Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024 um 7:46

Geht es dir nicht auch so: wenn du dich in der Natur bewegst, dann fragst du dich (zu) oft: „Hmmm, wie heißt dieser Baum? Mist, das wusste ich doch schon!“. Mir auf jeden Fall schon! Und deshalb habe ich mich nach den 7 Frühlingsblumen die du kennen solltest dran gemacht, dir diesmal 10 Bäume – jeweils 5 Nadel- und Laubbäume – etwas näher vorzustellen.

Der ein oder die andere wird bei den Vorstellungen müde lächeln – das ist doch Kinderkram! Der Artikel ist aber auch nicht an Experten gerichtet, sondern an Wanderer, die sich ein kleines Basiswissen aneignen wollen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Vorwort

Waldbesitzer in Österreich

82% des österreichischen Waldes befinden sich in Privatbesitz (von ca. 145.000 Waldbesitzern). Nur 18% sind in öffentlichem Besitz, davon fallen auf die österreichischen Bundesforste 15%, die damit der größte österreichische Waldbesitzer sind. Damit  liegt Österreich innerhalb der europäischen Union an 2. Stelle, was den Anteil des Privatbesitzes anbelangt. Nur in Portugal ist der Privatanteil mit 93% noch höher.

Österreichern stehen mit 0,5 Hektar Wald im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz pro Kopf ca. 3x soviel Waldfläche zur Verfügung. (Quelle: waldzahlen.at).

Um den Einwohnern und Besuchern die freie Bewegung und Erholung im Wald zu ermöglichen, wurde im Jahr 1975 die sogenannte Wegefreiheit eingeführt. Grob gesagt besagt diese, dass sich alle Menschen frei im Wald – auch auf fremdem Eigentum – mit gewissen Einschränkungen (z.B. Jagdverbot, Holzentnahmeverbot) bewegen dürfen.

Funktionen des Waldes

Wald dient uns als Erholungsgebiet. Darüber habe ich schon Näheres im Artikel Wandern ist Grün und macht uns glücklich geschrieben. Er schützt uns in Form von Schutzwäldern (nehmen 21% der österreichischen Waldfläche ein) vor Naturgefahren, wie Lawinen, Hochwasser oder Hangrutschungen. Er regelt das Klima, indem er das Regenwasser speichert und danach wieder langsam an die Umgebung abgibt. Er bindet Treibhausgase.

Und der Wald ist auch sehr wichtig für unser Trinkwasser, weil er dazu beiträgt, dass das Wasser gleichmäßig in die Quellen und Flüsse gelangt.

Er bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- (Käfer, Vögel und Fledermäuse) und Pflanzenarten, die ohne Wald nicht überlebensfähig wären. Totholz erfüllt dabei übrigens eine wichtige Funktion. Wurde dieses früher noch aus dem Wald entfernt, geht man nun dazu über, dieses gezielt auf manchen Waldflächen zu belassen. Man strebt dabei einen Anteil von 10% Totholz vom gesamten Holzvorrat an.

Baumarten in Österreichs Wäldern

In Österreich gibt es ca. 3,4 Milliarden Bäume und 65 verschiedene Arten die nahezu die Hälfte des Bundesgebietes bedecken. Etwa 70% des Waldbestandes in Österreich sind Nadelbäume und nur 30% Laubbäume.

Die Top 3 der Baumarten sind Fichte (~ 2 Milliarden), Buche (349 Millionen) und Weißkiefer (147 Millionen).

Wenn du also so durch den Wald streifst oder die Bäume am Wegesrand zu sehen bekommst, dann kennst du in Zukunft zumindest 10 der 65 Arten. Und damit du dir das alles auch nicht auswendig merken musst oder den gesichteten Baum auch mit einem Bild vergleichen kannst, biete ich dir am Ende dieses Artikels die Möglichkeit, ein „Baum Cheat-Sheet“ herunterzuladen.

Fünf Nadelbäume

Bei den Nadelbäumen ist das eigentlich recht einfach, da gibt es nicht allzu viele. So denkt man. Zumindest auf den ersten Blick. Sieht man etwas näher hin, wird man feststellen, dass es eben nicht nur Tannen und Fichten gibt. Nein, da sind noch viel mehr. Aber lass‘ es uns zu Beginn nicht übertreiben und einmal mit fünf beginnen.

