Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020 um 11:01

Hochbeet für Dummies – so kann man meine ersten Erfahrungen mit einem eigenen Hochbeet sehr gut zusammenfassen. Zum Start meiner ersten Schritte kannte ich so ein Hochbeet zwar aus dem eigenen Garten, denn da standen schon einige Jahre welche, aber wirklich selber Hand angelegt habe ich noch nie. Ich bin also definitiv fast völlig blank in dieses Abenteuer eingestiegen.

Das Anlegen eines Hochbeetes ist einer meiner Schritte zu mehr Nachhaltigkeit. Was ich mir sonst noch alles vorgenommen habe, kannst du im Artikel Nachhaltigkeit im Alltag – der Weg ist das Ziel nachlesen.

Vor dem Start

Wie eingangs erwähnt, kannte ich bis zu meinen ersten, eigenen Erfahrungen, ein Hochbeet nur aus der Beobachtung. Der Gedanke, Gemüse so nachhaltig als möglich aus dem eigenen Garten zu genießen, hat mir schon sehr gefallen. Ungespritzt, praktisch keine bzw. sehr kurze Transportwege, wenn man die jungen Pflänzchen aus der Gärtnerei im Ort holt.

Was mir aber klar war: Arbeit bedeutet das natürlich schon auch. So ein Hochbeet verwildert schneller als man denkt. Schon einmal 3 Zucchini in einem Hochbeet gesehen, welchen man freien Lauf lässt?

Auch dem Kampf gegen Schnecken muss man sich annehmen. Ja, Schnecken. Wenn du glauben solltest, dass diese in ein Hochbeet nicht „raufschlatzen“ können, dann irrst du dich leider. Dazu weiter unten mehr.

Was alles ansetzen?

Tipps des Gärtners

Nachdem ich zum Start wirklich gar keine persönliche Erfahrung mit dem anlegen und der Pflege eines Hochbeetes hatte, ist es nahe gelegen, in die 3 km entfernte Gärtnerei zu fahren, und mich dort beraten zu lassen.

Welche Pflanzen würde er einem absoluten Anfänger empfehlen? Also Pflanzen, die vielleicht nicht ganz so empfindlich sind und durch deren rasches Wachstum dem Einsteiger einfach viel Freude bereiten. Nach einer kurzen Abklärung, wie viel Platz mein 1,9 m x 0,9 m großes (Innenmaß) Hochbeet für Pflanzen bietet, sind mir folgende Pflanzen empfohlen worden (Zucchini wollte ich explizit keine – Grund siehe oben): Zupfsalat, Rucola, Karotten, Rhabarber, Radieschen, Broccoli, Karfiol, Sellerei und Jausenzwiebel.

Der nette Gärtner hat mir dann noch 8 Walderdbeer-Pflanzen geschenkt. Ob ich die brauchen könnte, die wären ihm übrig geblieben. Ja logo! Hatte nämlich gerade ein paar Tage zufällig über Pinterest die Idee eines „Erdbeer-Brunnens“ aufgeschnappt. Na dann baue ich mir einen solchen doch dann auch gleich!

Es geht los!

Ohne die Walderdbeeren sind das 9 verschiedene Pflanzen, die ich in 7 Reihen quer angesetzt habe. Je nach Pflanze hat mir der Gärtner 4 bis 6 Pflanzen in der Breite empfohlen. Karotten ausgenommen – die habe ich aus Platzgründen von Haus aus nicht im Hochbeet angesetzt. Den einen Rhabarber werde ich in die Reihe mit dem Kohlrabi ganz an den Rand setzen.

In weiterer Folge beschreibe ich dir meine Erfahrungen mit jeder dieser Pflanzen. Wie schnell sind sie gewachsen, würde ich sie wieder ansetzen und was habe ich sonst noch gelernt? Eigentlich ganz schön viel, wie ich schon nach den ersten Monaten feststellen durfte!

Angesetzt habe ich alle Pflanzen am 7. Mai. Was zum Teil eher schon ein wenig spät ist. Manche sind zu dem Zeitpunkt noch recht kleine Pflänzchen, Karotten und Radieschen gibt es generell nur als Samen. Kleiner geht’s quasi nicht.

