Zuletzt aktualisiert am 8. April 2021 um 23:34
Der Hochkalter (2607 m) wurde für mich im Jahr 2004 zu so etwas wie einem Schicksalsberg. Diese wunderschöne Erhebung im Berchtesgadener Land ganz in der Nähe des noch bekannteren Watzmann wurde für mich zu einer Grenzüberschreitung in zweierlei Hinsicht.
Zum einen, weil es in diesem Blog um Wanderungen in Österreich mit Schwerpunkt Salzburger Land geht und damit der Hochkalter, der sich auf deutschem Boden befindet, hier streng genommen nichts zu suchen hat. Zum anderen, weil mir dieser herrliche Bergrücken mit seinen ca. 2000 Höhenmetern meine Grenzen aufgezeigt hat und der Startschuss für eine Zeit mit größeren Knieproblemen gewesen ist.
Inhalt
Hochkalter Hochgenuss
Die Wanderung auf den Hochkalter würde ich aber auch so nicht vergessen, denn die sehr anspruchsvolle Rundtour ist schon ein Hochgenuss! Ein sehr abwechslungsreicher und spannender Aufstieg mit kurzen Kletterpassagen im zweiten Grad und einer kleinen „Mutprobe“ auf dem Gipfelgrat und einem wunderschönen Abstieg durch das Ofental. Wirklich mehr als empfehlenswert! Ja, auch das Berchtesgadener Land ist wunderschön!
Da das mittlerweile schon fast 13 Jahre zurückliegt und ich mich nur bedingt an Details des Weges erinnern kann, will ich an dieser Stelle einige der schönsten Bilder zeigen und für die Beschreibung der Tour auf Tourentipp.de verweisen: „Hochkalter Bergtour„.
Hochkalter Schicksalsberg
Die knapp 2000 Höhenmeter Aufstieg auf den Gipfel haben mir schon einiges abverlangt. Und da ich nicht wirklich der große „Klettermaxe“ bin, haben mich die Kletterpassagen und die ausgesetzten Stellen auch psychologisch etwas an meine Grenzen gebracht. So ganz wohl war mir bei manchen Stellen am Gipfelgrat nicht.
Und natürlich heißt es – wer 2000 Höhenmeter nach oben geht, muss diese in der Regel auch wieder nach unten bewältigen. Meine Kondition war damals für meine Verhältnisse okay, aber auch nicht gerade der Brüller. So habe ich dann beim Abstieg langsam aber sicher immer mehr meine Oberschenkel gespürt. Klar wollte ich mir keine Blöße zeigen – wir waren eine Gruppe von 5 Leuten – und so habe ich die Zähne zusammengebissen und nicht laut nach „Pause“ gerufen. Das sollte sich rächen. Wie sehr wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Den Abstieg ins Ofental habe ich dann immer weniger genießen können, um es positiv auszudrücken. Irgendwann konnte ich das Tempo der Gruppe beim besten Willen nicht mehr halten, denn meine Knie begannen immer mehr zu schmerzen. Eine Pause war nun wirklich unvermeidbar. Nach 10 Minuten – mehr wollte ich mir nicht gönnen bzw. den anderen nicht zumuten, denn immerhin mussten diese unten dann auf mich ja warten – ging es wieder weiter. Was soll ich sagen, ohne an dieser Stelle als Weichei dazustehen? Die stechenden Schmerzen insbesondere im rechten Knie wurden unerträglich und ich begann, rückwärtszugehen. Zum Glück waren wir schon relativ weit unten. Relativ. Aber immerhin war der Weg einfach genug, um ihn rückwärts gehend zu schaffen.
Und so bin ich dann gemeinsam mit meiner Frau die letzten 2 Stunden (!!) zu einem großen Teil rückwärts gegangen. Wahrlich kein Spaß!
Jugendsünden
Soll man es Jugendsünden nennen oder habe ich einfach nur Pech, nicht über „das beste Material“ zu verfügen? Ausgelassen habe ich in meiner Jugend nichts, was auf die Knie geht. Fußball, natürlich im Winter auch in der Halle. Tennis und Squash. Volleyball am Sand und in der Halle. Und vom Berg hinunter ging es immer nur im Laufschritt, schließlich war ich jung und so etwas von fit.
