Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024 um 7:39
Was nachhaltige Mobilität unter anderem mit deiner Gesundheit zu tun hat? Nachhaltige Mobilität heißt, vom motorisierten Individualverkehr wegzukommen – hin zur Nutzung von Öffis, Fahrgemeinschaften oder Carsharing. Oder – und hier kommt nun deine Gesundheit ins Spiel – kürzere Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu bewerkstelligen.
In den letzten 30 Jahren (zwischen 1990 und 2020) hat sich der Autoverkehr in Österreich verdoppelt und im Schnitt sitzen gerade einmal 1,15 Personen in einem Auto (Quelle: VCÖ).
So darf es nicht weitergehen, wenn wir unseren Planeten bewohnbar und vor allem auch lebenswert erhalten wollen.
Inhalt
Nachhaltige Mobilität – wozu?
Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, wird feststellen, dass bis auf eine kurze Corona-Atempause der Verkehr zu einem immer massiveren Problem geworden ist. Immer mehr (und auch größere) Autos verstopfen unsere Straßen, verursachen Lärm und belasten unsere Atemluft.
Der Flächenbedarf durch Straßen und Parkplätze ist ebenfalls sehr hoch, was zu immer mehr versiegelten Böden führt, wodurch es bei starken Regenfällen auch immer öfter zu Überschwemmungen kommt.
Wenn wir unsere Städte und den Planeten auch in Zukunft möglichst lebenswert erhalten wollen, müssen wir gegensteuern. Der Aus- und Neubau von Straßen muss aufhören bzw. so gering als möglich gehalten werden.
Denn auch wenn so mancher Politiker glauben machen will, dass es durch einen Ausbau des Straßennetzes oder durch Parkgaragen zu weniger Staus kommen würde: zahlreiche Studien beweisen, dass ein mehr an Straßen in weiterer Folge auch zu mehr Verkehr führen wird. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis es erneut zu Staus kommt und der Kreislauf beginnt von vorne. Mehr Straßen, mehr Autoverkehr.
Nachhaltige Mobilität – wie fördern?
ÖPNV ausbauen
Die vorhandene Infrastruktur hat einen maßgeblichen Einfluss darauf, ob und wie diese genutzt wird. Durch einen Ausbau des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV), werden Öffis auch vermehrt genutzt. Wenn nur 2x am Tag ein Bus oder Zug aus einem Ort raus und reinfährt, wird das sehr viele Menschen von dessen Nutzung abhalten bzw. ausschließen.
In unseren Städten klappt das schon sehr gut, auf dem Land sieht es aber oft schon ganz anders aus. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Vor allem die sogenannte letzte Meile ist hier das Problem. Und wenn die „letzte Meile“ wie in meinem Fall knapp 4 Kilometer beträgt, geht man die halt auch nicht einfach zu Fuß.
Park & Ride Parkplätze
Auf dem Land bewähren sich Park & Ride Parkplätze sehr gut. In meiner Umgebung (Salzburger Land, Wolfgangsee-Bundesstraße) werden die P&R Parkplätze immer mehr genutzt. Mittlerweile so stark, dass so mancher ausgebaut werden muss.
Die hohe Auslastung dieser Parkplätze zeigt sehr deutlich, dass Menschen durchaus bereit sind, auf Öffis umzusteigen, wenn die Infrastruktur stimmt. Und so fahre ich z.B. sehr häufig nur noch 4 Kilometer mit meinem kleinen Zoe (O-Ton Auto-Freak: „Das ist doch kein Auto!“) bis zum P&R Parkplatz und steige dann in den Bus.
Der Bustakt ist vor allem unter der Woche hier schon als sehr gut zu bezeichnen. Alle 15 bis 30 Minuten kommt hier mittlerweile ein Bus vorbei. In meinen Ort fährt er wochentags nur stündlich, ab Samstagmittag bis Montag früh gar nicht. Genau da hilft ein P&R Parkplatz ungemein.
Für mich auch sehr wichtig: versperrbare Radboxen – gerne auch gegen 1-2 € Gebühr. Ich lasse nur ungern mein E-Bike einen ganzen Tag oder länger auf einem P&R Parkplatz stehen. Leider findet man solche am Land noch gar nicht – zumindest ist mir noch keine untergekommen.
