Zuletzt aktualisiert am 5. Dezember 2020 um 12:37

… und mit ihm umgeht. So ein Ösi (mehr oder weniger nett gemeinter Kose-Name für uns Österreicher) ist schon nicht immer leicht zu verstehen. Und damit meine ich jetzt nicht nur die Sprache, denn da verstehen sich so manche Österreicher aufgrund der vielen genialen Dialekte ja untereinander selbst kaum!

Ich meine damit auch, wie man einen Österreicher richtig benutzt, also wie man mit ihm oder ihr umgeht, ohne sich selbst oder dem Österreicher komisch vorzukommen.

Wie man einen Österreicher versteht

Ja, die Dialekte bei uns sind vielfältig. Sehr vielfältig. Je nachdem, wo du dich gerade in unserem Land aufhältst, wirst du die Eingeborenen einmal besser, einmal schlechter und einmal gar nicht verstehen.

Unsere deutschen Nachbarn setzen uns ja sehr gern mit den Wienern gleich, auch wenn diese nur einen ganz besonderen Dialekt des österreichischen Spektrums abdecken. Die etwas langgezogene und raunzende Form des Österreichers. „Geh ooiiiiiida, schleiiiich deeee!“ („Verschwinde bitte, aber sofort, bevor ich mich vergesse!“)

Und weil das „Oida“ so vielfältig eingesetzt werden kann, will ich die das nachfolgende Video nicht vorenthalten. Es ist einfach nur genial! Auch wenn es vom Englischen ins Wienerische übersetzt, finde ich es ungemein witzig.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wir sind aber gerne auch bereit, uns zumindest zu bemühen, Hochdeutsch zu sprechen. Auch wenn das mit dem deutschen Deutsch nicht immer übereinstimmt.

Deutsch vs. Österreichisch

Hier ein paar der Wörter, die das gleiche bedeuten. Links Deutsch, rechts Ösi-Deutsch. Also links falsch und rechts richtig.

Der Österreicher unterscheidet sich vom Deutschen durch die gemeinsame Sprache. – Karl Farkas

Aprikose – Marille (Marün)
Brötchen – Semmeln
Frikadelle – Fleischlaibchen (Fleischloabal)
Hackfleisch – Faschiertes (Faschierts)
Hosenschlitz – Hosentürl
Kasten Bier – Kiste Bier
Laufen – Gehen
Pfannkuchen-Palatschinken
Quarktasche – Topfengolatsche
Rausch – Fetzen
Schrank – Kasten
Wiener Würstchen – Frankfurter Würstchen (Frankfurta)

Eine ausführliche Liste zu Austrizismen findest du in der Wikipedia.

Wie man mit einem Österreicher umgeht

Gleich vorweg – wir jodeln nicht alle, tragen nicht ständig Lederhosen oder Dirndlkleider und wir Schuhplatteln auch nicht Tag und Nacht. Auch Schnitzel wird nicht jeden Tag gegessen, bevor wir uns als Nachspeise einen Apfelstrudel oder eine Sachertorte in den Körper jagen. Wirklich nicht!

Lederhose und Dirndlkleid
Lederhose und Dirndlkleid – tragen manche gern, aber nicht immer!

Verarschen mich die Wiener?

Einige Wiener benutzen nach wie vor Ausdrücke wie „Gnädige Frau“, „Küss‘ die Hand“ oder „Habe die Ehre“. Das mag so manchem mehr als komisch oder ironisch vorkommen und am Ende vielleicht sogar verarschend. Ist es (in der Regel) aber nicht! Einfach nur eine besondere Art der Höflichkeit eines Wieners.

Der Handkuss an sich ist übrigens kaum noch anzutreffen. Und es gibt da einige Regeln zu beachten. Vor allem jene, dass man der Frau keinen feuchten Handrücken verpasst, sondern den Kuss nur andeutet. Der Handkuss ist eher eine Art Verbeugung über der Hand der Frau.

Du wirst den Handkuss also nicht wirklich brauchen, wenn du in Wien zu Gast sein solltest.

Nicht alle Österreicher sind Wiener …

… so wie nicht alle Deutschen Berliner sind. Die Wiener sind unsere Hauptstädter, mit denen wir aus den anderen Bundesländern uns nicht unbedingt gleichgesetzt sehen wollen.

