Zuletzt aktualisiert am 26. Mai 2023 um 7:37

Also diese ständigen Verbote und der von uns verlangte Verzicht nervt nur noch! Die halten mich wirklich für so blöd und denken doch tatsächlich, dass ich in meinem einzigen Leben in Askese lebe! Verzicht und Verbote als etwas zu sehen, das erstrebenswert wäre. Die spinnen doch!

Wofür schufte ich dann den ganzen Tag, das ganze Leben, wenn ich dann das hart verdiente Geld nicht ausgeben darf?

Alles nur Verzicht und Verbote?

Das Wort Verzicht und Verbot wird aktuell überstrapaziert, insbesondere in sozialen Medien und der Boulevard-Presse. Umweltschutz und Klimaschutz werden mit diesem Verzichts- und Verbots-Gefasel stets gemeinsam verwendet.

Denn merke, du (dumme:r) Bürger:in – entweder du genießt dein einziges Leben mit deinem wohlverdienten Reichtum oder die letzte Generation (Fridays For Future, Greenpeace, Die Grünen – beliebige „Ökofaschisten“ bitte hier einfügen) schickt dich zurück auf den Baum! Das Ende deiner Freiheit in deinem fossilen Gefährt, dein letzter Urlaub, dein letztes Stück Steak naht – sei auf der Hut!

Baumhaus im Wald - Verzicht und Verbote wollen uns ins Baumhaus zwingen
Baumhaus – eh ganz schön eigentlich!

Denn ein sinnvolles Dazwischen scheint es nicht zu geben. Also einfach von allem etwas weniger und manches auch gerne etwas anders, als gewohnt. Das geht auch ohne Selbstaufgabe und dahinsiechen, wie es uns viele weismachen wollen. Also ganz ohne Baumhaus und mit viel Lebensqualität.

Ich mag Verbote!

Naiver Systemling

Ja, ich oute mich! Ich bin ein naiver Systemling, der (vieles) tut, was das böse System von mir verlangt.

Mein Messer verwende ich zum Brotschneiden und steche damit niemanden gleich ab, der mich schief ansieht oder der mir den letzten Sitzplatz im Park vor der Nase wegschnappt.

Den Baum des Nachbarn, der mir die Morgensonne stiehlt, schneide ich nicht einfach in einer Nacht- und Nebelaktion um. Genauso verlege ich mein Regenrohr oder die Zuleitung meiner Stromleitung nicht einfach durch seinen Garten, ohne ihn zu fragen, weil es durch diesen viel kürzer wäre.

Gesetze dienen dem Schutz von Menschen und erleichtern das Zusammenleben in einer Gesellschaft.

„Verbote“ und Regeln sind also per se nichts Schlechtes. Also beim nächsten Mal erst einmal tief durchatmen, bevor du laut „Verbotspartei“ oder ähnliches von dir gibst. Möglicherweise denken die genau in dem Moment an die Gesellschaft und nicht an das Ego eines/r jeden/s einzelnen.

FCKW Verbot?

1995 wurde FCKW verboten. Eine Katastrophe! Wie kann man nur so Technologie-feindlich sein, und eine dermaßen geniale Kohlenwasserstoffverbindung verbieten, die nachweislich perfekt als Treibgas und Kältemittel funktioniert hat? Jetzt verbieten sie uns auch noch Spraydosen und Kühlschränke!

Was? Wegen der paar britischen Forscher, die wegen eines angeblichen Ozonlochs Panik geschoben haben? Geht’s noch? Außerdem ist Ozon ja sowieso schädlich – ist doch gut, wenn das verschwindet!

Dass es nicht so gut wäre, wenn das Ozonloch weiter gewachsen wäre, wird vielleicht sogar so mancher Anhänger fossil betriebener Autos erkennen. Also jene, die sich massiv gegen ein Verbrenner-Aus 2035 wehren, und auf äußerst ineffiziente E-Fuels für PKW setzen wollen (→ Klimaschutz: Wie steht es um das Ozonloch? → Ozonloch könnte sich bis 2066 schließen).#

Weitere, spannende Hintergrundinformationen zum Ozonloch findest du hier: Wie wir die Ozonschicht repariert haben – Republik.ch. Auch damals hatten die Wissenschafter anfangs damit zu kämpfen, dass ihnen viele keinen Glauben schenken wollten – selbst andere Wissenschafter.

Die Gastronomie wird sterben!

Was war das für eine Aufregung, als mit 1. November 2019 in Österreich in der Gastronomie das Rauchen verboten wurde! Es würde ein massenhaftes Sterben von Gastronomie-Betrieben geben, die Leute würden ausbleiben, weil sie keine Lust haben würden, für das Rauchen vor die Tür gehen zu müssen.

Zigarette und Asche
Rauchverbot – weg mit der Zigarette

Ein paar Jahre später sind nun auch die Raucher begeistert. Das Essen schmeckt besser und die Kleidung stinkt nach einem Restaurant oder Disco-Besuch jetzt auch nicht mehr, als ob man sie durch einen riesigen Aschenbecher gezogen hätte. Und das Restaurant-Sterben? Gibt es nicht – sie sind besser besucht, denn je zuvor.

Achtung – jetzt wird es kurz politisch!

Unser Kanzler im Jahr 2023 – gut fürs Klima?

