Von Salzburg mit dem Zug nach Schweden – wie gut klappt das? Und vor allem: Ist es mit dem Zug im Vergleich zum Fliegen wirklich viel zu teuer? Sinnlos teuer? Wir haben den Praxis-Test gemacht und waren erstaunt. Oder eigentlich auch nicht, nachdem wir ein Jahr zuvor schon nach Schottland mit dem Zug angereist sind.
Alles beginnt aber damit, dass wir eigentlich einen Städtetrip von Paris über Barcelona nach Valencia machen wollten. Doch dann kommt alles anders.
Inhalt
Paris, Barcelona und Valencia …
… liegen nicht in Schweden. Aber das wäre unser ursprünglicher Urlaubs-Plan für einer Reise mit dem Zug für 2025 gewesen. Der Versuch, für unseren Wunschtermin knapp 3 Monate vor der Reise zu buchen, ist aber gescheitert. Zumindest über Trainline und dann auch über die Deutsche Bahn und ÖBB. Der Grund könnte in dieser Bahnbaustelle zu suchen sein: München – Stuttgart.

Dann eben mit dem Zug nach Schweden!
Man muss flexibel sein
Dann eben nach Schweden! Ja, ernsthaft – wir (meine Frau & me) haben uns dann einfach auf die Minute umentschieden. Das ist uns beiden nicht schwergefallen, weil wir eher Nord-Urlauber sind und Hitze und am Strand herumliegen nicht wirklich mögen. Lieber ein wenig frösteln, als zu sehr schwitzen 😉.
Ja, eh – um diese Jahreszeit (Anfang Mai) hätten wir möglicherweise auch in Valencia und Barcelona nicht so sehr schwitzen müssen. Fakt bleibt aber: Der Norden hat es uns einfach angetan. Mir ganz massiv (7x Norwegen), meine Frau kann ihm auch durchaus einiges abgewinnen.
2 zusätzliche Helferlein
Ich habe mir kürzlich das Buch „Europa ohne Flieger“ gekauft. Hier findest du eine Menge Anregungen, was mit dem Zug alles machbar ist.
- Lonely Planet Verlag (Author)
Letzte Aktualisierung 2025-06-06 / Affiliate Links / Bilder Amazon Product Advertising API
Anhand dieses Buches habe ich mir ein kleines, zusätzliches „Helferlein“ gebastelt. Ein grober Überblick über Zugverbindungen innerhalb Europas. Das Ganze ist noch im Wachsen, aber es ist durchaus schon brauchbar. Vor allem dann, wenn man über Trainline so gar keine Verbindung bekommt, weil man weiß: doch, doch – das geht schon mit dem Zug!

Es passiert leider immer wieder einmal, dass man über Trainline nichts findet, weil auf die Daten der einzelnen Bahnunternehmen nicht einheitlich zugegriffen werden kann.
Da war dann oben genanntes Buch sehr hilfreich, weil ich so schnell an den Namen des Bahnunternehmens für Schweden gekommen bin, welches uns von Kopenhagen nach Stockholm bringen kann. Einfach App heruntergeladen und dann direkt in der App gebucht. Klappt natürlich auch über den PC – Trains in Sweden on sj.se.
Und so haben wir uns dann eine kleine Schweden-Stadtrunde zusammengestellt. Eigentlich wollte ich auch an einen der Seen, aber da wurden wir uns nicht so einig, welcher der vielen Seen es sein soll. Darum ist es dann am Ende ein reiner Städte-Urlaub geworden. Ob uns das am Ende zufrieden machen sollte? Ein wenig sketpisch war ich schon, denn meine Frau braucht die Berge noch sehr viel mehr als ich.
Man lernt dazu!
Anreise-Abenteuer Schottland
Aus unserem Urlaubsabenteuer mit dem Zug nach Schottland haben wir dazugelernt: Bitter, aber bedauerlicherweise sehr wahr – die Deutsche Bahn hat da so gewisse Probleme mit der Pünktlichkeit. Wenn man dann einen Anschluss aber unbedingt erreichen muss, weil die nachfolgende Planung sonst wie ein Kartenhaus zusammenbrechen würde, führt das zwangsläufig zu Stress.
Bei Schottland war das so: hätten wir den Zug von Brüssel nach London nicht mehr erreicht, wäre das echt bitter geworden. Sehr teures, weil kurzfristig zu buchendes Zugticket am nächsten Tag (statt 60 € wären das 360 € geworden), Zimmer in Brüssel suchen, das in London verfallen lassen, Zug von London nach Edinburgh am nächsten Tag … pfuh, das wäre wirklich nicht lustig gewesen.
Lösung: letzter Stopp des Tages mit Deutscher Bahn
Einfache Lösung: letzten Stopp des Tages in Deutschland bzw. einem Zielbahnhof der Deutschen Bahn legen! Dann kann der Zug ruhig Verspätung haben und es kommt damit auch zu keinem Stress. Und so wählen wir Hamburg als unsere erste Zwischenstation. Passt von Salzburg aus ohnehin sehr gut – 8 Stunden Zugfahrt an einem Tag reichen ja auch.