Radwege und Gehwege ausbauen
Wer schon einmal mit einem Radanhänger unterwegs war, der oder die weiß, dass das alles andere als ein sicheres Gefühl vermittelt. Hier rächt sich der Platzhunger der immer breiter werdenden SUVs auf brutale Art und Weise. Viele Autofahrer zeigen hier sehr gerne, wer der stärkere ist. Abstand? Was ist das?
Oder als Fußgänger in der Dunkelheit.
Gut ausgebaute Rad- und Fußwege sind deshalb sehr wichtig. Und damit meine ich jetzt keine Straßenmarkierungen, um die Statistik für Radwege in die Höhe zu treiben. Ein Radweg muss baulich getrennt vom Autoverkehr sein, um auch die entsprechende Sicherheit für Radfahrende und Fußgänger:innen gewährleisten zu können.
Wie kann man motorisierten Individualverkehr verringern?
Home-Office
Corona war in diesem Fall eine sehr große Hilfe. Zuvor haben Angestellte jahrelang erfolglos darum gekämpft, wenigstens nur einen Tag in der Woche von Zuhause aus arbeiten zu können. Hier waren alle Ausreden recht. Von fehlender IT-Infrastruktur, Sicherheitsbedenken und dem dann fehlenden, persönlichen Austausch. Und Gesundheitsbedenken wegen fehlendem Bürostuhl.
Dann kam Corona. Und siehe da – plötzlich klappte das mit dem Home-Office von einem Tag auf den anderen.
Der IT-Infrastruktur war es egal, ob sich der Mitarbeiter vom Firmen-PC vor Ort oder von Zuhause aus ins Netzwerk eingeloggt hat. Online Meetings haben zumindest einen großen Teil des persönlichen Austausches ausgeglichen.
In Bezug auf Nachhaltigkeit ist Home-Office ebenfalls ein Segen, weil ein sehr großer Teil des Verkehrs der Berufsverkehr ausmacht. Mittlerweile lassen sich die Mitarbeiter das Home-Office auch nicht mehr nehmen. Die Vorzüge (Zeitersparnis, weniger Stress aufgrund Wegfall der Staufahrten im PKW) sind einfach zu groß und Unternehmen sind mehr oder weniger gezwungen, Home-Office an zumindest 1-2 Tagen pro Woche zuzulassen.
Elon Musk – der immer seltsamer werdende Boss – sieht das anders. Seine Mitarbeiter haben mindestens 40 Stunden anwesend zu sein, sonst können sie sich besser gleich anderswo umsehen (→ Elon Musk stellt sich gegen Home-Office Wunsch).
Fahrgemeinschaften
Auch Fahrgemeinschaften sind eine gute Lösung, um zu viele Einzelfahrten insbesondere zum Arbeitsplatz zu verringern. Statt wie in der Regel mit nur mit einer Person besetztem PKW zur Arbeit zu fahren, füllt man einen mit 1-4 weiteren Personen und kann die anderen PKWs stehenlassen. Auch hier können P&R Parkplätze als Sammelpunkt wieder eine wichtige Rolle spielen.
Ich habe mehrere Jahre eine Fahrgemeinschaft genossen. Zwar ist man nicht ganz so flexibel, was die individuelle Arbeitszeit anbelangt, aber dafür hat man als Beifahrer viel weniger Stress, als wenn man selber fährt. Man spart Kosten und tut der Umwelt gleichzeitig auch etwas Gutes.
Online Konferenzen
Auch in diesem Bereich hat Corona für ein Umdenken gesorgt. Waren zuvor Face-to-Face Meetings – also persönliche Treffen – ein absolutes Muss, so wird mittlerweile auf viele dienstliche Reisen verzichtet und stattdessen auf Online Meetings gesetzt. Auch so manche Manager ersparen sich so den ein oder anderen Flug.
Was kannst du persönlich zusätzlich tun?
Neben oben erwähnter Nutzung von Öffis oder dem Drängen deines Arbeitgebers zu mehr Home-Office (oder der Kündigung, falls du für Elon Musk oder einen ähnlich gestrickten Chef arbeiten solltest), kannst du auch in deiner Freizeit ein Umdenken in Gang setzen.
Zug statt Flug oder PKW-Anreise
Verzichte möglichst auf Urlaubsflüge und fahre stattdessen mit dem Zug! Gerade in der letzten Zeit werden immer mehr Nachtzüge eingesetzt, um auch weitere Strecken ganz angenehm bewältigen zu können.