Hochbeet - Pflanzen frisch angesetzt
Hochbeet für Dummies – erste Erfahrungen – frisch angesetzt

Erfahrungen mit meinen Pflanzen

Broccoli

Ja, es macht schon Freude, wenn der Broccoli anfängt, eine erkennbare „Frucht“ zu zeigen. Aber bis dahin muss man sich schon etwas gedulden. Bei mir war das nach ca. 5-6 Wochen der Fall.

Dabei haben sich meine 5 Broccoli-Pflanzen ganz unterschiedlich entwickelt. Während ich den ersten nach ca. 8 Wochen Anfang Juli geerntet habe, nahm der letzte nach über 3 Monaten Ende August noch immer anderen Pflanzen den Platz und das Licht weg.

Broccolis brauchen nämlich recht viel Platz. Auch wenn ich mich schon gefreut habe, den Broccoli zu ernten, bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich im Jahr 2 wieder einen ansetzen werde.

Broccoli im Hochbeet für Dummies
Broccoli im Hochbeet – ein „Platzwunder“

Ein interessantes Schauspiel konnte ich im Rahmen meiner Broccoli Aufzucht auch beobachten. Bei meinem täglichen Rundgang zum Hochbeet, habe ich eine Menge an Raupen auf dem Broccoli entdeckt. Habe schon überlegt, dass ich den wohl opfern werde, damit die Raupen ihre Wandlung zum Schmetterling in meinem Hochbeet vollziehen dürfen.

Drei Raupen auf einem Broccoli im Hochbeet
The Broccoli Race – Raupen

Es waren wohl um die 20 Stück. Eine Stunde später schaue ich wieder bei den Raupen vorbei. Deren Leben wurde gerade ausgelöscht. Eines nach dem anderen. Drei Stunden später war keine einzige Raupe mehr übrig! Aber sieh selbst!

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Karfiol

Mit dem Karfiol verhält es sich ganz ähnlich wie mit dem Broccoli. Das anfangs mickrige Pflänzchen wächst sich in ca. 6 bis 8 Wochen zu einem fertigen Karfiol aus und ist erntereif.

Aber auch er braucht verdammt viel Platz im Hochbeet und beschattet bzw. überdeckt mit seinen großen Blättern die Pflanzen nebenan.

Karfiol im Hochbeet
Karfiol nach ca. 8 Wochen

Der schöne weiße Karfiol im Geschäft ist übrigens keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Die Karfiol-Röschen werden in der Sonne nämlich gelb. Vom Geschmack her tut das aber nichts nur Sache. Wenn du trotzdem gerne einen möglichst weißen Karfiol haben willst – da gibt es einen recht einfachen Trick. Einfach eines der Blätter abknicken und den Karfiol damit beschatten!

Zupfsalat (z.B. Baby Leaf)

Mein absoluter Favorit! Schon nach ein paar Tagen kann man hier ernten. Nämlich einfach, indem man von außen her Blätter abzupft (daher der Name). Mit meinen 6 Pflänzchen hatte ich so ca. 5-6 Wochen sehr viel Freude und konnte alle 2-3 Tage eine volle Schüssel Salat ernten.

Zupfsalat im Hochbeet für Dummies
Zupfsalat „Baby Leaf“ nach 2 Wochen

Im Laufe der Zeit bildet sich aber ein immer längerer Stengel in der Mitte des Salates und die Blätter wachsen immer langsamer. Nach 2 Monaten habe ich dann alle ausgetauscht. Leider gab es die gleiche Sorte nicht mehr (Baby Leaf), aber auch der Nachfolger hat mir verlässlich frischen Salat geliefert.

Rucola

Der wird auch zu einem Dauerbrenner in meinem Hochbeet für Dummies werden! Rucola ist laut Aussagen meiner Schwägerin, einer Gemüsebäuerin, so etwas wie Unkraut und praktisch kaum umzubringen. Also perfekt zum Sammeln erster Erfahrungen mit nahezu einer Erfolgsgarantie.

