Zuletzt aktualisiert am 26. März 2023 um 8:42

Wenn man sich im Fernsehen eine Weile auf Dokumentationen konzentriert, die Umwelt relevante Themen aufgreifen, dann kann das schon extrem frustrierend sein.

Achtung! Dieser Artikel ist kein Wohlfühl-Artikel und möglicherweise macht er dich am Ende auch sehr nachdenklich.

Es tut mir dieses mal nicht leid, wenn ich dieses unangenehme Gefühl in dir auslösen sollte – das ist nämlich pure Absicht! Zu viele von uns leben einfach so in den Tag hinein und erfreuen sich des Wohlstands (oder nehmen diesen als völlig selbstverständlich hin). Und vergessen dabei, dass unser Wohlstand sehr häufig auf dem Rücken anderer stattfindet.

Das Titelbild zeigt übrigens die Fuschlache im Salzburger Land, wenn sie unter den Abwässern so leiden würde, wie die Flüsse in Indien und ist eine Nachbearbeitung.

Kurz-Nachrichten des Grauens

Oft reichen aber auch schon die Kurz-Nachrichten, um ein unangenehmes Gefühl auszulösen.

Von Öl verklebter Vogel
Von Öl verklebter Vogel

Gestrandete Wale mit Plastik im Magen und von Öl verklebte Vögel an einem Strand, vor dem ein Tanker leck gelaufen ist.

Politiker, die völlig unverdrossen nach wie vor gegen ein Tempo-Limit auf deutschen Autobahnen kämpfen und das als Freiheit bezeichnen, die man niemanden nehmen dürfte. Mit dem Wissen, dass damit sehr viel mehr CO2 in die Luft geblasen wird. Vergiftete Flüsse, verursacht durch z.B. die Textil- und Pharmaindustrie. Ausgetrocknete Flüsse und Seen, weil Unternehmen mit ihren riesigen Plantagen viel zu viel Wasser entnehmen.

Darunter leidet neben der Natur auch der Mensch. Gut, dass „dieser Mensch“ für uns in der ersten Welt in der Regel so weit weg ist. Am Ende täte er uns ja gar noch leid!

Sollte dieser dann aber vor den katastrophalen Zuständen flüchten und an unserer Grenze anklopfen, ist dieses Mitleid bei vielen sehr schnell wieder verflogen. Mich frustriert diese Arroganz, Überheblichkeit und Geldgier von uns Europäern, die diese Menschen als Billig-Arbeitskräfte ausnützen und deren Länder ausbeuten, dann aber diesen „elenden Wirtschaftsflüchtlingen“ die Tür vor der Nase zuknallen.

Industrie – alles Ausbeuter?

Nachhaltigkeit als Marketing-Gag

Unsere Industrie trachtet danach, den Gewinn zu maximieren. EBIT über alles.

Nachhaltigkeit ist da sehr häufig nur ein Marketing Gag, bei dem man einfach mitmachen muss. Sobald dieser (zu sehr) ins Geld geht oder irgendwie mühsam und anstrengend wird, gerät das Thema sehr schnell wieder in den Hintergrund.

Ausbeutung von Arbeitskräften

Und so beuten wir Billigst-Arbeitskräfte in anderen Ländern aus. Mit dem Wissen, dass diese oft unter übelsten Bedingungen arbeiten müssen. Mit dem Wissen, dass die Umwelt-Auflagen in diesen Ländern in der Regel sehr niedrig oder kaum vorhanden sind.

An erster Stelle steht der Gewinn und die Expansion des Unternehmens.  Ob andere darunter leiden, ist sekundär.

Umweltauflagen eingehalten?

Das kümmert sehr viele der Manager frühestens dann, wenn lästige Umweltschützer mit dummen Fragen kommen. Bis dahin nimmt man das Schulter zuckend in Kauf.

Alle lokalen Richtlinien werden eingehalten!
Alle lokalen Richtlinien werden eingehalten!

Wobei: ich bin mir doch recht sicher, dass Konzern-Lenker bzw. ihre Pressesprecher auf solche Fragen schon sehr gut vorbereitet sind.

