Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024 um 7:47
Warum soll ausgerechnet ich die Welt retten? Warum soll ich mich einschränken, während andere sich noch weit schlimmer verhalten, als ich es selber je getan habe oder je tun werde?
Und schließlich lebe ich ja auch nur einmal. Da lasse ich mir mein Vergnügen ganz bestimmt nicht verderben und von Besserwissern und Gutmenschen wie dir ganz sicher kein schlechtes Gewissen einreden! Ich soll keinen SUV fahren, aber du fliegst zum Wandern nach Mallorca in den Urlaub? Na klar! Selber die Luft verpesten, aber mich dumm anmachen und zurechtweisen wollen!
Die Welt sollen diese Gutmenschen oder gerne auch du retten, wenn du schon meinst, aber nicht ich!
Irgendein Ich-Ich-Ich Typ
Ja, solche oder ähnliche Sätze musst du ertragen können, wenn du dich für Nachhaltigkeit einsetzt. Wenn du zu den anderen, also den potenziellen Weltrettern, gehören willst, dann kann eine dicke Haut nicht schaden.
Inhalt
Nachhaltigkeit – wieder so ein Bullshit-Bingo Begriff!
Langsam aber sicher nervt dieses blöde Gerede um Nachhaltigkeit nur noch. Nachhaltigkeit hier, Nachhaltigkeit da. Jeder will nur noch nachhaltig sein. Das ist Bullshit-Bingo vom Feinsten, das hier gespielt wird! Und ganz davon abgesehen: Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mir von meinem sauer verdienten Geld einen SUV kaufe oder eine Karibik-Kreuzfahrt zur Erholung unternehme?
Irgendein Ich-Ich-Ich Typ
Ganz einfach: weil auch nach deiner Existenz noch Menschen auf der Erde leben werden und es schon ziemlich egoistisch ist, in die Vollen zu greifen, ohne wenigstens das eigene Handeln zu hinterfragen. Obwohl langsam jeder wissen müsste, dass der Großteil von uns weit mehr Ressourcen verbraucht, als zur gleichen Zeit von der Erde generiert werden können. Und genau das geht auf Kosten zukünftiger Generationen.
Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich genau?
Gute Frage! Das ist gar nicht so einfach, weil der Begriff Nachhaltigkeit vieles umfasst und sich dessen Bedeutung im Laufe der Zeit auch etwas verändert hat.
Die Definition in der Wikipedia lautet wie folgt: „Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.“
Irgendwie klingt das doch etwas kompliziert. Ressource – Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems. Ein einfaches Beispiel dazu macht das Ganze schon sehr viel verständlicher: in Bezug auf die Ressource Holz heißt das, dass du nicht mehr Holz verbrauchen solltest, als wieder nachwachsen kann.
Dabei solltest du nicht nur an das Holz denken, welches du zum Heizen verwendest, sondern insbesondere zum Beispiel auch an Tropenholz, welches für Möbel verwendet wird.
Welterschöpfungstag
Der Welterschöpfungstag oder in Englisch der Earth Overshoot Day ist der Tag im Jahr an dem jene Ressourcen des aktuellen Jahres bereits erschöpft sind, die die Erde in einem Jahr erneuern kann. Dabei geht es zum Beispiel um das CO2, welches die Erde verkraftet, gerodeten Wald der wieder nachwachsen kann, Fische und andere Ressourcen. Weltweit betrachtet liegt dieser Tag in den letzten Jahren um den 1. August. Hochgerechnet bedeutet das, dass die Menschheit im Durchschnitt derzeit ca. 1,7 Erden verbraucht.
In hoch zivilisierten und wohlhabenden Ländern wie Österreich sieht das Ganze noch sehr viel schlimmer aus. Da fällt dieser Tag auf Mitte April, was heißt, dass wir nahezu 3 Erden verbrauchen. (Quelle: ORF.at)
Durchschnittseinwohner der USA benötigen gar 5 Erden für ihr Leben. (Quelle: Wieviele Planeten?).
Es geht also nur um Ressourcen, oder?
Nein, es geht noch um mehr. So geht es auch um eine gewisse soziale Verantwortung. Wie werden die Mitarbeiter behandelt, die (Billig-)Produkte herstellen? Werden sie schutzlos Chemikalien ausgesetzt? Steckt Kinderarbeit dahinter, um Waren noch günstiger produzieren zu können?
Wird bei der Produktion die Umwelt übermäßig geschädigt? Also zum Beispiel Abwässer einfach in den nächsten Fluss geleitet und somit das Grundwasser verseucht? Abgase ungefiltert beim Schornstein hinausgeblasen und die Luft der umliegenden Wohnorte verpestet?
