennte.
Wir werden dazu auf jeden Fall auch die Salzburger Energieberatung (kostenlos) in Anspruch nehmen. Ein sehr guter Service, der uns auch vor Fehlinvestitionen bewahren kann.
Nachhaltiges Wohnen – Stromverbrauch
Küche & Kochen
Welche Geräte braucht es?
Die Küche bietet ein sehr großes Spar-Potential, wenn es um Stromkosten geht, denn elektrische Geräte gibt es in der Küche sehr viele. Oft zu viele. Überlege dir vor dem Kauf, ob du auf so manches der Geräte nicht eventuell auch verzichten kannst. Wenn ich mir so überlege, was bei uns alles in der Küche steht, dann haben wir da in der Vergangenheit massiv über die Stränge geschlagen.
Beim Kauf von Geräten solltest unbedingt auf die Geräteklasse achten, so sparst du quasi schon beim Kauf viel Strom. Denn die Mehrkosten in der Anschaffung amortisieren sich schon nach wenigen Jahren.
Der Geschirrspüler
Ein Gerät, auf das der heutige Haushalt kaum noch verzichten will. Achte darauf, dass der Geschirrspüler immer ganz voll ist. Ein halb gefüllter Geschirrspüler braucht in der Regel nicht viel weniger Strom, als ein voll befüllter, auch wenn moderne Geräte durch entsprechende Automatik-Programme hier zu optimieren versuchen.
Wähle, wenn möglich, ein „Eco-Programm“. Die Laufzeit ist zwar deutlich länger, als bei normalen Programmen, aber der Energiebedarf ist trotzdem niedriger. Warum? Weil bei diesen Programmen längere „Leerlauf-Zeiten“ enthalten sind, wo der Schmutz am Geschirr einfach nur aufgeweicht wird und damit dann einfacher abzuwaschen ist.
Empfehlenswert ist, dass man ca. einmal pro Woche mit einem 70 ℃ Programm wäscht, um Fettablagerungen im Gerät zu vermeiden. Diese können am Ende nämlich das Gerät beschädigen bzw. Ventile verstopfen.
Am Herd
Hier kannst du vor allem durch 2 Dinge immens viel (ca. 30 %) sparen: die richtige Platte auswählen und wenn immer geht den Deckel drauf.
(Warm-)Wasser und Wäsche
Duschen statt Vollbad
Früher war es üblich, sich öfter einmal genüsslich ein Vollbad einzulassen. Duschen war etwas, was man nur getan hat, wenn es einmal schnell gehen musste. Unsere heutige Zeit bringt es mit sich, dass zumeist ohnehin alles schnell gehen muss und so wird mittlerweile auch vermehrt geduscht.
Im Hinblick auf den Wasser- und Energieverbrauch auf jeden Fall sehr gut. Denn Duschen verbraucht sehr viel weniger Wasser und damit auch Energie. Fortgeschrittene lassen zudem in der Dusche das Wasser nicht durchgehend laufen, sondern drehen es beim Einseifen ab. Ja, du hast richtig gelesen: Seife. Kein Duschgel in der Plastikflasche und oftmals zusätzlich einen hohen Anteil an Mikroplastik im Duschgel selbst.
Tropfender Wasserhahn und Sparventil
Ein tropfender Wasserhahn sieht so harmlos aus. Was soll so ein Tropfen alle paar Sekunden schon viel ausmachen? Im Jahr können das allerdings über 2.000 Liter sein!
Sehr viel sparen kann man auch durch Strahlreglereinsätze, die je nach Ausführung um die 30 % Wasser sparen. Den verminderten Druck merkt man zumeist gar nicht.
Wassermenge Klospülung
Viele Klospülungen kennen eine eigene Spülung fürs „kleine“ und „große“ Geschäft. Wasser sparen kannst du auch damit, dass du die Wassermenge, die in den Spülkasten gelangt, begrenzt. Die Schwimmer, welche die Wasserzufuhr sperren, sobald genug Wasser im Spülkasten ist, können nämlich flexibel eingestellt werden.