„Ach Deutschland!“
Zwar kann auch das mit etwas – ich nenne es einmal „Zusatzaufwand“ verbunden sein, aber zumindest der Stress wird verringert. Zusatzaufwand in unserem Fall: kurz nach der Buchung Salzburg-Hamburg kommt eine E-Mail, dass der gebuchte Zug ausfällt und man sich eine Alternative suchen sollte. Die eine Stunde nach hinten verlegte Verbindung war aber zumindest keine Tragik, weil wir danach keinen anderen Zug mehr erwischen mussten – siehe oben.
Blöd nur: die Deutsche Bahn ist nicht dazu fähig, die stornierten Reservierungen mit den nun neu notwendigen Reservierungen gegenzurechnen! Ich musste also ernsthaft erneut 13 € für die Reservierungen für die Alternativverbindung bezahlen. Mit dem Hinweis, dass ich nach der absolvierten Reise mittels Beschwerde die 13 € zurückverlangen könne.
Ich schimpfe nicht gern über die Bahn, schließlich sehe ich diese als sehr wichtigen Teil der nachhaltigen Mobilität der Zukunft an. Aber mit so einer Behandlung der Kunden tut man sich keinen Gefallen. Denn die wissen wohl ganz genau: ein großer Teil ihrer Kunden wird sich diesen Aufwand nicht antun.
Fahrgastrechte (oder Bahnpflichten)?
Wenn ich ein Kundenkonto bei der Deutschen Bahn habe, warum wird mir dann die Reservierung eines ausgefallenen Zuges nicht automatisch gutgeschrieben? Wenn sie schon – wie oben erwähnt – nicht automatisch für den Alternativzug verwendet wird?
Ich logge mich also nach der Reise in das Konto ein (über die Seite der Fahrgastrechte), wähle die Reise aus und will die Kosten der Reservierung erstatten lassen.

Nicht abschrecken lassen – einfach ignorieren! Dieser Hinweis ist falsch! Zumindest wird kurz darauf das Gegenteil behauptet.
„Wenn Sie weitere Ausgaben (z.B. Taxi- oder Hotelkosten) hatten: Fotos oder PDFs der entsprechenden Belege. Sie haben eine separat gekaufte und nicht genutzte Sitzplatzreservierung? Diese können Sie ebenfalls hier einreichen.“
Ob ich eine Entschädigung bekomme? Keine Ahnung – der Antrag wird nämlich „innerhalb eines Monats“ bearbeitet. Ich werde das an dieser Stelle nachtragen, sobald ich näheres weiß.
Reisedaten im Überblick
Unsere Route
Von Salzburg über München bis Hamburg, dort dann aus oben genannten Gründen und unserer Schottland Erfahrung eine Übernachtung. Am nächsten Tag sind wir dann nach Kopenhagen, unserer ersten Stadt, für die wir uns 2 komplette Tage (3 Nächte) Zeit genommen haben. Jahaaa – ich weiß, Kopenhagen liegt in Dänemark. Aber auch auf unserem Weg nach Schweden 😊.
Von Kopenhagen dann weiter nach Stockholm (3 Nächte) und über Karlskrona (3 Nächte) wieder zurück nach Malmö (2 Nächte).
Von Malmö dann über Hamburg (1 Nacht) zurück nach Salzburg.
Sauteuer mit dem Zug, oder?
Das typische Argument fürs Fliegen: „Naja, den Zug kann sich ja nicht jeder leisten, der ist ja sauteuer!“. Nein, ist er nicht! Für obige Route haben wir pro Person 375 € bezahlt. Da kommt dir das Fliegen auch nicht billiger – eher im Gegenteil.
Und es ist wie beim Fliegen auch: Es gibt ein Dynamic Pricing und so muss man eben wie bei der Fliegerei auch früh genug buchen, um einen guten Preis zu bekommen. Wobei es beim Zug in der Regel reicht 1-2 Monate vorab zu reservieren und nicht viele Monate, wie beim Fliegen.