Übrigens gefällt mir in diesem Zusammenhang der Begriff #Zugstolz sehr viel besser als #Flugscham. Finger-Pointing und Menschen auf Umwelt-unverträgliches Verhalten hinzuweisen, führt sehr oft zu „jetzt erst recht“ Verhalten. Das halte ich zwar für nicht gerade erwachsen, aber so tickt halt so mancher Mensch.
Stattdessen aber positives Verhalten zu loben bzw. hervorzuheben – also von Zugstolz zu sprechen – finde ich super!
Mehr und mehr Orte und Hotels bieten kostenlose Taxis an, die die Urlauber vom Zugbahnhof abholen und Zugunternehmen bemühen sich um zusätzliche Verbindungen und Nachtzüge, um die Anreise in beliebte Urlaubsorte anzubieten.
Wie wäre es mit einem Radurlaub?
Einfach aufs Fahrrad setzen und losfahren. Auch cool. Wer das einmal getan hat, wird es lieben. Mit dem Fahrrad erlebt man die Landschaft und die Natur viel intensiver und bewusster.
Du kannst jederzeit recht einfach stehen bleiben und die Umgebung in dich aufsaugen. Wer sehr gerne fotografiert, wie auch ich, der oder die wird genau diese Flexibilität auch genießen. Zusätzlich führen manche Radwege, vor allem auf dem Land, durch landschaftliche schönere Gebiete als die meisten Straßen. Von Autobahnen ganz zu schweigen – hier ist definitiv der Weg nicht das Ziel.
Für Ösis – Klimaticket kaufen
Mit dem Klimaticket ist Leonore Gewessler wirklich ein großer Wurf gelungen. Es ist gar nicht so einfach, alle Bus- und Zugunternehmen unter einen Hut zu bringen, manche wehren sich (Stand Juni 2022) nach wie vor. Aber zumindest das Österreich-Ticket ist unter Dach und Fach (3 € pro Tag, also 1.095 € pro Jahr) und immer mehr Bundesländer sind mit 1 € pro Tag (also 365 € für das Jahresticket) fix dabei.
Was ich daran besonders genieße: Man muss sich nicht darum kümmern, über wie viele Zonen man fährt und wo man die Tickets für welches Verkehrsunternehmen bekommt. Einfach in Bus oder Zug einsteigen und los geht’s.
Ich persönlich nutze Öffis auch immer öfter, wenn ich Wanderungen unternehme. Viele Wanderparkplätze sind ohnehin sehr oft überfüllt und kosten auch immer öfter etwas. Die Zeiten der kostenlosen Parkplätze sind vorbei. In meinem Blog findest du übrigens eine stetig wachsende Anzahl für ein Wandern ohne Auto.
Vermeiden – Verlagern – Verbessern
Dieser Grundgedanke sollte sich in deinen Kopf einnisten.
Kannst du manche Fahrten vermeiden, indem du zum Beispiel notwendige Besorgungen zusammenlegst? Oder auf dem Weg zur Arbeit mitnimmst? Mit ein wenig Planung kannst du so einige Extra-Fahrten vermeiden.
Mit verlagern ist gemeint, dass du statt des Autos ein anderes Verkehrsmittel verwendest. Steige also für kurze Wege auf das Fahrrad um oder gehe zu Fuß. Ja, genau – nachhaltige Mobilität bedeutet wie eingangs erwähnt auch, etwas für deine Gesundheit zu tun! Für größere Entfernungen nutze wenn immer möglich öffentliche Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn.
Mit verbessern ist gemeint, dass du zum Beispiel statt eines Autos mit fossilem Kraftstoff auf ein E-Auto umsteigst. Oder bei deiner nächsten Anschaffung auch überlegst, ob du wirklich so ein großes Auto brauchst. Ja, man muss sich im Kopf umstellen, aber es geht! So bin ich von einem fossilen C-Max mit relativ viel Platz auf einen kleinen Zoe umgestiegen.
Jede:r kann etwas tun! Sei auch du Teil der Veränderung und tue gleichzeitig durch mehr Bewegung auch etwas für deine Gesundheit!
Ich habe mich sehr gefreut, diese tolle Seite zu entdecken. Ich muss Ihnen für Ihre Zeit nur für diese fantastische Lektüre danken!