Zuletzt aktualisiert am 2. Februar 2023 um 18:43

Die folgenden 7 Fehler beim Wandern sind natürlich nicht alle, die du machen kannst. Aber wenn du zumindest diese 7 vermeidest, kannst du den Spaß am Wandern schon um einiges erhöhen. Nicht nur das – du bist dann auch um einiges sicherer unterwegs! Denn der ein oder andere Tipp kann – auch wenn das jetzt sehr theatralisch klingt – durchaus auch dein Leben retten.

Und ja, man kann wirklich schneller in eine lebensbedrohliche Situation kommen, als man glauben will. Da kann es dann nicht schaden, wenn du den Bonustipp am Ende des Artikels befolgst!

1. Falsche Schuhe

Ja, wir Ösis (von unseren deutschen Nachbarn hin- und wieder gerne auch liebevoll „Schluchtensch**ßer“ genannt) schimpfen gerne auf unsere Touristen, wenn es um das korrekte Schuhwerk am Berg geht. Und ja, man trifft wirklich Leute am Berg, die mit Sandalen oder anderem, für den Berg mehr als ungeeignetem, Schuhwerk unterwegs sind. FAIL!

Klar, mittlerweile gibt es auch so etwas wie Trekking-Sandalen. Das klingt doch ganz nach Schuhen, die zum Wandern gut geeignet sind, oder etwa nicht? Schließlich tragen sie das Wort „Trekking“ ja schon im Namen.

Wenn man eine Route gut kennt und weiß, dass man sich nur auf einem relativ flachen Waldweg bewegt, dann kann man diese durchaus auch anziehen. Auf Fels würde ich aber stark davon abraten, auch wenn es Trekking-Sandalen mit Zehenschutz in Form einer Art Schutzkappe gibt (Keen Werbung).

7 Fehler beim Wandern - das richtige Schuhwerk
7 Fehler beim Wandern – das richtige Schuhwerk

Wer eine richtige Tour plant, sollte immer zu einem geschlossenen Wanderschuh greifen, der über die Knöchel geht! Diese Wanderschuhe können von sehr weich (ungeeignet für Geröll) bis zu sehr hart gehen (auch für Schneeschuhe geeignet). Ich persönlich habe weichere und härtere Wanderschuhe und auch einen, der nicht über die Knöchel geht. Bei Touren, die ich noch nie gegangen bin, greife ich aber in der Regel sicherheitshalber zum härteren und knöchelhohen Schuh. Denn du weißt vorher nie, was dich auf dem Weg erwartet.

Ein Schuh der drückt, ist ebenso ein Drama. Du solltest beim Schuhwerk lieber nicht sparen, denn auch wenn du bei manchem Schuh etwas tiefer in die Tasche greifen musst: das macht sich am Ende auf jeden Fall bezahlt. Während meiner Weitwanderung von Salzburg nach Innsbruck musste ich mir am dritten Tag einen neuen Schuh kaufen, weil die Schmerzen an beiden Knöcheln unerträglich geworden sind.

2. Falsche Socken

Zu einem guten Wanderschuh gehören auch passende Socken. Nein, keine ganz dünnen, weil „ich will ja nicht schwitzen“, sondern etwas dickere und atmungsaktive Wandersocken. Nur so kannst du auf langen Touren lästige Blasen oder Druckstellen vermeiden.

Sehr empfehlenswert sind dabei Merinosocken, also Socken, welche aus der Wolle der Merinoschafes (spanische Hochgebirgsrasse) hergestellt werden. Und wer bei Wolle jetzt zusammenzuckt, weil diese doch juckt wie Sau, den kann ich beruhigen. Ich bin wirklich sehr empfindlich und jammere schon lange, bevor andere nur annähernd etwas spüren, aber die Merinowolle vertrage ich wirklich sehr gut. Zumindest an den Füßen habe ich damit keine Probleme.

Weiterer Vorteil: Merinowolle wirkt antibakteriell, weshalb diese Socken auch viel weniger stinken, als andere Wandersocken. Ich persönlich bin mit den Trekkinksocken Merino Werbung sehr zufrieden. Ja, es gibt günstigere, aber wenn die Qualität stimmt, zahle ich gerne auch etwas mehr.

In diesem Zusammenhang weise ich dich gerne auch auf die Verwendung von Hirschtalg hin. Wenn du vor einer Tour jene Stellen damit eincremest, an denen du empfindlich gegenüber Blasen bist, hilft das in jedem Fall. Das weiß ich ebenfalls aus persönlicher Erfahrung während meiner Weitwanderung. Dabei gibt es auch Cremes mit Hirschtalg, die auch nicht streng riechen (was man Hirschtalg normalerweise nachsagt). Ich persönlich habe die von Scholl verwendet.