Unseren Wienern wird gerne nachgesagt, dass sie „grantln“ (grantig sind) und auch gerne den Hauptstädter heraushängen lassen. „A Provinzla, geh schleich di!“.  In Wirklichkeit sind die Wiener schon auch sehr liebenswert, wenn man sich erst einmal auf ihren „raunzenden“ Dialekt und ihre Art eingelassen hat.

Trotzdem. Wiener sind nicht mehr oder weniger Österreicher, als ein Tiroler oder Salzburger auch.

Die Sache mit den Titeln

Geil auf Titel

Man sagt den Österreichern ja nach, dass sie so richtig geil auf ihre Titel sind und man sich tunlichst davor hüten sollte, diese einfach wegzulassen.

Das mag früher einmal zu 100% gestimmt zu haben, aber in der letzten Zeit wird das auch bei uns immer lockerer. Früher war auch selbstverständlich, dass der jeweilige Ehepartner des Arztes oder Bürgermeisters entsprechend mit Herr oder Frau Doktor / Bürgermeister anzusprechen gewesen ist.

Vorstand und Hausarzt duzen

In Firmen wird sich mittlerweile häufig ausschließlich geduzt – bis zum Vorstand hinauf. Auch unser Bürgermeister hat kein Problem, wenn ich ihn mit dem Vornamen anspreche – der wäre eher beleidigt und käme sich heftig verarscht vor, wenn ich plötzlich Herr Bürgermeister sagen würde. Man muss in dem Fall aber wohl dazusagen, dass sich hier Stadt und Land schon auch unterscheiden.

Auch meinen Hausarzt und meine Hausärztin duze ich und beide haben absolut kein Problem damit. Okay, ich bin Ü50. Da akzeptiert man das eventuell eher, als von einem Jugendlichen. Aber Tatsache ist: auch hier wird das mit dem Titel zumindest bei uns auf dem Land nicht mehr so streng gesehen.

Früher war es kompliziert(er)

Eine Anekdote aus meiner Jugendzeit um 1980 herum (jessas!) will ich ihnen dir aber nicht vorenthalten. Da gab es einen Professor einer höheren Schule, mit dem ich im gleichen Tennisclub gespielt habe. Irgendwann hat er mir dann das Du angeboten. Am nächsten Tag in der Schule habe ich „Guten Morgen, Franz!“ (Vorname geändert) gesagt. Auf dem Schulhof neben allen anderen. Das war ein großer Fehler!

Der Herr Professor
Der Herr Professor

Er hat mich umgehend in sein Lehrerzimmer gebeten und mir eine Standpauke gehalten. Samt Anleitung, wie ich ihn wo richtig zu grüßen und anzusprechen habe. Beim Tennisverein dürfte ich ja ruhig beim Vornamen bleiben und ihn duzen, aber auf offener Straße müsste ich ihn siezen und „Grüß Gott, Herr Kleinlich!“ (Nachname geändert) sagen und in der Schule habe ich nach wie vor „Grüß Gott, Herr Professor Kleinlich!“ zu sagen. Ich habe damals etwas frech gesagt, dass mir das zu kompliziert wäre und ich ihn ab sofort generell wieder siezen werde.

Ja, man kann es schon komplizierter machen, als notwendig.

Zusammengefasst für dich: kaum jemand fühlt sich beleidigt, wenn du seinen oder ihren Titel erwähnst. Da kannst du wenig falsch machen. Zumindest nicht, wenn ihr euch noch nicht lange kennt. Solltet ihr euch aber schon duzen und du sagst dann plötzlich „Ja, Herr Inschinör!“ (Ingenieur), dann kannst du dir versichert sein, dass sich dein Gegenüber zu recht verarscht vorkommt.

Und wenn du einen Titel einmal weglassen solltest, dann geht davon auch die Welt nicht unter. Okay, für Typen wie den „Franz“ wohl auch heute noch.

Vielleicht sehe ja nur ich das so, denn ich duze gerne und werde auch gerne geduzt. Von Jung und Alt. Wenn mich jemand Herr Ingenieur nennt (was nur bei Besuchen von Ärzten passieren kann), wirkt das auf mich eher befremdlich.

Piefke ist nicht (immer) abwertend gemeint

Wenn wir einen Deutschen Piefke nennen, dann ist das nicht immer abwertend gemeint. In der Regel eher augenzwinkernd. So wie die Deutschen uns oft auch Ösis nennen und das auch nicht immer abwertend meinen.

Wer kennt sie nicht, die Piefke-Saga? Ein satirisches Highlight der Filmgeschichte, welches damals (Erscheinungsjahr 1990) aber auch nicht ganz unumstritten war.