Gut fürs Klima war die ÖVP ja nie, aber seit Nehammers Rede zur „Zukunft der Nation“ ist die ÖVP nun zur FDP Österreichs geworden. Mit dem Festhalten am fossilen Zeitalter (er ist jetzt, wie Wissing in Deutschland, gegen eine Verbrenner-Aus ab 2035) und einem Leugnen der wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf die Klimakrise hat er sich in seiner Rede klar positioniert.

Auf der Seite der (fossilen) Wirtschaft und der Seite des ungebremsten Konsums, auf der Seite des so viel zitierten „Hausverstandes“ (der weiterhin die „Freiheit im Auto“ und das tägliche Fleisch genießen und jährlich in den Urlaub fliegen will).

Er hat auch noch so plakative Floskeln in den Raum geworfen, wie dass er „dem Narrativ der Untergangapokalypse“ durch die Klimakrise entgegentreten werde.

Es gäbe keinen wissenschaftlichen Beweis für eine Klimakrise und die Aussagen von Klima-Aktivisten wären irrational. Nach teilweise massiver Kritik an diesen Aussagen hat er sich später dazu hinreißen lassen, zu erwähnen, dass er die Sorgen sehr wohl ernst nehmen würde.

Recht aufs Fliegen!

Wenn ich an die Aussagen von Beate Meinl-Reisinger von den NEOS denke, dass es nicht sein könne, dass man in Österreich nun schon nachdenken müsse, ob man in diesem Jahr nun heizen oder in den Urlaub fliegen könne, wird mir schlecht. Wo steht geschrieben, dass ein Leben ohne den jährlichen Urlaub so etwas wie eine große Katastrophe wäre?

80 % der Menschen auf unserem Planeten sind noch nie in den Urlaub geflogen, 1 % der „Fliegenden“ sind für 50 % des CO₂ Ausstoßes durch Fliegen verantwortlich. Wir reden hier schon von einer sehr schiefen Ebene, wenn man den Urlaubsflug als erworbenes Recht definiert!

Weitwandern Salzburg - Innsbruck Tag 1-5
Weitwandern Salzburg – Innsbruck Tag 1-5

An alle, die jetzt meinen, dass man sehr wohl jedes Jahr Fliegen können muss: Ihr werdet es nicht glauben, aber man kann tatsächlich auch einen sehr schönen Urlaub zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Zug haben.

Verzicht kann dein Leben auch bereichern, weil du so Dinge ausprobierst, die du sonst niemals gemacht hättest!

„I mog olle!“

Mich erinnern immer mehr Menschen an die Werbung, die mir aus meiner Kindheit im Kopf hängen geblieben ist. Ein paar Kinder stehen vor einem Regal mit Lego-Spielzeug. Nach der Reihe sucht sich ein Kind nach dem anderen eine Schachtel aus.

Bis der letzte an der Reihe ist und sagt: „I mog olle“! („Ich will alle!“).

Damals konnte ich das nachvollziehen, heute ruft das in mir ganz andere Bilder hervor. Nämlich erwachsene Menschen, die einfach ungebremst in die Vollen greifen wollen. Ein möglichst großes Auto. Also so einen Hybrid-SUV, denn der macht durch seinen Zweitmotor das Gewissen schön sauber. Und täglich Fleisch. Den jährlichen Urlaubsflug nicht vergessen!

Zivilisationskrise

Wäre nicht schon schlimm genug, dass der Großteil der Politik die Klimakrise (ich nenne es inzwischen Zivilisationskrise) kleinredet, hat es die Wirtschaft mit ihrer Werbung geschafft, der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten einzureden, dass es ohne den 10.000 Dingen im eigenen Haus einfach kein lebenswertes Leben gibt.

Und so legt der Großteil von uns nach wie vor einen Lebensstil an den Tag, der sich einfach nicht für alle Menschen dieser Erde ausgehen kann und der vor allem auch unsere Lebensgrundlage zerstört. Und die Lebensgrundlage unserer Kinder und Enkel erst recht!

Einen sehr guten Artikel zum Thema Verbote findest du auf Republik: Das schädlichste Denk­verbot in der Klima­debatte? Das Verbot.

„Ich würde einfach drüberfahren!“

Wenn ich so manche Omis und Opis einen Kinderwagen voller Stolz vor sich herschieben sehe – mit ihrem geliebten Enkel – diese aber gleichzeitig völlig ausrasten, wenn sie von den „Klimaklebern“ hören („ich würde ja einfach drüberfahren“), dann frage ich mich schon, was mit unserer Gesellschaft los ist.

Wie blind / verbohrt / schlecht informiert muss man sein, die eigenen Enkel über alles zu lieben, aber sich gleichzeitig absolut keine Gedanken um deren Zukunft zu machen?

Also, ihr Eltern und Großeltern da draußen: wenn das alles für euch auch noch halbwegs gut ausgehen könnte, mit einem schönen Leben – seid nicht zu egoistisch und vergesst bei allem „Verbot“ und „Verzicht“ Gejammer nicht, worum es am Ende auch geht: um eure Kinder und Enkel! Falls euch das egal sein sollte – habt ihr ihnen das auch schon ins Gesicht gesagt? Okay, okay – war ja nur eine Frage!