Rucola nach 2 Wochen im Hochbeet
Rucola nach 2 Wochen

Zum Ernten schneidest du den Rucola einfach ca. 5-10 cm über dem Boden ab. Er wächst immer wieder nach und du kannst je nach Wetter alle 3 Wochen mit einer neuen Ernte rechnen. Ein Rucola macht wirklich viel Freude! Ich konnte immerhin 4 Mal pro Pflanze ernten. Zum letzten Mal Mitte Oktober.

Kohlrabi

Der Kohlrabi hat mir ebenso sehr viel Freude bereitet. Erntereif nach ca. 6-8 Wochen. So ein ganz frischer Kohlrabi direkt aus dem eigenen Hochbeet ist wirklich genial! Ich liebes es, diesen direkt roh zu essen (die harte Außenhaut entferne ich aber schon).

Kohlrabi im Hochbeet für Dummies
Kohlrabi – nach 6-8 Wochen erntereif

Leider konnte ich Ende Juni keinen mehr nachkaufen, da gab es schon keinen mehr in meiner Gärtnerei. Stattdessen habe ich dann einfach etwas mehr Zupfsalat gekauft. Ja, von dem bin ich wirklich in sehr kurzer Zeit ein Fan geworden!

Rhabarber

Rhabarber wird giftig

„Rhabarber? Ui, da musst du aufpassen, der wird giftig, wenn du ihn zu lange stehen lässt!“.

Nein, das stimmt so nicht. Dieses Gerücht scheint sehr weit verbreitet zu sein, denn ich habe das nicht nur einmal gehört. Ganz aus dem Nichts kommt diese Meinung aber nicht, denn mit der Oxalsäure enthält der Rhabarber sehr wohl eine giftige Substanz. Und diese wird mehr, je länger man den Rhabarber wachsen lässt.

Rein theoretisch kann im schlimmsten Fall tatsächlich etwas mehr als ein halbes Kilo Rhabarber tödlich sein. Aber nur dann, wenn du einen sehr spät geernteten, grünen Rhabarber roh isst. Mehr Details dazu findest du im Artikel Rhabarber: Giftig oder gesund?

Wann ernten?

In der Praxis solltest du Rhabarber vor Ende Juni ernten. Ich war im 1. Jahr mit dem Ansetzen zu spät dran und habe auf eine Ernte deshalb verzichtet. Das Gute dran: Rhabarber ist eine mehrjährige Pflanze und sollte so auch in den Folgejahren wieder wachsen.

Rhabarber habe ich auch nur eine Pflanze angesetzt – ganz im Rand in einer Reihe mit den oben erwähnten Kohlrabi. Und wenn seine Blätter zu groß wurden, habe ich sie ganz brutal zurückgeschnitten.

Sellerie

Sellerie polarisiert, was den Geschmack angeht. Wohl auch bei den Schnecken, denn den Sellerie haben sie 100% in Ruhe gelassen.

Ich wollte ihn auf jeden Fall versuchen und mein Stangensellerie ist auch sehr gut gewachsen. Gedünstet am Grill war er nicht der Burner, aber als Suppe eiskalt aus dem Kühlschrank serviert, hat er mir dann sehr gut geschmeckt.

Wieder ansetzen? Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Dafür spricht, dass er wohl sehr unempfindlich ist und man auch keine Probleme mit Schnecken bekommt. Dagegen spricht, dass zumindest in unserem Haushalt er nur bedingt gut ankommt und er im Hochbeet für 3-4 Portionen Suppe auch relativ viel Platz einnimmt.

Jausenzwiebel

Das sind nicht diese Zwiebelknollen, sondern diese kleinen Zwieberl mit den langen, schmalen Blättern, die ebenso nach Zwiebel schmecken. Anfangs hatte ich viel Freude damit, weil manche davon recht rasch gewachsen sind und so wie das meiste andere Grünzeug in meinem Hochbeet für Dummies nach etwa 5 bis 6 Wochen erntereif gewesen ist. Und vom Platzbedarf sind sie auch sehr genügsam.

Von den sechs, die ich in einer Reihe angesetzt habe, hat aber die Hälfte im Wachstum schnell stagniert und die kleinen Knöllchen – das, was sich bei dieser Zwiebel in der Erde befindet – sind recht klein geblieben. Das hat meine Motivation zum Nachkaufen ein wenig gekillt. Aber ich denke, dass ich diese Jausenzwiebel auch in Zukunft ansetzen werde.