Und man sollte die Kosten für die An- und Abreise in Relation zur Übernachtung sowie den anderen Kosten eines Urlaubes setzen. Die reinen Reisekosten machen unter 20 % der gesamten Kosten aus!
Unterwegs nur mit Öffis – klappt das?
In Schweden und Dänemark vor Ort
Ja, wir sind nur in Städten unterwegs gewesen, wo man sich eigentlich fast drauf verlassen kann, dass das mit den Öffis gut funktioniert. Das hat es natürlich auch in all unseren besuchten Städten. Will man auch ins Umland, sollte man sich Zuhause noch besser vorbereiten und zumindest grob Bescheid wissen, wie es mit der Öffi-Abdeckung aussieht. Man weiß ja von uns in Österreich, dass es weiter am Land draußen recht schnell sehr dünn wird, was Busse anbelangt.
Tickets kaufen ging in allen von uns besuchten Städten einfach über eine App. Preise 3-4 € für eine Einzelfahrt. Aber das meiste haben wir ohnehin zu Fuß gemacht. Am Ende waren wir über 150 km auf den Beinen.
An- und Abreise nach Dänemark / Schweden
Erstaunlicherweise hat diesmal im Gegensatz zu unserem Schottland-Abenteuer bei der An- und Abreise auch durch Deutschland alles stressfrei geklappt.
Ohne Verspätung natürlich auch nicht. So hatten wir auf der Rückreise von Hamburg bis München gleich 2x einen Ausfall des Signalsystems und mussten längere Zeit mitten auf der Strecke warten. Für unseren Anschluss ab München hatten wir aber 50 Minuten Luft eingeplant und so haben wir den Zug ab München dann trotzdem noch ohne Probleme erwischt.
Mit dem Zug nach Schweden – Eindrücke
Am Ende habe ich noch ein paar Bilder für dich. Für uns, die richtige Landeier sind und eigentlich viel lieber in den Bergen unterwegs sind, hat uns die reine Städtereise am Ende wirklich gut gefallen. Der Grund dafür ist, dass all unsere besuchten Städte sehr unterschiedlich gewesen sind und der Urlaub auch ohne Ausflug in die Berge oder aufs Land sehr abwechslungsreich geblieben ist.
Kopenhagen (DK)
Gleich vorweg: Kopenhagen war/ist unser Favorit. Eine wunderschöne Stadt, die sehr viel wert auf Nachhaltigkeit legt und Radfahrenden und Fußgängern sehr viel Raum lässt. Und dieser Raum bringt den Radfahrenden nicht nur mehr Spaß und weniger Stress, sondern vor allem auch mehr Sicherheit. Der Großteil der Radwege ist durch Randsteine von den Autos getrennt, wenn nicht sogar ein Grünstreifen Radler von Autos trennt.
Und das merkt man nicht nur an den vielen Radfahrern, sondern auch an weniger Lärm und der guten Luft. Und ich wage eine These: die vielen Radfahrer:innen die sich täglich an den Ampeln / auf den Radwegen treffen, dürfte auch das soziale Gefüge verbessern. Es ist auf jeden Fall auffällig, wie viele Kopenhagener selbst unter der Woche in den Lokalen und Gastgärten sitzen. Oder an den Kanälen oder in Parks.

