Zuletzt aktualisiert am 20. Juni 2021 um 20:52
FAIRreisen Buchrezension: ist nach dem Lesen schlechtes Gewissen bei Reisen vorprogrammiert, oder kann man auch umweltbewusst reisen?
Der gelernte Suderer wird nun laut aufschreien. „Soso, jetzt darf ich nicht einmal mehr in meinen wohlverdienten Urlaub fahren, ohne dass sich jemand über mein ach so schlechtes Verhalten beschwert! Geht’s noch? Wenn ich das Wort Nachhaltigkeit schon höre, wird mir ganz schlecht!“.
Doch stopp! Erst einmal tief durchatmen!
Anmerkung: mir wurde das Buch „FAIRreisen – Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen“ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Den nachfolgenden Artikel hat das selbstverständlich nicht beeinflusst – es gab keinerlei Vorgaben oder Wünsche seitens des Verlages.
Inhalt
Meine Gedanken vor dem Lesen
Wie kann ein Buch aussehen, welches sich umweltbewusstes und nachhaltiges Verreisen auf die Fahnen geheftet hat? Werde ich nach dem Lesen bei all meinen zukünftigen Reisen ein schlechtes Gewissen bekommen? Weil ich nicht in den Zug gestiegen, sondern mit dem Auto (aka Stinker-Diesel) hunderte Kilometer durch die Gegend kutschiert bin – oder gar das Flugzeug genommen habe?
Und sollte das mit dem schlechten Gewissen passieren: ist das dann gut oder schlecht?
Für die Umwelt wäre es sicher gut. Denn für diese wäre ein Urlaub auf Balkonien, zu Fuß oder mit dem Fahrrad bis zum Lebensende wohl am besten.

Aber für mich? Würde ich dann nur noch Zuhause herumsitzen wollen und in meinem einzigen Leben, welches ich habe, nichts mehr von der Welt zu sehen bekommen? Oder maximal bis zu einem Radius, den meine Fitness zulässt? Würde ich nie wieder in ein Flugzeug steigen wollen, weil das schlechte Gewissen stärker ist, als der Wunsch, neue Länder zu bereisen?
Aber ich habe ich mir ja im Rahmen meiner ultimativen 50 Punkte Lebens-Checklist vorgenommen, mich intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Und da passt das Buch auf jeden Fall perfekt! Da muss ich jetzt wohl durch!
Was erwartet dich im Buch?
Schon der erste Blick in das Inhaltsverzeichnis beruhigt mich etwas. Das Buch scheint nicht nur einseitig darauf abzuzielen, Touristen als reine Umwelt-Terroristen abzustempeln und das Reisen einfach prinzipiell zu verteufeln.
Neben einem generellen Blick auf den Tourismus mit einigen statistischen Zahlen zum Einstieg (1970 waren nur 150 Millionen Touristen im Ausland unterwegs, 2015 waren es schon satte 1,2 Milliarden) und den positiven, wirtschaftlichen Auswirkungen geht es dann schnell ans Eingemachte. CO2 Emissionen und deren Auswirkungen auf Klima und Umwelt.

Was ist mit den Menschen vor Ort? Menschenrechte, Kinderarbeit, Sextourismus und Kinderprostitution – auch heikle Themen werden nicht ausgespart und im Buch näher behandelt. Wie sehr Tourist darf man sein, ohne für die Einheimischen als respektlos zu erscheinen? Stichwort Kultur. Nicht alles und jeden fotografieren oder in Badeshorts und/oder nacktem Oberkörper heilige Stätten aufsuchen.
Auch Tiere kommen nicht zu kurz. Thema Großwildjagd und abknallen von Giraffen und Löwen oder gestresste und mit Valium beruhigte Orcas im Betonbecken zur Bespaßung von Touristen.
Neben dem Eingehen auf alle möglichen Auswüchse und negativen Folgen des Tourismus gibt der Autor Frank Herrmann auch immer wieder Tipps, wie man sich fairer und nachhaltiger verhalten kann. Im Kapitel „Tourismus mit Verantwortung“ geht er der Frage nach, was man unter sozial gerechtem und umweltverträglichen Tourismus versteht. Welche Siegel und Markenzeichen gibt es? Wie kann man welche Reiseformen fairer und grüner gestalten? Wie finde ich umweltfreundliche Hotels oder Kreuzfahrtschiffe, die nicht ungebremst Schweröl in die Luft blasen?
Auf den letzten 20 Seiten gibt es im Kapitel „Was wir tun können“ zahlreiche Tipps, was man vor und während der Reise alles tun kann, um FAIR zu reisen. Alles sehr übersichtlich präsentiert und nach Themengebieten sortiert.
FAIRreisen – kann man umweltbewusst reisen?
Einfach die Sau rauslassen ist Out! Man muss im Urlaub aber deshalb auch nicht auf alles verzichten.
Dass es auch einen Mittelweg gibt, zeigt dieses Buch sehr gut! Ohne dir dabei ständig den erhobenen Zeigefinger entgegen zu strecken. Mich hat es zusätzlich sensibilisiert, was das sehr wichtige Thema Nachhaltigkeit angeht – und das, ohne am Ende das unangenehme Gefühl zu haben, dass ich nun gar nicht mehr reisen sollte.
Diesen Spagat schafft der Autor dadurch, dass er eben kein einseitiges Tourismus-Bashing betreibt und nicht alle Reisewilligen als Umweltsünder und Menschenfeinde abstempelt. Neben dem Eingehen auf die positiven Auswirkungen, die der Tourismus unbestreitbar auch hat, bekommst du auch genügend Tipps zur Hand, worauf du auf deinen Reisen achten kannst, um die negativen Wirkungen zu minimieren.