Radieschen

Nach ca. 5-6 Wochen konnte ich meine erste Radieschen-Ernte einfahren.

Radieschen im Hochbeet für Dummies
Radieschen – 1. Ernte

Nachdem die erste Portion relativ rasch auf den Tisch gekommen ist, war die 2. Aussaat schon ziemlich lahm, was das Wachstum anbelangt. Radieschen mögen es nicht allzu warm. Eine meiner ersten Erkenntnisse in Zusammenhang mit Radieschen!

Das hat mir mein Gärtner (der wirklich sehr geduldig meine Fragen beantwortet hat – und das bei einem eher mickrigen Umsatz von ein paar Euro) gesagt, als ich ihn beim Nachkauf des Zupfsalates gefragt habe, was da los sein könnte. „Da hilft nur eines: Geduld. Sie wachsen schon, aber in der Sommerhitze sehr viel langsamer.“

Gegen Ende August dachte ich, ich setze noch einmal neue an. Wird ja kühler und dann wachsen sie ja vielleicht noch einmal heran. Stand Mitte Oktober war das aber keine gute Idee. Bis auf das ein oder andere kleine 5 mm Baby-Radieschen tat sich nichts mehr. Wieder ein Learning.

Die kleinen, weißen Pünktchen an den Radieschen deuten übrigens auf Schnecken hin. Da gibt es so ganz kleine Teile, die scheinbar gerne an etwas Scharfem knabbern.

Karotten

Meine Karotten habe ich in einem eigenen Blumentrog angesetzt. Hardcore – Samen einfach ausgestreut, wie ich es mit Rasensamen tue. Ich war offen gesagt einfach zu faul, um die Samen einzeln in eigenen Reihen mit dem entsprechenden Abstand anzusetzen.

Erfolg meiner Aktion: nach ca. einem Monat habe ich gut 2/3 der Pflänzchen ausgerissen, da sie viel zu dicht aneinander gestanden sind. Nächstes Mal werde ich mir dann doch die Mühe machen, die Samen einzeln und in aller Ruhe zu säen.

Hochbeet - Karotten extern angesetzt
Karotten nach 12 Wochen

Trotzdem habe ich mit den Karotten sehr viel Freude. Nach etwa 8 Wochen Wachstum kann man regelmäßig ernten. Ich esse praktisch jedes Mal eine, wenn ich in den Garten gehe. 100% frisch – besser geht’s nicht! Und das bis Anfang Oktober ohne nachsähen.

Das Problem mit den Schnecken

Schnecken kommen so gut wie überall hin. Auch in ein Hochbeet. Offensichtlich ist ihnen kein Weg zu mühsam, um an grüne Leckerlis zu kommen. Das musste ich nach 3-4 Wochen in geglaubter Sicherheit leidvoll erkennen. Mein Salat wurde über Nacht sichtbar weniger und die typischen Schleimspuren waren zu sehen …

Dabei habe ich sogar auf Rat meines Gärtners einen Kupferdraht in der Mitte des Hochbeetes angebracht. Angeblich wollen Schnecken da nicht drüber. Angeblich. Mag ja sein, dass ihnen ein Kupferdraht keine wirkliche Freude bereitet, aber ein echtes Hindernis um auf mein Hochbeet für Dummies zu klettern, scheint es dann auch wieder nicht zu sein.

Da hilft nur eines: täglich in der Früh und am Abend (da sind die Schnecken zumeist aktiv) Kontrollgang machen und die Biester hochkant rauszuwerfen. Schneckenkorn wollte ich einfach keines verwenden, da wir auch viele Vögel im Garten haben.

Resüme

So ein Hochbeet ist einfach klasse! Neben dem frischen Gemüse direkt aus dem eigenen Garten, das auch rein schon psychologisch besonders gut schmeckt, ist es auch das gute Gefühl, sich nachhaltiger zu verhalten.

Und selbst als Anfänger kann man schon im ersten Jahr brauchbare Ergebnisse erzielen. Und so wird bei mir das Hochbeet ab sofort zum fixen Bestandteil in meinem Garten. Neben einem Blumenkisterl am Balkon, in dem Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum und Petersilie wachsen.