Oder sonst einfach in die „Bullshit-Bingo“ Kiste der Standardantworten greifen. „Selbstverständlich werden alle Auflagen des jeweiligen Landes eingehalten!“ oder „Uns ist natürlich sehr wichtig, dass die Arbeiter unter den bestmöglichen Bedingungen arbeiten!“ und sie wären selbstverständlich ständig bemüht, die Bedingungen vor Ort zu verbessern. Ehrenwort!

Verschwiegen wird, dass die Auflagen sehr viel geringer als bei uns sind und deren Einhaltung auch kaum geprüft wird. Und verschwiegen wird auch, dass diese „bestmöglichen Bedingungen“ für die Arbeiter unter aller Sau sind.

Die nachfolgenden Beispiele der unterschiedlichen Industrien sind ein „Kopf-Protokoll“ meinerseits aus Dokumentationen, die ich im TV gesehen habe. Teilweise verweise ich auf passende Artikel im Internet.

Die Sünden der Pharma-Industrie

Pharmakonzerne maximieren wie jede andere Industrie ihre Gewinne dadurch, dass sie in Billiglohn-Ländern wie Indien fertigen lassen. In diesen Ländern entstehen ganze Städte auf Basis dieser Fabriken.

Dabei wird auch in Kauf genommen, dass diese Fabriken ihre Abwässer einfach in die Flüsse und Seen ableiten. Natürlich nicht offiziell, da weiß man nichts davon. Dadurch entstehen  multi-resistente Keime – auch Superkeime genannt, weil sie in diesen mit Medikamenten verseuchten Gewässern das ideale „Trainingslager“ vorfinden.

Pharmaindustrie - billige Pillen
Pharmaindustrie – billige Pillen

Diese Superkeime werden dann durch Touristen auch in unsere Länder importiert. In unseren Spitälern häufen sich schon jetzt Fälle, in denen Menschen an bisher einfach zu behandelnden Infektionen sterben, weil keines der bekannten Antibiotika mehr wirkt.

Einen ausführlichen Artikel findest du hier: Multiresistente Keime – Pharma trägt dazu bei, dass Superkeime entstehen.

Die Sünden der Textil-Industrie

„Wenn man an der Farbe der Flüsse die Modefarben der nächsten Saison erkennt“ hieß es in einer Doku über vergiftete Flüsse.

Hier findet sich ein ganz ähnliches Muster wie bei den Pharma-Konzernen. Produktion in Billiglohn-Länder auslagern. Umweltauflagen? Vielleicht ein wenig, aber kaum kontrolliert. Katastrophale Arbeitsbedingungen kümmern kaum jemanden, den Mundschutz beim Färben spart man sich aus Kostengründen. Die Arbeiter laufen teilweise barfuß über den Fabriksboden, der von den Abwässern verunreinigt ist.

Wusstest du, dass der verbrauchte Look deiner Jeans teilweise händisch mit Schleifpapier oder durch das Besprühen mit hochgiftigen Stoffen erzeugt wird? Hand aufs Herz: willst du wirklich, dass für deinen ach so geilen Look ein indischer Arbeiter seine Gesundheit durch Chemikalien aufs Spiel setzt?

Jean im Vintage Look
Jean im Vintage Look – wenn schlecht bezahlte Arbeiter für dich leiden

Dazu kommt noch, dass auch in der Textilindustrie die Abwässer ungefiltert in die Gewässer gelangen. Dabei gehen die Unternehmen auch so „trickreich“ vor, dass sie sich mit anderen ein Abwasserrohr teilen, damit den Behörden erschwert wird, festzustellen, wer für die Gifte in welchem Ausmaß verantwortlich ist.

Einen hervorragenden Artikel zu diesem Thema hatte übrigens meine Blogger-Kollegin Anja geschrieben. Leider gibt es Anjas Blog nicht mehr.

Fast Fashion

Der Textil-Industrie ist daran gelegen, dass du deine Kleidung so oft als möglich gegen neue austauschst. Auch schon dann, wenn die „alte“ noch einwandfrei und ohne Makel ist. Und so ist man darauf bedacht, dir klar zu machen, dass deine ein Jahr alte Jeans etwas ist, mit der du nicht einmal mehr deinen Hund vor die Tür jagen solltest. Oder dass die Farbe deines T-Shirts aber so etwas von out ist, dass du beim anderen Geschlecht eher zur Lachnummer mutierst anstatt zum begehrenswerten Partner.

