Zuletzt aktualisiert am 7. April 2021 um 11:01
Nachhaltigkeit beim Wandern? Aber ich bin doch ohnehin zu Fuß unterwegs und erzeuge keine Abgase, warum soll ich mir dann noch lange über das Modewort Nachhaltigkeit Gedanken machen? Nur weil seit einiger Zeit jeder ganz laut Nachhaltigkeit! schreit?
Ich habe mir im Rahmen meiner ultimativen 50 Punkte Lebens-Checklist unter anderem vorgenommen, mich mit diesem Thema intensiver zu beschäftigen. Und sobald man etwas näher drüber nachdenkt, ob und wie man sich auch beim Wandern nachhaltig verhalten kann, fallen einem plötzlich viele Punkte dazu ein. Was mir dazu eingefallen ist, findest du in diesem Artikel.
Inhalt
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Lass‘ uns zuerst einmal den Begriff definieren, bevor wir uns darüber Gedanken machen, wie uns du und ich als Wanderer nachhaltiger verhalten können.
Grob gesagt bedeutet Nachhaltigkeit den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Zum Beispiel soll nicht mehr Holz gefällt werden, als nachwachsen kann. Oder etwas allgemeiner formuliert: Man soll nicht mehr von einer Ressource verbrauchen, als diese sich regenerieren bzw. künftig wieder bereitgestellt werden kann. Wir sollen also nicht so leben, als ob wir die letzte Generation von Menschen dieser Erde wären. Sondern so, dass auch unsere Urenkel noch ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben, um ein gutes Leben führen zu können.
Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, dass wir nicht nur keine Ressourcen verschwenden, sondern auch sorgsam mit unserer Umwelt umgehen müssen. Also zum Beispiel kein Wasser zu verschmutzen. Oder keinen Abfall ins Gelände zu werfen und so die Schönheit der Natur zu erhalten. Und hier schließt sich langsam auch der Kreis zum Wandern.
Nachhaltigkeit beim Wandern
Abfall
Wer wandert, der produziert zumeist auch Abfall. Sei es durch mitgebrachte Getränkeflaschen, Dosen, Verpackungsmüll oder Zigarettenstummel. Selbstredend, dass man den Abfall nicht so einfach „an einer Stelle, wo es ohnehin keine(r) sieht“ ins Gelände wirft!
Das sollte jeder wissen. Schließlich gibt es auch Tiere, die sehr wohl jeden Müll „sehen“ oder Böden und das Grundwasser, die durch den Müll versaut werden.
Einen ausführlichen Artikel zum Thema Müll in den Bergen habe ich vor einiger Zeit schon geschrieben, den solltest du lesen. Nein, nicht irgendwann. Jetzt! Saubere Berge nennt er sich. Wie? Du wirfst ohnehin nichts weg, außer vielleicht eine Orangenschale oder maximal ein Papiertaschentuch, welches ohnehin nach ein oder 2x regnen verschwunden ist? Saubere Berge lesen!
Anreise
Nachdem Nachhaltigkeit ja auch bedeutet, Ressourcen zu sparen, kann man auch die Anreise oder Abreise zu einer Tour nachhaltiger gestalten. So kann man versuchen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Oder zumindest danach trachten, mit möglichst wenigen Autos zu einer Tour zu fahren und Fahrgemeinschaften zu bilden. Die steigende Anzahl an Park & Ride Flächen macht es einfacher, wenigstens Teilstrecken gemeinsam zu fahren.
Jause
Wer wandert, wird hungrig! Es geht nichts über eine gute Jause (Brotzeit – für meine deutschen Besucher) am Gipfel oder auch schon auf dem Weg. Wenn man sich in der frischen Luft bewegt, schmeckt es dann noch viel besser.
Wie kann man in Zusammenhang mit der wohl verdienten Jause Nachhaltigkeit leben? Man kann Speisen kaufen, die einen möglichst niedrigen ökologischen Fußabdruck haben. Nein, ich will dich nicht zum Veganer machen (Fleisch benötigt verhältnismäßig viel Platz und Energie zur Erzeugung), aber achte doch bei deinem nächsten Einkauf auf die Verpackung und woher das Lebensmittel kommt.
Die Unterschiede bei der Verpackung sind teilweise recht groß. Vermeide, wenn geht Lebensmittel, die in Kunststoff verschweißt sind. Also besser die frische Wurst von der Theke als die abgepackte aus der Tiefkühltruhe. Wenn du gerne Süßes essen solltest – hier ist die (sinnlose) Verpackung teilweise wirklich enorm. Achte bitte das nächste Mal darauf!
Und lokale Lebensmittel sind in jedem Fall gegenüber gleichen Lebensmitteln aus Übersee oder woher auch immer zu bevorzugen. Nicht nur um die lokale Wirtschaft zu fördern – was natürlich ebenfalls zu begrüßen ist. Sondern vor allem, weil ein langer Transportweg auch eine Menge verbrauchter Ressourcen und Umweltverschmutzung bedeutet.
Wenn du zum Bäcker gehst, könntest du das Gebäck doch gleich in eine mitgebrachte Brotdose/Lunchbox einpacken, anstatt das Zeug in ein Papiersackerl verpacken zu lassen.
Wenn du dir bereits Zuhause dein Jausenbrot herrichtest, dann wickle es nicht in Alufolie ein, sondern in Bienenwachstücher.
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Getränke
Muss es wirklich eine Plastikflasche sein, die du zum Wandern mitnimmst? Klar kann es praktisch sein, eine leichte Flasche in den Rucksack zu packen, aber es geht auch anders.