Wäsche waschen & trocknen
Die Waschmaschine soll, wie der Geschirrspüler auch, immer voll sein. Und ähnlich wie beim Geschirrspüler, kann man auch bei der Waschmaschine danach trachten, mit einer möglichst niedrigen Temperatur zu waschen.
Thema Waschmittel: möglichst gering dosieren! Die meisten verwenden viel zu viel Waschmittel, was der Umwelt schadet und schlimmstenfalls auch die Haut reizen kann.
Und bitte verzichte auf diese unnötigen Tabs! Diese lassen sich nicht dosieren und belasten durch ihre oft zusätzliche Verpackung sinnlos die Umwelt!
Ein Wäschetrockner ist sicher sehr praktisch, wenn man in einer Wohnung lebt und keinen Platz zum Aufhängen der Wäsche hat. Allerdings verbraucht der Trockner bis zu 3x so viel Strom, als die Waschmaschine! Solltest du die Möglichkeit haben, deine Wäsche auch aufzuhängen, dann solltest du das, wenn immer möglich dem Trockner vorziehen.
Beleuchtung
Du bist eine:r derjenigen, die sich einen großen Vorrat an Glühbirnen angelegt hat, als sie damals abgekündigt wurden? Nicht gut! Glühbirnen sind genaugenommen bessere Heizungen als Lichtquellen. Wer das nicht glauben will, muss ja nur eine Glühbirne anfassen, nachdem sie auch nur 10 Minuten geleuchtet hat. „Das Licht brennen lassen“ kommt nicht von irgendwo her.
LEDs brauchen ca. 90 % weniger Strom. Und das in den Anfangszeiten sehr kühle und blaue Licht gehört mittlerweile auch der Vergangenheit an. Solltest du also noch Glühbirnen im Einsatz haben: weg damit, auch wenn sie noch nicht kaputt sind! In diesem Fall ist es wirklich besser, etwas Funktionierendes zu entsorgen.
Nachhaltiges Wohnen – was sonst noch?
Im Hinblick auf Nachhaltigkeit generell, gäbe es auch sehr vieles, was man an dieser Stelle erwähnen könnte. Wie in vielen Lebensbereichen der Verzicht auf Plastik etc. – aber darum soll es in diesem Artikel nicht gehen. Hier verweise ich dich gerne auf meinen Artikel Nachhaltigkeit im Alltag – der Weg ist das Ziel, in dem du viele weitere Tipps findest, wie du nachhaltiger leben kannst.
Nachhaltiges Wohnen: Jeder Schritt zählt. Von Energieeffizienz bis Recycling – kleine Veränderungen in unserem Zuhause können einen großen Beitrag zum Umweltschutz leisten. 🌱🏡 #NachhaltigesWohnen Schöne Grüße von Hubert
Das sind gute Tipps. Bei Geschirrspüler mache ich oft das Kurzprogramm, weil oft ausreichend. Wir waren jetzt 4 Wochen ohne Geschirrspüler- und es ist auch gegangen. Ergo spüle ich das meiste wieder von Hand. Auch bei der Waschmaschine kann man sparen, wenn man das Waschprogramm verkürzt.
Und ein paar Solarzellen am Dach sind auch hilfreich.
Servus Marion!
Danke für deine Rückmeldung!
Ja, du hast recht – Solarzellen / eine PV-Anlage ist auch ein wichtiger Part. Wir planen eine PV-Anlage zum Laden meines E-Autos (kleiner Zoe, kein Renn-Auto 😉) auf dem Dach einer Gartenhütte und zusätzlich als Geländer am Balkon (das muss nach 40 Jahren ohnehin ausgetauscht werden).
Achtung beim Geschirrspüler: das Kurzprogramm braucht in der Regel sehr viel mehr Energie! Das Geschirr wird nur deswegen so schnell sauber, weil die Maschine im Kurzprogramm mit mehr Wasser und mehr Hitze arbeitet und auch öfter spült. Einen ausführlichen Artikel dazu findest du übrigens hier: Warum das Kurzprogramm schädlich ist.
Have fun
Horst