Für all das können du und ich als Konsumenten Verantwortung übernehmen.
Ja, es ist wirklich anstrengend und aufwendig, sich um all das zu kümmern. Aber du musst ja nicht alle Probleme auf einmal lösen! Für den Anfang reicht eine gewisse Sensibilität und Hausverstand. Ein T-Shirt unter 10€ wird nur in den seltensten Fällen nachhaltig produziert worden sein. Halte die Augen offen und beginne damit, immer wieder einmal Artikel zu lesen und entsprechende Dokumentationen in TV und Video anzusehen.
Enkelgerecht verhalten
Für mich heißt Nachhaltigkeit vor allem Achtsamkeit. Achtsamkeit in Bezug auf die Ressourcen, die ich verbrauche. Achtsamkeit in Bezug auf die Umwelt. Sehr gut gefällt mir auch die Aussage, dass man sich „enkelgerecht“ verhalten soll. Also so, dass auch deine Enkel das Leben noch in gleichen Maßen genießen können, als du es jetzt kannst.
Und das kann nur dann klappen, wenn wir (du und ich) uns in gewissen Bereichen einschränken und nicht gedankenlos mit unserer Erde, deren Ressourcen und Umwelt umgehen. Wir glücklichen Menschen, die in der 1. Welt leben dürfen, verbrauchen im Moment eben weit mehr, als die Erde auf Dauer zur Verfügung stellen kann (siehe oben).
Ich kann die Welt nicht alleine retten …
… deshalb lasse ich es gleich bleiben. An meinen paar Plastik-Kaffeebechern und Plastik-Strohhalmen wird die Welt schon nicht gleich zugrunde gehen! Und mein SUV verbraucht auch nur 6l Diesel, wenn ich ihn piano fahre. Also reg‘ dich nicht auf, da gibt es noch viel schlimmere Kisten, die auf den Straßen herumgurken!
Irgendein Ich-Ich-Ich Typ
Es läuft sehr oft darauf hinaus, dass man selbst nichts tun muss, da andere noch viel schlimmer sind.
Aber all diese Aussagen / Ausreden sind allesamt harmlos gegen jenen Kommentar, den ich zu einem Nachhaltigkeits-Artikel im Spiegel lesen musste.
„Die Nettozuwanderung nach Deutschland von Menschen aus wenig entwickelten Gebieten in den letzten zwei Jahren hat deren Ökologischen Fußabdruck knapp verdreifacht. Das sind aus dem Nichts rund 3 Millionen Fußabdrücke generiert worden. Da müssten jetzt viele, die schon länger hier leben, ihren Ökologischen Fußabdruck reduzieren, um überhaupt erst mal auf den Ausgangswert zu kommen. Aber manche Fakten sind eben nicht so gern gesehen.“ Quelle: Nachhaltigkeits-Training: noch kurz die Welt retten
Was der gute Mann genau damit meint, ist klar, auch wenn er es nicht beim Namen nennt (die Flüchtlinge sind schuld). Könnte ich kotzen (sorry). Aber darauf will ich an dieser Stelle auch gar nicht eingehen, das ist ein ganz anderes Thema, welches mich aktuell sehr bewegt / bedrückt.
Die anderen sind schuld!
Kernpunkt ist am Ende auch hier: wieder einmal sind es die anderen, die die Umwelt versauen und unsere Erde belasten, aber um Gottes willen doch nicht man selbst! Um Ausreden sind viele nicht verlegen, wenn es darum geht, das eigene Verhalten zu entschuldigen beziehungsweise in ein besseres Licht zu rücken – gerne auch auf Kosten des Rufes anderer.
Die Aussage „Ich kann die Welt nicht alleine retten!“ könnte man also auch anders interpretieren: „Ich will die Welt gar nicht retten, solange es andere gibt, die sich noch schlimmer verhalten oder einschränken könnten!“.
Wir haben die Welt schon einmal gerettet
FCKW (Flur Chlor Kohlenwasserstoffe) wurden in den 40er Jahren als Revolution gefeiert. Ein nicht brennbares und ungiftiges Gas, welches äußerst vielseitig einsetzbar war. Für Kühlschränke, Spraydosen, Insektensprays, Haarsprays und vieles mehr.
Es hatte nur einen sehr großen Nachteil: es hat die Zerstörung der Ozonschicht ausgelöst, welche die Strahlung aus dem Weltraum abschirmt. Allerdings hatte anfangs genau das noch niemand erkannt.