Mindestens genauso praktisch ist es, eine Alu-Getränkeflasche zu kaufen und in diese dann vor jeder Wanderung Leitungswasser einzufüllen. Getränke mit Kohlensäure sind ohnehin nicht ideal beim Sport. Verzichte also beim nächsten Mal auf deine geliebte Apfelsaftschorle in der Plastikflasche und versuche es mit Leitungswasser. Du wirst sehen, beim Wandern hast du genügend Durst, dass du dich auch durchaus mit Leitungswasser zufriedengeben kannst.
Sehr praktisch dazu ist ein Trinkgürtel Werbung, in dem man eine entsprechende Getränkeflasche Werbung gut unterbringen kann.
Kleidung
Ich habe nirgends geschrieben, dass es einfach ist, sich nachhaltig zu verhalten. Und ja, ich gebe zu, auch ich halte mich (noch) nicht an alles, was ich hier zum Thema Nachhaltigkeit sammle.
Im Rahmen der Kleidung wird es schon recht aufwändig und nicht immer einfach, herauszufinden, welche in Bezug auf unsere Umwelt möglichst schonend erzeugt und transportiert wird. Was aber jeder von uns recht einfach umsetzen kann: Kleidung möglichst lange behalten und nicht immer gleich dem neuesten Modetrend hinterher hetzen. Das spart Ressourcen (Materialien und Energie) für die Herstellung und den Transport und vermeidet zudem auch Müll.
Wer mich also mit T-Shirts sieht, die Fäden ziehen (leider ein großes Übel bei vielen Funktionsshirts heutzutage, auch bei Markenherstellern) – das nennt sich Nachhaltigkeit. Denn ich habe keine Lust ein T-Shirt nach 2x tragen in den Müll zu werfen.
Das war es schon?
Nein, ganz bestimmt nicht! Das sind nur die Dinge, die mir innerhalb kürzester Zeit in den Kopf geschossen sind.
Einen sehr guten Artikel, der gut zum Thema passt, hat der Southtraveler geschrieben. Solltest du auch noch lesen, wenn du an diesem Thema interessiert bist und etwas bewusster verreisen willst: Verantwortungsvoll reisen: Was ich auf meinen Reisen gelernt habe.
Auch Jan von The Hike Tribe hat sich Gedanken zu diesem so wichtigen Thema gemacht: Nachhaltig(er) Wandern – Tipps & Tricks.
Welche Dinge fallen dir noch ein, die das Wandern nachhaltiger gestalten können? Schreib es einfach in einem Kommentar!
Hallo Horst,
das Thema ist nach wie vor aktuell und ich habe auch gerade einen Beitrag dazu veröffentlicht (und dich verlinkt): https://thehiketribe.com/de/nachhaltig-wandern/
Das abgebildete T-Shirt schaut genau wie viele meiner Shirts aus, aber gerade bei einem teuren Merinoshirt versuche ich es immer zu flicken und so lange zu tragen, bis es komplett auseinanderfällt :)
Viele Grüße,
Jan
Servus Jan!
Vielen Dank für deinen Kommentar und das Verlinken meines Artikels!
Je mehr Leute über das Thema schreiben, desto besser. Habe gerade deinen Artikel gelesen und halte ihn für eine gute Ergänzung zu meinen angeführten Punkten, weshalb ich ihn gerne verlinkt habe.
Have fun
Horst
[…] Auch andere Outdoor-Blogger haben sich zum Thema „Nachhaltigkeit und Wandern“ Gedanken gemacht und darüber geschrieben. Hier ist einer Auflistung von weiteren lesenswerten Artikel: https://www.wanderforschung.de/files/wandern-und-nahhaltigkeit-21242219697.pdf https://www.littleredhikingrucksack.de/2018/12/01/wandern-von-natur-aus-nachhaltig-2/ https://blog.austria-insiderinfo.com/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-beim-wandern/ […]
zum Thema Abfall bzw. Lebensmittel kann man noch sagen, dass man schon versuchen kann Abfall zu vermeiden, z.B. eine Glasflasche mit Kranwasser füllen, statt eine Plastikflasche zu kaufen oder den Proviant in eine Brotdose packen, statt in eine Brottüte
Servus Melli!
Danke für deine Rückmeldung!
Was bitte ist Kranwasser? Kannst du mich bitte aufklären? Aber klar: Plastikflaschen vermeiden und Leitungswasser in eigenen Trinkflaschen mitnehme ist gut!
Auch das Proviant direkt in eine Brotdose zu verpacken, ist gut!
Ich werde deine Anregungen im Artikel unterbringen – vielen Dank!
Have fun
Horst
Ein guter Artikel! Was mir noch einfällt: nicht die Wanderwege verlassen und querfeldein laufen. Und an alle Hundebesitzer: Bitte leint Eure Hunde in Naturschutzgebiete und im Wald an! Wildtiere mögen es nicht, aufgeschreckt und durch den Wald gehetzt zu werden.
Servus Sabine!
Danke für deinen Kommentar!
Ja, deine Punkte passen auch in diesen Artikel gut rein, stimmt! Am Sonntag, also morgen, folgt ein Artikel zum Verhalten in den Bergen und da kommt das mit den Hunden zum Beispiel vor. Nachhaltigkeit ist ja ein sehr weitläufiger Begriff, wodurch dieser teilweise schon auch zum Schimpfwort mutierte. ;-)
Das mit dem „auf dem Weg bleiben“ nehme ich in den Artikel vom Sonntag – danke auch für diesen Hinweis!
Have fun
Horst