3. Ohne Funktions T-Shirt und mit Jeans in den Bergen herumlaufen

Jeder Mensch tickt bekanntlich anders und so schwören viele auf ihre Jeans und wollen auch nicht ohne ihr Lieblings-Baumwoll T-Shirt aus dem Haus gehen. Trotzdem empfiehlt es sich für Wanderungen, bequeme Kleidung zu tragen, die den Schweiß gut abtransportiert und auch wieder schnell trocknet, falls die Kleidung einmal nass werden sollte. Mit einer Jean fehlt dir in der Regel auch die während einer Wanderung notwendige Bewegungsfreiheit. Vor allem, wenn eine Jean feucht wird, schränkt sie diese in jedem Fall ein.

Ich persönlich schwöre auf Funktionskleidung und würde keine Wanderung mehr ohne diese machen wollen. Mittlerweile gehe ich damit im Sommer auch schon ins Büro (gut, wenn man einen Job hat, wo das möglich ist). Das soll unbestätigten Gerüchten zufolge angeblich modisch jetzt sogar der letzte Schrei werden! Ob ich der Auslöser dafür war? Man weiß es nicht genau.

4. Zu wenig / kein Wasser dabei

„Ich gehe ja nicht weit, da brauche ich nichts zu trinken!“ oder „Da gibt es bestimmt auch Hütten, bei denen wir etwas trinken können!“.

Mach diesen Fehler nicht! Ich kann leider auch aus praktischer Erfahrung sagen, dass genügend Wasser überlebenswichtig werden kann! Es geht schneller als man denkt, und man kommt in eine Situation, in der der Körper plötzlich nicht mehr will, weil man an der Grenze zur Dehydration steht.

In meinem Fall war es in einer Schlucht auf Mallorca, in der meine Frau und ich beim Rückweg dummerweise eine falsche Abzweigung genommen haben. Dieses Missgeschick hat uns zwei weitere Stunden bei 36 Grad beschert (wir mussten umkehren). Mit nahezu fatalen Folgen – denn die letzte Stunde sind wir wirklich am Rande zum Kollaps gestanden und haben schon darüber diskutiert, wie wir vorgehen, wenn einer von uns zwei kollabieren sollte.

Da wir durch den Umweg auch schon relativ spät dran waren und keine Leute mehr angetroffen haben, durften wir auch nicht mehr auf Hilfe durch andere Wanderer hoffen. Die Abstände zwischen den Rastpausen wurden immer kürzer, bis wir mit letzter Kraft endlich das obere Ende der Schlucht erreicht hatten und dann nur noch eine halbe Stunde auf der Ebenen gehen mussten.

Nach erreichen des Autos hat dann jeder von uns binnen 3 Minuten 1 1/2 Liter Flüssigkeit in den Körper gekippt.

7 Fehler beim Wandern - zu wenig Wasser dabeihaben
7 Fehler beim Wandern – zu wenig Wasser dabeihaben

Verlasse dich also nicht auf (geöffnete) Hütten und kalkuliere ruhig auch (ungeplante) Umwege ein. Unter 2 Liter sollte man eine Tagestour keinesfalls starten, und da darf es keine 36 Grad haben – denn dann wäre auch das am Ende viel zu wenig!

5. (Nur) auf GPS verlassen

GPS ist schon wirklich praktisch und kann bei der Orientierung eine sehr große Hilfe sein. Sich aber nur darauf zu verlassen, kann gefährlich werden. Denn gerade in den Bergen oder auch in abgelegenen Tälern kann es durchaus passieren, dass das GPS aussetzt. Oder dass der Akku deines Smartphones ausgeht, falls du dieses als GPS-Tracker verwendest und nebenher noch viele Bilder schießt.

Erkundige dich idealerweise vor einer Tour bei Einheimischen nach dem Verlauf des Weges, kaufe dir eine Wanderkarte (das ist dieses unpraktische Zeug aus Papier) und hole dir zusätzlich Infos aus dem Internet zur Wegbeschaffenheit und dem Wegverlauf. Wanderer, die im Salzburger Land unterwegs sind haben es da gut – da gibt es diese geniale Wanderseite namens Austria Insiderinfo, *räusper*.

Und präge dir den Weg so gut als möglich ein, falls du dieselbe Strecke wieder zurückgehen solltest! Ich persönlich empfinde es als hilfreich, wenn ich mich vor allem bei Wegkreuzungen kurz umdrehe, um zu sehen, wie diese Stelle auf dem Rückweg dann aussieht. Und merke dir markante Wegpunkte wie Kapellen, besondere Wurzeln, Steine oder Geländeformen.

