Zuletzt aktualisiert am 26. November 2020 um 14:51
„Der Schober ist wirklich einfach zu gehen, den schafft jeder Rentner!“. Genau diese Aussage hat ein Vermieter gegenüber seinen Gästen geäußert, die nach einem Tipp für eine einfache und schöne Wanderung zum Sonnenuntergang gefragt haben. Das Einschätzen der Gefahren einer Wanderung ist offensichtlich nicht jedermanns Sache.
An der Aussage des Vermieters ist so vieles falsch, dass ich mich dazu gezwungen sehe, darüber zu schreiben.
Dieser Tipp hätte durchaus auch ins Auge gehen können. So habe ich gemeinsam mit Freunden zum wiederholten Mal Urlauber vom Berg hinunter begleitet. Aber alles der Reihe nach.
Inhalt
Zum Sonnenuntergang auf den Schober
Eine Sonnenuntergangstour auf den Schober ist immer wieder ein Genuss und so ist am Abend auf diesem Berg in der Fuschlseeregion oft auch wirklich sehr viel los. Oft sind es fast schon zu viele, die nach der Arbeit noch schnell eine Wanderung auf den Schober und Frauenkopf unternehmen. Insbesondere im Sommer, wenn dann auch noch Urlaubsgäste hinzukommen.
Nachdem man als geübter Wanderer für die ca. 400 Höhenmeter nur knapp eine Stunde ab dem Parkplatz beim Forsthaus Wartenfels benötigt, wird diese Tour auch gerne unterschätzt. Vor allem im Gipfelbereich des Schobers muss man schon auch trittsicher sein und sollte auf keinen Fall Höhenangst haben. Hier ist es felsig und der Weg auch mit einem Seil gesichert.
Den schafft jeder Rentner!
Rentner als Synonym für „einfach“
Wenn dann aber ein Vermieter seinen Gästen den Schober zum Sonnenuntergang empfiehlt und nach deren Rückfrage dann ganz salopp meint, dass den Schober jeder Rentner schafft, halte ich das für äußerst problematisch.
Zum einen, weil man das Wort Rentner (oder Pensionist) nicht als Synonym dafür verwenden sollte, wie einfach eine Tour ist. Es gibt viele Rentner, die junge Wanderer auf jedem Weg auf den Berg mit links schnupfen und auch über sehr viel mehr Trittsicherheit verfügen, als so mancher junge Draufgänger.
Zum anderen, weil die Tour auf den Schober alles andere als einfach ist. Hier bedarf es schon etwas Erfahrung und man sollte Berg-Anfänger dort nicht hinaufschicken. Schon gar nicht unbegleitet und schon gar nicht zum Sonnenuntergang, wo die Gefahr besteht, dass sie dann auch noch im Dunklen absteigen müssen.
Unsicherheit am Gipfel des Schobers
Bei den Gästen handelte sich um zwei junge Pärchen aus Deutschland. Meinen zwei Freunden und mir sind diese zum 1. Mal direkt auf dem Gipfel aufgefallen. Es war für sie ganz offensichtlich eine ziemliche Herausforderung, die Stufen neben der Schoberhütte am Gipfel hinunter auf dem Weg in Richtung Frauenkopf zu bewältigen.
„Ich glaube, Stefan, wir dürfen nach den 2 Schweizern von letzter Woche, heute wieder jemanden vom Berg hinunter begleiten …“ sage ich zu einem meiner beiden Freunde, mit denen ich an diesem Tag die herrliche Stimmung am Gipfel des Schobers und den Frauenkopfes genossen habe.
Ja, gerade eine Woche zuvor haben wir 2 Schweizer bis zum Parkplatz begleitet, weil sie keine Stirnlampe dabei hatten.
Abstieg vom Frauenkopf
Direkt unterhalb des Gipfelkreuzes vom Frauenkopf habe ich die vier deutschen Urlauber dann angesprochen. Ich wollte wissen, ob sie eine Stirnlampe dabei haben. Hatten sie nicht.