Erst viele Jahre später im Jahr 1974 haben Mario J. Molina und F.S. Rowland vor den Gefahren der FCKW gewarnt: das enthaltene Chlor führe zur Zerstörung der für alle Lebewesen auf der Erde so wichtigen Ozonschicht. Passiert ist daraufhin aber nichts. Die Gesellschaft wollte nicht glauben, dass dieses bisschen Gas alles Leben auf der Erde auslöschen könnte. Die beiden nähmen sich wohl zu wichtig und wurden von der Industrie als Feinde betrachtet. Die Chemiekonzerne wollten sich das Geschäft mit FCKW nicht nehmen lassen und haben die beiden attackiert.
Erst viele Jahre später kam es nach und nach zu einem FCKW Verbot. In Deutschland war das erst 1991 – also fast 20 Jahre nach der ersten Warnung der immensen Gefahr, die von FCKW ausgeht.
25 Jahre später kann man noch keine Entwarnung geben, aber eines hat der Kampf um die Erhaltung der Ozonschicht gezeigt: gemeinsam haben wir sehr wohl das Potential, auch große Probleme der Welt zu lösen. Und es beginnt bei dir!
Einen sehr interessanten und ausführlichen Bericht zum Thema Ozonloch findest du übrigens im Spektrum der Wissenschaft: 25 Jahre FCKW Verbot: Wie steht es um das Ozonloch?
Was du alles tun kannst
Was du persönlich alles tun kannst, ohne dich großartig einschränken zu müssen, ist sehr viel mehr, als du im ersten Moment annehmen würdest. Was das alles ist, findest du in einem eigenen Artikel zum Thema Nachhaltigkeit: Wie du die Welt retten kannst. Es würde den Umfang dieses Artikel sprengen. Ich bin ja schon froh, wenn ich dich bis hierher noch nicht verloren habe.
Danke auf jeden Fall, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen Artikel zu Ende zu lesen! Sich Zeit für dieses Thema zu nehmen, ist schon ein erster, sehr wichtiger Anfang. Halte deine Augen offen!
Lass‘ uns alle gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Welt auch für unsere Enkel noch eine ist, in der wir selber gerne leben würden!
Weitere Artikel zum Thema
Zuerst einmal herzlichen Dank an das Glücksmädl Lisa, die in Form einer Blogparade mehrere Blogger dazu bringen will, sich diesem so wichtigen Thema zu widmen. Gemeinsam können wir viel bewegen und so wollen wir der Nachhaltigkeit so viel Aufmerksamkeit als möglich schenken.
- Clemens Gull – digitaler Nomade
Digitale Nomaden sind nicht nachhaltig? - Sabrina – Smiles from abroad
Wie soll die Welt das ertragen?
Buchtipp
Auch wenn das nachfolgende Buch das Thema „gegen das Nichtstun ankämpfen“ etwas allgemeiner aufgreift, so halte ich es doch auch zum Thema Nachhaltigkeit und das Ansprechen von zum Beispiel Umweltthemen für sehr hilfreich.
Es macht Mut, Missstände anzusprechen und es hilft, sich gegen Beschimpfungen und Angriffe derer zu wappnen, die sich echtem Bullshit-Bingo hingeben: Menschen, die etwas zum Positiven bewegen wollen, als Gutmenschen und naive Möchtegern-Weltverbesserer zu bezeichnen.
- Sezgin, Hilal (Autor)
Letzte Aktualisierung 20.09.2024 / Affiliate Links / Bilder Amazon Product Advertising API
Zum Abschluss
Nachhaltigkeit ist kein Wettbewerb! Niemand muss ich schlecht fühlen, nur weil jemand anderer in einem bestimmten Bereich mehr für die Umwelt tut. Solltest du also einmal jährlich in den Urlaub fliegen, Bekannte von dir aber bewusst nur maximal alle 3 Jahre fliegen und sonst den Zug nutzen: alles ist gut!
Wichtig ist zu Beginn nur, dass du die Wichtigkeit dieses Themas erkennst und in dich gehst, wo du dich nachhaltiger verhalten kannst. Dann ist schon sehr viel gewonnen. Und du wirst sehen – sobald du erste Schritte setzt und konkret etwas tust, wird sich das gut anfühlen.
[…] Und wie die Welt andere Retten sollen schreibt Horst von Austria Insiderinfo. […]
[…] Horst von Blog.austria-insiderinfo mit Die Welt sollen andere retten […]
[…] von Austria Insiderinfo bringt Fakten auf den Tisch, erzählt euch vom Welterschöpfungstag und regt noch mehr zum Nachdenken […]
Nachdem ich deinen Artikel gelesen habe, hab ich mir Gedanken gemacht, wie man die Gesellschaft aufmerksam macht, damit diese auch bewusster agiert. Ich muss zugeben das ich nicht gerade ein Paradebeispiel bin. Daher bin ich auf den Gedanken gekommen, ob du nicht mit uns Teilen möchtest, wie du darauf aufmerksam geworden bist. Vielleicht kann sich die eine oder andere Person in deinen Gedanken „sehen“ und auch diese einen „Shift“ macht und sich bei vielen Sachen bewusster wird. Liebe Grüße, Victoria
Servus Victoria!