Fichte

Die Fichte ist das am meisten verbreitete Nadelholz Österreichs und bedeckt ca. 60% der Waldfläche. Im Gegensatz zur Tanne ist die Fichte ein Flachwurzler und so sieht man insbesondere nach Stürmen viele umgestürzte Exemplare. Die Zapfen der Fichte wachsen im Gegensatz zur Tanne nach unten. Die Nadeln sind rundumlaufend und spitz.

Fichten werden nur etwa halb so alt als Tannen und erreichen auch nur 40-50m Höhe. Der höchste Baum Österreichs ist übrigens die Notburga-Fichte in Tirol. Sie misst stattliche 58m und soll um die 200 Jahre alt sein.

Sie dienen als Bauholz und werden mit einem Alter von 80-100 Jahren „geerntet“.

Besonders ins Zeug legen sich Fichten, wenn es um das Verteilen ihrer Pollen geht. Sie blühen nur etwa alle 7 Jahre, dann dafür aber besonders massiv. Die Pollen färben dann ganze Gebiete mehr oder weniger gelb ein.

Weißtanne

Die Tanne zählt zu den eher seltenen Nadelhölzern in Österreich. Nur knapp über 2% der gesamten Waldfläche macht sie aus und zählt damit auch zu den gefährdeten Arten. In Bezug auf den Boden wäre die Tanne sehr genügsam, allerdings reagiert sie eher empfindlich auf Schadstoffe, Schädlinge oder auch Wildverbiss. Sie ist ein Tiefwurzler, deshalb haut sie auch nicht so schnell etwas um. Tannen können bis zu 800 Jahre alt und über 60m hoch werden. Im Jahr 2015 wurde die Tanne zum Baum des Jahres gewählt.

Die Nadeln der Tanne sind abgerundet und im Vergleich zur Fichte eher weich. An der Oberseite sind die dunkelgrün, auf der Unterseite eher blassgrün – mit 2 markanten, weißen Streifen.

Ihre Zapfen wachsen nach oben – das offensichtlichste Unterscheidungsmerkmal zur Fichte. Und du findest Tannenzapfen so gut wie nie am Waldboden! Im Gegensatz zur Fichte zerfallen Tannenzapfen normalerweise nämlich schon auf dem Baum und fallen dann nicht auf den Boden. Was du also am Waldboden findest, sind Fichtenzapfen!

Wegen ihrer Feuchtebeständigkeit wird die Tanne gerne im Wasserbau eingesetzt.

Eibe

Die Eibe kommt eher selten vor und bevorzugt ein Klima mit milden Wintern. Die Nadeln liegen flach in einer Ebene.

Im Herbst bildet die Eibe sehr auffällige Samen: eine leuchtend rote Hülle umschließt die Samen, welche dann wie Beeren aussehen. Diese Samenhüllen dienen Vögeln als Futter und sind der einzige Teil des Baumes, der nicht hochgiftig ist. So giftig, dass Extrakte der Eibe früher als Pfeilgift verwendet wurden.

Das Holz der Eibe ist auch sehr beliebt in der Schnitzerei und Möbeltischlerei.

Lärche

Lärchen werden 40m hoch. Die Bäume wachsen sehr gerade und besitzen eine eher schlanke Krone.

Sehr charakteristisch sind die in Büscheln stehenden, weichen Nadeln. Als einziger heimischer Nadelbaum verfärben sich diese im Herbst. Sie werden gold-gelb bevor sie im Winter ihre Nadeln dann verlieren, weil sie zu viel Wasser verdunsten würden. In der Höhe, in der Lärchen vorkommen (sie wachsen bis an die Waldgrenze), wäre es ein zu hohes Risiko für den Baum, die Nadeln nicht abzuwerfen.

Das Lärchenholz ist äußerst witterungsbeständig und wird deshalb als Bauholz im Außenbereich für Holzschindeln etc. sehr geschätzt. Das Harz der Lärche besitzt zudem eine wundheilende Wirkung.

Latsche

Latschen sind eher niedrige Bäume und erreichen nur etwa 20m Höhe. Im Hochgebirge findet man Latschen in Form von kriechenden Sträuchern, wodurch sie im Winter den Schneemassen besser Stand halten können.

Aus den eher langen Nadeln gewinnt man das sehr bekannte Latschenkiefernöl. Dieses findet als ätherisches Öl für Inhalationen, zum Einreiben oder als Badezusatz Verwendung.

Fünf Laubbäume

Stieleiche

Alleine schon durch die sehr typische Form des Blattes kann man die Eiche recht gut erkennen. Die Stieleiche begründet ihren Namen auch an den Früchten, den Eicheln, die an einem langen Stiel hängen.