Das Buch wurde mit dem ITB-Award 2017 ausgezeichnet. Die ITB ist die größte Reisemesse weltweit, die jährlich in Berlin stattfindet.
Für mich ist „FAIRreisen – Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen“ ein Must-Read und eine klare Bereicherung für alle, die auch im Urlaub keine „Scheißegal-Mentalität“ an den Tag legen wollen. Und im Sinne der Nachhaltigkeit: solltest du Besitzer eines Kindle sein, dann nimm doch das eBook!
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Hallo lieber Horst, also für mich ist das Thema Nachhaltigkeit auch sehr präsent geworden und ich habe meine Reisepläne in den letzten beiden Jahren bereits grundlegend verändert. Hatte ich doch noch für 2016 Indien geplant, so ist nun die Lüneburger Heide, Südtirol und das Allgäu daraus geworden. Nun vermisse ich doch schon ein wenig das Meer und auch mal wieder die Füße in den Sand zu stecken. Dieses Gefühl von Verbunden sein mit Mutter Erde, wenn man abends am Strand sitzt und den Wellen lauscht. Ich bin gespannt, was sich bezüglich dieses Wunsches bei mir in den kommenden Jahre ergeben wird. Eine Lösung wo ich beides miteinander verbinden kann. Danke für deine Rezession zu dem Buch, welches ich mir auf jeden Fall besorgen werde. Denn ich bin sehr auf die ein oder anderen Tipps gespannt. Lg Susi
Servus Susi!
Ich finde es super, dass du deine Reisepläne in den letzten Jahren angepasst hast!
Hätte ich selber das Buch ein halbes früher Jahr gelesen, wäre ich wohl nicht mehr mit der Fähre nach Norwegen sondern über Schweden über den Landweg. Es gibt nämlich nichts Schlimmeres, als mit Schiffen übers Meer zu schippern.
Kommenden Donnerstag kommt aber ein Artikel, der möglicherweise dich wieder mit ein wenig vermindertem schlechten Gewissen die Füße in den Sand stecken lässt. Es geht um das Thema CO2 Kompensation, was von einigen allerdings als Greenwashing in ein sehr negatives Licht gerückt wurde.
Meine Meinung zu diesem Thema und was der Unterschied meiner Anreise nach Norwegen zwischen Fähre und Landweg ausmacht, habe ich mir auch durchgerechnet.
Bei mir hat das Buch auf jeden Fall viel bewirkt und ich kann es wirklich jedem nur an Herz legen, das zu lesen.
Have fun
Horst
Hallo Horst,
das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns auch schon eine Weile. Wenn man mal auf einschlägigen Seiten seinen ökologischen Fußabdruck berechnet, zeigt sich leider, dass das Fliegen das größte Loch in die Bilanz reist.
Dennoch möchte ich nicht auf Reisen in ferne Länder verzichten und versuche daher, in allen anderen Aspekten auf größtmögliche Nachhaltigkeit zu achten. Auch wenn das Fliegen nicht kompensiert.
Aber besser als nichts.
Liebe Grüße Gina
Servus Gina!
Vielen Dank für deine Rückmeldung!
Ja, es ist wirklich nicht so einfach. So habe ich mir auch schon überlegt, ob ich in den nächsten Jahren nicht wieder vermehrt mehr Zuhause in Österreich Wanderurlaub mache. Das tue ich zwar ohnehin schon, aber ich war z.B. auch schon 3x auf Mallorca und könnte mir gut vorstellen, dort wieder einmal zum Wandern hinzufliegen. Die Mischung Berge und Meer hat eben auch was!
Es ist auf jeden Fall schon spitze, wenn du am Urlaubsort auf Nachhaltigkeit achtest. Da geht sehr viel – dazu findet man auch viele Tipps im Buch.
Zum Thema Kompensation: dazu arbeite ich gerade an einem weiteren Artikel mit dem Praxisbeispiel meines Urlaubes in Norwegen in diesem Jahr. Wird vermutlich Anfang/Mitte April online gehen.
Have fun
Horst
Hi Horst :)
Freut mich wirklich sehr, dass du dich mehr mit Nachhaltigkeit beschäftigst. Ich finde allein dieser Gedanke ist schon ein großer Schritt! Top!
Ich persönlich kann und will nicht auf Reisen verzichten. Ich versuche aber auch nachhaltiger zu Reisen, größtest Problem ist das Flugzeug bei mir…
Ich persönlich buche mir fast nur mehr Ferienwohnung vor Ort die von einheimischen betrieben werden, nur um ein Beispiel zu nennen. :) Es gibt ja sehr viele Optionen seinen Urlaub nachhaltiger zu gestalten ohne komplett auf das Reisen zu verzichten.
LG nach Salzburg
Anja
Liebe Anja!
Ja, das Thema Nachhaltigkeit ist eines meiner bevorzugten Themen in diesem Jahr. Ich habe schon einen Folgeartikel in Arbeit, der das ganze Thema noch einmal näher behandelt.
Und zwar ganz konkret zum Thema CO2 Kompensation. Mit dem Praxisbeispiel meines Norwegen-Urlaubes.
Wie du sagst: es gibt viele Möglichkeiten, sich im Urlaub nachhaltiger zu verhalten. Nur weil du auch mit dem Flugzeug unterwegs bist, bist du deshalb noch lange keine Verbrecherin!
Danke für deinen ausführlichen Kommentar!
Have fun
Horst