Angebot
Die Piefke Saga - Teil 1-4 [2 DVDs]
  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
  • Grothum, Brigitte, Mattausch, Dietrich, Dux, Ferdinand (Schauspieler)
  • Dotzel, Wilfried (Regisseur)

Letzte Aktualisierung 2024-11-21 / Affiliate Links / Bilder Amazon Product Advertising API

Es nimmt sowohl Deutsche als auch Österreicher gehörig auf die Schippe und karikiert deren jeweilige Eigenheit bis ins Extrem. Kult! Muss man mindestens einmal gesehen haben! Auch wenn die letzte Folge schon extrem überdreht und übertrieben wirkt.

Typisch österreichische Speisen

Wiener Schnitzel – garantiert ohne Soße aka „Tunke“ (!) und vom Kalb. Alle andere (Ab)Arten dürfen bestenfalls Schnitzel nach Wiener Art genannt werden.

Der Kaiserschmarrn oder Kaiserschmarren, eigentlich eine Nachspeise, kann gerne auch als Hauptspeise gegessen werden. Es gibt ihn in verschiedenen Varianten. Mit und ohne Rosinen, mit Apfelmus oder Zwetschkenröster. Eine Rezept findest du bei meiner Blogger-Kollegin Claudia: Kaiserschmarren mit Kirschenröster.

Die Sachertorte und der Apfelstrudel dürfen in diese Liste natürlich auch nicht fehlen.

Daneben gibt es dann noch zahlreiche, lokale Spezialitäten, wie Tiroler Knödl, Salzburger Nockerl, Linzer Torte, Steirischer Backhendlsalat oder Kärntner Kasnudln – um nur einige zu nennen. Viele Rezepte findest du auf der offiziellen Seite der Österreich Werbung: Österreichische Spezialitäten zum Nachkochen.

Verunglimpfe die Namen unserer Speisen nicht!

Ja, ich muss zugeben, dass wir Ösis oder so manche (zu sehr) auf Tourismus ausgelegte Lokalitäten selber mit schuld daran haben, wenn ein deutscher Gast bei uns munter und fröhlich eine „Quarktasche mit Sahne“ bestellt.

Das heißt „Topfengolatsche mit Schlag“ und nicht anders! Und nein, „Schlag“ jetzt nicht, weil so manche es ganz und gar nicht hören wollen, wenn ihr unsere Ösi-Speisen so falsch nennt, und wir dann gar mit Schlägen drohen sollten. „Schlag“ ist das von euch fälschlicherweise „Sahne“ genannte Milchprodukt!

Und nun zum Sport

Ja, wir haben euch in Cordoba geschlagen und sogar auch in jüngeren Jahren ein wenig blamiert. Trotzdem scheint ihr es einfach nicht unterlassen zu können, uns als komplette Ballsport-Deppen hinzustellen. Mag ja sein, dass ihr bessere Fußballer habt, aber das solltet ihr uns nicht ständig unter die Nase reiben. Das mögen wir nicht wirklich.

Jede Nation hat ihre sportlichen Stärken. Ich für mich verweise dann gerne auf den Schisport und auf Marcel Hirscher. Da ist dann schnell wieder Ruhe eingekehrt, was sportliche Vergleiche anbelangt.

Piefkes & Ösis – eine Hassliebe?

Ansonsten lieben wir unsere deutschen Nachbarn, denn am Ende sind wir uns ja doch ganz schön ähnlich – ob uns das gefällt oder nicht.

Ich habe auch wirklich gute Freunde in Deutschland und am Ende ist es immer der Mensch der zählt und keine platten Aussagen zu vermeintlich typischem Verhalten. Aus der Ferne betrachtet mögen Schablonen das Leben manchmal ja vereinfachen. Aber man sollte nie vergessen, dass man den wahren Menschen erst dann wirklich erkennt, wenn man sich die Mühe macht, hinter die Fassade zu blicken.

Zu oft in meinem Leben habe ich Menschen nach dem ersten Eindruck beurteilt und eine zeit lang gemieden nur um später zu erkennen, wie sehr ich mich getäuscht habe.

Den Spruch „Der 1. Eindruck zählt“ solltest du wirklich aus deinem Leben streichen! Ich für mich versuche das seit einer Weile wirklich ganz bewusst und bin davon überzeugt, dass ich dadurch nun einige Menschen besser kennen gelernt habe, die ich sonst eher gemieden hätte.