Stieleichen sind sehr langlebig und werden in der Regel 300-400 Jahre alt, können aber auch bis zu 1000 Jahre alt werden. Sie werden bis zu 40m hoch und man findet sie in Höhenlagen bis zu 1200m Seehöhe. Der Stamm besitzt eine rissige Rinde, die Äste der Eiche sind weit ausladend.

Eichenholz wird durch Feuchtigkeit nicht angegriffen, weshalb es im Wasserbau und auch für den Schiffsbau sehr gut geeignet ist.

Feldahorn

Der Feldahorn ist ein eher kleiner Baum oder Strauch, der nur bis zu 15m hoch werden kann. Die Blätter sind handförmig fünflapprig, die zwei Samen bilden diese propellerähnliche Flugsamen. Aufgrund des niedrigen Wuchses wird der Feldahorn teilweise auch als Heckenpflanze verwendet.

Der Stamm des Feldahorns ist häufig von Moosen und Flechten bewachsen.

Das Holz des Ahorns ist hart, allerdings nicht sehr witterungsbeständig. Es wird sehr gerne für Möbel, Parkettböden und Musikinstrumente verwendet.

Spitzahorn

Der  Spitzahorn wird im Vergleich zum Feldahorn doppelt so hoch, also bis zu 30m. Die typisch geformten, fünflapprigen Ahornblätter, sind an deren Ende zugespitzt – daher auch der Name. Im Herbst zeigt sich der Spitzahorn besonders auffällig und farbkräftig: die gelb-roten Töne der Blätter verleihen jedem Herbstwald eine besondere Note. Das Laub des Spitzahorns zerfällt besonders leicht, was sich sehr günstig auf die Bodenbildung auswirkt.

Der Stamm ist wie beim Feldahorn auch in der Regel von Moosen und Flechten bewachsen.

Musiker schätzen den Spitzahorn, da sich sein Holz sehr gut als Material zur Herstellung von Musikinstrumenten eignet.

Grauerle

Grauerlen werden nur etwa bescheidene 20m hoch und sind durch ihre glatte, hellgraue Rinde gut erkennbar. Sie gehören zur Familie der Birkengewächse. Die Rinde bleibt im Gegensatz zu vielen anderen Bäumen auch im hohen Alter glatt, wird also nicht rissig. Grauerlen findest du vorwiegend an Gebirgsbächen oder Alpenflüssen.

Die Blätter sind eiförmig und mehr oder weniger doppelt gesägt.

Das Holz der Erle wird nur selten verwendet, da der Stamm schlank und oft auch krumm ist. Sie wird aber gerne zur Aufforstung verwendet, weil sie den Boden stabilisiert und für dessen Anreicherung mit Nährstoffen sorgt.

Sommerlinde

Sommerlinden werden bis zu 40m hoch, ihr Stamm kann gar 9m Stammdurchmesser erreichen.

Die Sommerlinde wird aufgrund der breiten Blätter auch Großblättrige Linde genannt. Die Ränder der Blätter sind gesägt, was ein sehr gutes Erkennungsmerkmal darstellt. Die Blätter sind rund und stellenweise stark behaart. Gegen Ende des Blattes sind sie zugespitzt.

Mit einer Blütezeit schon im Juni gehört die Sommerlinde zu den am frühesten blühenden Linden. Sehr bekannt auch der Lindenblütentee, dem man eine schweißtreibende Wirkung nachsagt.

Linden können ebenso wie Eichen sehr alt werden – gerne auch 1000 Jahre. Früher zierten Linden viele Dorfplätze. Unter den Linden wurden Feste abgehalten und es gab sogar sogenannte Tanzlinden.

Der Baumartenatlas

Das österreichische Bundesamt und Forschungszentrum für Wald hat einen sogenannten Baumartenatlas herausgegeben. Dort findest du eine sehr schöne Übersicht, wo in Österreichs Wäldern welche Bäume wie häufig vorkommen.

Weiters will ich dich an dieser Stelle noch an ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Forschungsinstitute aus der DACH Region hinweisen, die sich dem Thema Wald intensiv gewidmet haben: waldwissen.net. Hier findest du ungemein viele Artikel zum Thema Wald.

Quiz und Cheat-Sheet

Wie eingangs versprochen gibt es hier nun ein Cheat-Sheet zum Download. Einfach in den Wald mitnehmen und zumindest die obigen Bäume damit mühelos erkennen.

Und wenn du dein Baumwissen testen willst, findest du ein Quiz auf der Seite der österreichischen Bundesforste.