„Okay, dann begleiten wir euch bis zum Parkplatz, denn im Wald wird es gleich stockdunkel!“. Die vier waren uns dann sehr dankbar, dass wir uns ihrem Tempo angepasst und ihnen den Weg bis ganz hinunter zum Parkplatz ausgeleuchtet haben.
Die vier Urlaubsgäste waren wirklich sehr nett und so haben wir beim Abstieg einiges geplaudert. Sie waren wirklich absolute Berg-Anfänger und haben sich einfach mehr oder weniger blind auf die Aussagen ihres Vermieters verlassen. Auf jeden Fall haben sie laut ihren eigenen Aussagen sehr viel aus dieser Tour gelernt.
Beim Forsthaus Wartenfels angekommen haben sie uns dann noch auf einen Drink eingeladen.
Email an den Vermieter
Ich weiß ja nicht, wie das Gespräch beim Vermieter wirklich abgelaufen ist, aber zumindest bei den Vieren ist angekommen, dass die Tour auf den Schober sehr einfach zu bewältigen ist. Sehr viele Rückfragen in Bezug auf ihre Bergerfahrung kann er ihnen nicht gestellt haben, sonst hätte er ihnen diese Tour nicht empfehlen dürfen. Es war ihre ersten 400 Höhenmeter in diesem Jahr, wie ich beim Abstieg erfahren konnte!
Und so habe ich dem Vermieter dann folgende Email geschrieben (den Vermieter habe ich unkenntlich gemacht):
Liebes xxx Team!
Ich habe gestern mit 2 Freunden 4 Gäste aus eurem Haus vom Schober nach unten zum Parkplatz begleitet.
Sie sind uns im Gipfelbereich aufgrund ihrer Unsicherheit aufgefallen und so habe ich sie dann angesprochen, ob sie eine Stirnlampe dabei hätten. Hatten sie nicht. Schlechtes Schuhwerk kam noch dazu.
Laut ihren Aussagen hättet ihr ihnen die Tour als eine beschrieben, die „jeder Rentner locker machen könnte!“. Ganz davon abgesehen, dass „Rentner“ oft fitter als so manche Jugendliche am Berg unterwegs sind, haben die deutschen Urlauber das als Beweis aufgefasst, wie einfach der Schober zu gehen wäre.
Der Schober ist aber absolut nichts für Anfänger und schon gar nicht bei Sonnenuntergang. Denn wer in der Dunkelheit einen Weg gehen muss, den er nicht kennt, begibt sich in absolute Gefahr.
Und so haben wir uns angeboten, sie nach unten zu begleiten. Die 4 waren sehr froh und haben sich mehrmals bedankt.
Bitte bedenkt in Zukunft bei Wandertipps, dass nicht jeder erfahren im Wandern ist, der Schober beileibe nicht einfach zu gehen ist, wenn man wenig bis keine Erfahrung hat und das bei Dunkelheit noch sehr viel gefährlicher ist.
Liebe Grüße
Horst
Antwort habe ich darauf keine bekommen. Ich hoffe aber, dass ich die Vermieter zumindest ein wenig zum Nachdenken gebracht habe und sie in Zukunft das Können ihrer Gäste etwas näher hinterfragen, bevor sie ihnen Wandertipps geben.
Die Gefahren einer Wanderung richtig einzuschätzen ist Voraussetzung dafür, dass man wieder sicher ins Tal kommt!
Hallo Horst, wie unverantwortlich manche Leute sind. Ganz ehrlich, ich gehe nicht mehr auf den Schober, weil ich inzwischen nicht mehr ganz trittsicher bin. Liegt tatsächlich auch an der Gleitsichtbrille. ;-) Liebe Grüße, Claudia
Servus Claudia!
Ja, von einem Gastbetrieb in unserer Gegend würde ich mir schon erwarten, dass er bei der „Beratung“ (eigentlich war das ja keine) etwas vorsichtiger vorgeht!
Have fun
Horst