Beim Kunden den unbändigen Drang zu erzeugen, die Kleidung so rasch als möglich austauschen zu müssen. Fast Fashion nennt sich das. Christoph von Care Elite hat dazu einen sehr ausführlichen Beitrag geschrieben, den ich ich sehr lesenswert halte!

Die Sünden der Getränke- und Nahrungs-Industrie

Bottled Water

Wasser in Flaschen halte ich in Ländern, in denen gutes Trinkwasser zur Verfügung steht, schon einmal ganz grundsätzlich für völlig überflüssig. Das gleich einmal vorweg. Warum? Weil es sauteuer ist und insbesondere die Umwelt völlig sinnlos belastet. Selbst dann, wenn das „ernten“ des Wassers keine Menschen vor Ort gefährdet. Dazu gleich noch mehr.

Zuerst will ich dir dieses geniale Video ans Herz legen. Es zeigt sehr schön, welcher Kreislauf in Gang gesetzt wird, damit du dein Wasser in der Flasche genießen kannst.

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Und dann war da noch Nestlé mit Vittel. Da wird aus dem Boden Grundwasser gepumpt. Laut Experten mehr, als dem Boden gut tut. Der Konzern baut nun eine Pipeline, um Wasser aus dem Nachbardorf für die Gemeinde zur Verfügung zu stellen, um selbst weiter das berühmte Vittel Wasser fördern zu können.

Aber Vittel ist nicht das einzige Dorf, welches wegen Nestlé um sein Wasser kämpfen muss.

In einer entsprechenden Doku im TV hat man Einwohner eines Dorfes gesehen, die kilometerweit zum nächsten Brunnen gehen mussten, weil der Konzern den Grundwasserspiegel so weit abgesenkt hat, dass der örtliche Brunnen kein Wasser mehr liefert oder nur noch eine dreckige, braune Brühe.

Avocados aus Chile

Avocados sind durstig. Sehr durstig. 1.000 Liter Wasser für ein Kilo, was in etwa 3 Stück entspricht.

Die bei uns als „Superfood“ (neumodernes Wort für besonders gesunde und nährstoffreiche Nahrung) geltenden Avocados und eine Art Grundnahrungsmittel für Veganer, führen in den Anbaugebieten häufig zu großen Problemen in der Wasserversorgung.

Avocado "Superfood"
Avocado „Superfood“

Die Anbauflächen sind riesig, dementsprechend viel Wasser wird dafür benötigt. Zu Lasten der Umwelt und der Einheimischen Bevölkerung. Da wird Wasser in riesigen Speicherteichen zurückgehalten, damit die Avocados auch in Trockenzeiten an genügend Wasser kommen. Mit der Konsequenz, dass ganze Landstriche austrocknen weil das gesamte Wasser der Flüsse in den Teichen zurückgehalten wird.

Ich kann mich noch an eine Dokumentation erinnern (Artikel dazu in der ARD Mediathek), wo man den ausgetrockneten Fluss gezeigt hat und danach den Unternehmer interviewt hat. Dieser hat dann ganz trocken (treffendes Wortspiel) gemeint hat, dass seines Wissens nach der Fluss noch nie ausgetrocknet sei. Aber vielleicht hat er ja nur „vor der Plantage“ damit gemeint.

Und jetzt? Was kann ich tun?

Gar nicht einmal so wenig, als man auf den ersten Blick erkennen würde! Wenn man etwas in sich geht, kann man sehr viel tun. So viel, dass ich dafür einen eigenen Artikel geschrieben habe!

Nachdem du diesen Artikel bis zum Ende gelesen hast, gehe ich davon aus, dass du jemand bist, dem die Natur sehr wichtig ist und auch etwas dafür tun will, um sie so lange als möglich zu erhalten. Nämlich nicht nur bis zu deinem Tod sondern auch noch für deine Kinder und deren Kinder und …

So, du bist dran! Nachhaltig leben – was du tun kannst.