Und jetzt? Rückwärts vom Berg?
Meniskus ist „Matsch“ und ein Idiot als Arzt
Kurz darauf ging es zum Arzt. Zu mehreren Ärzten. Unter anderem wurde auch eine Computertomografie gemacht. Mein Hausarzt (nein, das ist nicht der in der Überschrift zitierte Idiot – von meinem Hausarzt halte ich sehr viel) hat die Bilder damals so beschrieben: „Salopp ausgedrückt ist dein Meniskus Matsch und ich würde eine Operation empfehlen.“
Ich war dann schon im Krankenhaus um mir einen Termin für die OP geben zu lassen. Der Arzt war aber eine schlichte Katastrophe. Er hat mit mir während der gesamten Voruntersuchung kein einziges Wort gewechselt, sondern seiner Assistentin Sätze angesagt wie: „Der Patient wird darauf hingewiesen, dass eine Operation nicht zwingend eine Verbesserung bringen wird, sondern dass sich der Zustand durch eine Operation auch verschlechtern kann.“ Aha. Gut zu wissen! Meine direkte Frage, was er mir als Arzt aufgrund seiner Erfahrung mit Knieoperationen empfehlen würde, hat er so beantwortet: „Ich empfehle ihnen gar nichts. Es ist einzig und allein ihre Entscheidung, ob sie eine Operation haben wollen oder nicht.“
Ich habe mich dann entschieden. Gegen eine OP.
Knieprobleme sind Mist
Knieprobleme sind Mist. Vor allem auch deshalb, weil man sich dann nicht gerne bewegt. Wer will schon gerne Schmerzen bei sich hervorrufen? Aber sich nicht zu bewegen, ist für Knieprobleme ebenso tödlich, wie sich zu viel zu bewegen. Denn das Knie braucht die Bewegung um den Knorpel zu durchbluten und vor allem auch, um die das Knie umgebenden und unterstützenden Muskeln nicht verkümmern zu lassen. Davon ganz abgesehen, dass der Mensch dazu neigt, Gewicht zuzulegen, wenn er sich wenig bewegt. Und auch das ist wiederum schlecht für die Knie.
Als alter Statistikfan habe ich meine zurückgelegten Höhenmeter immer aufgezeichnet. Schön zu sehen der Knick nach unten nach dem Vorfall am Hochkalter im Jahr 2004. 2006 war der absolute Tiefpunkt erreicht.
Der Nockstein als mein Retter
2007 habe ich dann langsam damit begonnen, mich wieder mehr zu bewegen. Der Nockstein, mein Hausberg – nur 10 Minuten mit dem Auto von mir entfernt – wurde zu meinem idealen Trainingsberg. Und so habe ich mich langsam immer mehr gesteigert und siehe da: Meine Knieprobleme haben sich mehr und mehr gebessert.
Einen Tipp habe ich auch noch parat: um die Muskulatur speziell im Kniebereich zu verbessern, ist es eine sehr gute Übung, auf einem Bein zu stehen. Damit werden insbesondere jene Muskeln trainiert, die das Knie seitlich stabilisieren. Das mache ich konsequent seit 2006 jeden Tag jeweils 30 Sekunden mit jedem Bein. Während des Zähneputzens, denn da steht man ja ohnehin sonst nur sinnlos herum. Ich bin mir recht sicher, dass auch das dazu einiges beiträgt, dass meine Knie wieder recht gut mitspielen.
Den Hochkalter, meinen ganz persönlichen Schicksalsberg, sehe ich jeden Tag, wenn ich zur Arbeit fahre. Ich mag ihn trotzdem, denn am Ende kann der Berg rein gar nichts dafür.
Und dieses herrliche Bergmassiv neben dem Watzmann hat mich gelehrt, dass man auf die Signale seines Körpers hören sollte.
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