Auch gut: immer wieder einmal Fotos mit dem Smartphone schießen. Diese helfen aber natürlich nur dann, wenn du am Rückweg noch genügend Akkuladung hast, um diese anzuzeigen.

Man verirrt sich schneller als man wahrhaben will (siehe oben), konzentriere dich also schon beim Hinweg und nutze so viele Orientierungshilfen wie möglich.

6. Die eigene Kondition überschätzen

Total erschöpft - Horst K.O.
Total erschöpft – Horst K.O.

„Wie? Nur 5 Stunden? Das packe ich locker!“.

Dieser Tipp richtet sich mehr an den Gelegenheitswanderer. Jene, die häufig wandern, können ihre Kondition zumeist schon recht gut einschätzen – und besitzen normalerweise dann auch eine recht gute. Wer aber nur selten wandert, kennt seine Grenzen oft gar nicht oder nur schlecht. Also besser langsam anfangen und sich an seine Grenze herantasten, als zu glauben, die Couch-Phase der letzten Wochen an einem Tag wettmachen zu wollen.

Aber auch Vielwanderer haben gute und schlechte Tage, das Wetter kann das Übrige dazu tun, um doch schneller an die Grenzen zu kommen, als einem lieb ist. Also immer schön in den Körper hineinhören und es nicht übertreiben!

7. Wetter falsch einschätzen / ignorieren

„Also ich würde vor einer längeren Tour heute abraten, ab Mittag soll es heftige Gewitter geben!“

„Ach was, der Wetterbericht stimmt ohnehin nie und mir ist auch noch nie etwas passiert – sonst würde ich nicht vor dir stehen!“ (grinst überlegen in sich hinein).

Wer eine längere Tour plant – und das beginnt schon bei einer Tagestour – der sollte unbedingt den Wetterbericht beachten! Speziell mit Gewittern ist in den Bergen nicht zu spaßen! Es geht dabei nicht nur um die primäre Gefahr des Blitzschlages, sondern um die Folgen des oft auch sehr starken Regens in diesem Zusammenhang. So werden kleine Rinnsale im Nu zu Sturzbächen und können Wege unpassierbar machen.

Auch mit vermehrtem Steinschlag muss man rechnen. Insbesondere Gewitter sind zumeist auch mit starkem Wind verbunden, was die Gefahr von umstürzenden Bäumen oder abgerissenen Ästen getroffen zu werden, stark erhöhen kann.

Gewitter darf man nicht unterschätzen
Gewitter darf man nicht unterschätzen

Auch die bei Regen stark eingeschränkte Sicht und der rutschigere Boden stellen eine große Gefahr dar, sich zu verirren oder durch einen Sturz zu verletzen. In höheren Lagen kann ein Gewitter auch zu einem empfindlichen Temperatursturz führen.

Sollte man es dann nicht mehr rechtzeitig ins Tal schaffen und in den Bergen übernachten müssen, hat man eine große Chance, es auf die Titelseite einer Tageszeitung zu schaffen. In dem Zusammenhang auf jeden Fall alles andere als wünschenswert. Selbst dann, wenn man so eine ungeplante Grenzerfahrung überleben sollte.

Und wer im Winter mit Tourenskiern oder Schneeschuhen unterwegs ist: unbedingt Lawinengefahr beachten! Jährlich sterben etwa 20 Wanderer unter Lawinen!

Blick nach Salzburg
Mit Schneeschuhen auf dem Nockstein

Nehmt also Wetterwarnungen ernst und erkundigt euch sicherheitshalber auch bei Hüttenwirten. Auch diese können sich natürlich irren, können die Gefahren aber zumeist schon auch recht gut einschätzen.

Bonustipp Alpenverein

Bist du bei einem Alpenverein? Wenn nein, dann würde ich dir das unbedingt empfehlen! Ich bin zum Beispiel Mitglied des Österreichischen Alpenvereins. Neben vielen Vorteilen und der sehr wichtigen Arbeit, die Alpenvereine für unsere Wege und Hütten tätigen, ist für mich das Hauptargument der in der Mitgliedschaft inkludierte Versicherungsschutz.

Man weiß nie, ob man nicht selber einmal in eine Notsituation gerät und eine Hubschrauberbergung notwendig wird. Und das kann sehr schnell ziemlich teuer werden! Mit 90 € pro Minute (Stand 2020) kannst du rechnen – da sind ein paar Tausender schnell weg.

Denn Unfälle im Gebirge sind zum Beispiel von der österreichischen Sozialversicherung nicht gedeckt.