Kopenhagen wollte übrigens bis 2025 klimaneutral werden, haben es aber nicht geschafft. Trotzdem haben sie 80 % des Zieles erreicht, was zeigt, dass sehr viel möglich ist, wenn man auch nur will: Erfolgreich gescheitert | republik.ch. „Gescheitert“ sind sie übrigens vor allem an der Bundespolitik, denn in der Stadtpolitik war man sich über alle Parteien hinweg einig (haha, für Salzburg völlig undenkbar, aber das ist eine völlig andere Geschichte).
So wurde eine geplante Citymaut von der dänischen Regierung gekippt und von der Regierung frisch eingeführte Gebühren für Solaranlagen auf städtischen Gebäuden hat sich ebenfalls negativ ausgewirkt. Details dazu findest du im oben erwähnten Artikel.



Stockholm (SE)
Was die Radwege anbelangt, ist Stockholm mit Kopenhagen nur schlecht zu vergleichen. Kopenhagen ist da wohl wirklich nur schwer zu toppen, auch wenn es auch in Stockholm für Radfahrer teilweise sehr gut ausgebaute Radwege gibt. Aber Stockholm ist auch hügeliger und deshalb für ein so gemütliches Cruisen auf der Ebenen wie in Kopenhagen nicht überall möglich.
Cool ist dafür, dass es Fähren gibt, die zum öffentlichen Liniennetz gehören und man damit um 4 € eine 50-minütige Fährfahrt auf eine oder mehrere der vielen Inseln machen kann. Wer also seine Zeit gern am Wasser verbringt, für den oder die ist Stockholm das wahre Paradies.



Karlskrona (SE)
Karlskrona ist die kleinste der Städte, die wir besucht hatten. Eigentlich sollte die Stadt so etwas wie ein Geheimtipp sein, aber uns hat sie von allen von uns besuchten Städten am wenigstens fasziniert.
Dafür haben wir dort jeden Abend zwar ein doch recht teures (fast 11 € für 0,4l), aber auch sehr gutes Bier in einem klasse Lokal bzw. in dessen Gastgarten genossen 😊🍻.



Malmö (SE)
Malmö war für uns eine positive Überraschung. Unsere Erwartungen waren nicht allzu hoch und so haben wir dort auch nur 2 Nächte – also einen ganzen Tag, wenn man den Tag der Anreise nicht mitzählt – eingeplant.
Aber schon direkt der Blick nach dem Verlassen des Zugbahnhofes über den neuen Hafen, hat uns sehr gut gefallen. Zudem hat Malmö auch eine sehr schöne Innenstadt und der „Turning Torso“ ist auch ein besonderer Blickfang.



Spitze finde ich auch, dass man in Malmö im Sommer manche Straßen und Plätze in „Orte für Menschen“ verwandelt. Autos raus, Menschen rein. Wie viel Freude gerade auch die Kinder (und Eltern) damit hatten, war sehr schön zu sehen. Ach, hätten nur unsere Politiker auch mehr Mut!
Mit dem Zug nach Schweden – Fazit
Ich habe es an anderen Stellen schon öfter erwähnt: Ich liebe Zugfahren einfach. Und auch das Flair auf Bahnhöfen. Das hat viele Gründe.


Nachhaltigkeit war für mich der Grund, warum ich mich für die Bahn entschieden habe. Wir haben nur einen Planeten (Treffer im Bullshit-Bingo, ich weiß 😜) und den sollten wir nicht mit Fliegerei und Kreuzfahrten noch weiter strapazieren. Unseren Enkeln und Kindern zuliebe, wenn man wie ich jenseits der 50 ist. Wer jünger ist, tut es auch für sich.
Und nein, niemand verbietet dir, zu fliegen. Oder wurdest du schon einmal vom Flughafen gezerrt? Nicht zu fliegen, ist jeweils eine private Entscheidung. Meine Gedanken dazu kannst du in „Klimakrise: Flugscham oder Zugstolz“ nachlesen, wenn du Bock drauf hast.
Zugfahren ist für mich vor allem auch eine völlig entspannte Art des Reisens. Du kannst Lesen und Musik hören, in Ruhe jederzeit etwas essen, dich von deinem Platz wegbewegen und die Füße vertreten. So sind auch 5 Stunden oder mehr absolut kein Problem.
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