Vielen Dank für dein Feedback!
Wer ist schon ein Paradebeispiel? Und wie würde so etwas aussehen? Auf fast alles verzichten, weil es irgendwie auch die Umwelt schädigt? Man dürfte dann gar nicht mehr in den Urlaub fahren, schon gar nicht fliegen.
Darauf aufmerksam geworden. Hmm, gute Frage. Es war eine Summe von Ereignissen, die mich immer sensibler für das Thema gemacht haben. Müll in den Bergen, immer noch größere Autos (SUVs halte ich für völlig sinnfrei, boomen aber wie verrückt), Dokumentationen im TV über den Raubbau von Rohstoffen, das Ausnützen von Menschen, Kinderarbeit in Minen für Smartphone-Rohstoffe, die Plastikinseln im Meer …
Mir wurde immer mehr klar, dass es so nicht weitergehen kann und darf. Wir leben auf Kosten anderer und machen uns viel zu wenig Gedanken darüber, was unser Handeln alles auslöst.
Und so habe ich dann das Jahr 2018 für mich zum Jahr der Nachhaltigkeit ausgerufen. Einfach einmal bewusster konsumieren und informieren. Ich stehe auch erst ganz am Anfang – sehr weit weg, von einem Paradebeispiel, wie du erwähnt hast.
G hat in seinem Kommentar auch geschrieben, dass wir aufmerksamer sein sollten. Ich denke, dass genau das ein sehr gute Anfang ist.
Have fun
Horst
Du sprichst mit dem Thema Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema an. Ein Thema was auch mit der Ethik zu tun hat. Wir sollten mehr werd in Bildung und Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken. Ein wesentliches Problem bezüglich das sind auch Länder, die im Aufbaustatus sind, da wird der Wachstum der Wirtschaft stark gedrosselt, wenn auf Nachhaltigkeit geachtet werden muss. Meiner Ansicht nach sind wir als Menschheit in einer Zwischenstufe wo wir immer mehr einer Lösung kommen wo dies realistischer ist. Es wird interessant zu sehen, was als Nächstes kommen wird. Und danke für den Beitrag da wir alle mit unseren Part, Aufmerksamkeit diesbezüglich geben sollen.
Servus!
Ja, da bin ich ganz bei dir – Bildung und Aufklärung sind beim Thema Nachhaltigkeit ungemein wichtig!
Leider ist das Thema auch recht komplex, denn einige Dinge, die auf den 1. Blick sehr viel nachhaltiger wirken, machen anderorts wieder Probleme.
Spontan fallen mir da die „Bio-Plastiksackerl / Plastiktüten“ ein. Sind kompostierbar, machen aber in Kompostieranlagen große Probleme, weil sie viel langsamer verrotten, als der andere Kompost.
Danke fürs Feedback
Horst
Lieber Horst,
ein sehr spannender Artikel mit vielen interessanten aber auch traurigen Fakten. Aber diese sind wohl notwendig, um uns wachzurütteln. Ja eine Veränderung ist notwendig. Auf dieser Welt, in unserer Gesellschaft und in unserem Verhalten. Ich habe die Hoffnung aber auch noch nicht aufgegeben, dass sich da in der nächsten Zeit noch viel tun wird.
Schön, dass du dich zu diesem Thema so umfassend an der Blogparade beteiligt hast :).
Liebe Grüße
Lisa
Liebe Lisa!
Herzlichen Dank – freut mich sehr, wenn du den Artikel für spannend hältst!
Ja, es gibt sehr viel zu tun – vor allem auch in Form von Aufklärung. Die meisten von uns halten alles für selbstverständlich und wissen vermutlich gar nicht, wie sehr sie mit ihrem Verhalten die Erde belasten.
Schwieriger wird der Fall aber noch bei denjenigen, die das zwar wissen, es ihnen aber egal ist, welche Auswirkungen ihre Lebensweise hat. Ganz nach dem Motto ich lebe nur einmal und ich arbeite ja auch genug dafür…
Ich habe mindestens noch 2 weitere Artikel im Kopf bzw. ist einer davon schon so gut wie fertig :-) .
Wir Blogger können da gemeinsam schon ein wenig bewegen. Und besser ein klein wenig als gar nicht!
Liebe Grüße
Horst