Zuletzt aktualisiert am 5. April 2024 um 22:31

Für deine Energiegemeinschaft braucht es eine Verwaltung der Mitglieder und die Abrechnung des erzeugten und gelieferten Stromes. EEG-Faktura ist für unsere Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft Plainfeld-Hub das Mittel der Wahl.

Warum? Das erkläre ich dir in diesem nunmehr 7. Teil der Serie zur Gründung einer EEG.

Grundsätzliches

Aufnahme von Mitgliedern und Abrechnung

Die Aufnahme von Mitgliedern bedeutet im Rahmen einer erneuerbaren Energiegemeinschaft nicht nur die Aufnahme in den Verein. Es müssen auch die Zählpunkte des jeweiligen Mitgliedes dem Netzbetreiber bekannt gemacht werden. Zum Ablauf der Registrierung gleich weiter unten etwas mehr.

Und natürlich müssen auch regelmäßig Rechnungen für den Bezug von Strom, als auch die Gutschriften für den gelieferten Strom für jedes Mitglied ausgestellt werden.

Das EDA-Anwenderportal

Man kann diese Aufgaben mit dem EDA-Anwenderportal bewerkstelligen oder sich für einen Drittanbieter entscheiden. Die Teilnahme am EDA-Anwenderportal ist für Energiegemeinschaften kostenlos. Das Handbuch kann dir einen ersten Eindruck über den Umfang des Anwenderportales vermitteln.

Auch wenn es kostenlos ist, habe ich es mir offen gesagt nicht näher angesehen, sondern auch nur kurz einen Blick ins Handbuch geworfen. Grund: es wirkt auf den ersten Blick (Stand März 2024) relativ „low-level“. Die Funktionalität ist eingeschränkt, so gibt es zum Beispiel keine Möglichkeit der Rechnungserstellung.

Für eine Handvoll Mitglieder sicher ein gangbarer Weg, für eine größere Anzahl an Mitgliedern ist der manuelle Aufwand vor allem in Bezug auf die Rechnungen wohl sehr schnell zu hoch.

Drittanbieter zur Mitgliederverwaltung und Abrechnung

Drittanbieter gibt es immer mehr. Die in der Regel nicht kostenlosen Dienste unterscheiden sich in der Kostenstruktur ganz massiv. So verlangen manche Gebühren pro Zählpunkt, andere wiederum pro Energiegemeinschaft. Prozentuelle Kosten des über die EEG gehandelten Stroms können zusätzlich anfallen. Auch in den Funktionen und der Umsetzung derselben gibt es Unterschiede, aber wirklich recherchiert habe ich nicht. Also mir diese näher angesehen.

Warum EEG-Faktura?

Ich habe mich wie eingangs erwähnt für EEG-Faktura entschieden.

EEG-Faktura wird vom Verein zur Förderung von Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaften (VFEEG) erstellt. Der Verein hat das Ziel, „die Errichtung und den Betrieb von Erneuerbaren Energiegemeinschaften zu vereinfachen“.

Du kannst die Software selbst hosten, dann ist diese sogar kostenlos. Alternativ kannst du die Software über den Browser nutzen. In diesem Fall fallen je nach Art der EEG (lokal oder regional) unterschiedliche Kosten an. Stand März 2024 sind das 24 € für eine lokale und 60 € für eine regionale EEG. Das ist der Selbstkostenpreis für den Betrieb des Servers für den Verein, der nicht gewinnorientiert arbeitet.

Weitere Details dazu findest du auf der Webseite.

Der unschlagbare Preis von jährlich 24 € für die gesamte EEG (!) und das unterstützenswerte Vereinsziel, haben mir die Entscheidung für EEG-Faktura sehr leicht gemacht. Vor allem die Erleichterung der Abrechnung finde ich super. Und Harald (der Obmann des Vereins) ist einfach der Hammer! Er reagiert auch am Wochenende und an Feiertagen auf Anfragen aller Art.

Der Aufwand, die Software selbst zu hosten, steht aus diesen Gründen nicht dafür, auch wenn ich selber Software-Entwickler bin, und das für mich technisch schon machbar wäre.

EEG-Faktura

Mitglied beim VFEEG werden

Alles beginnt damit, dass du dich als Mitglied beim VFEEG registrierst. Nicht zu verwechseln mit den Mitgliedern deines Vereins! Nach der erfolgreichen Registrierung bekommst du die Zugangsdaten zu deinem Login.

Damit EEG-Faktura berechtigt ist, Energiedaten von EDA zu erhalten, musst du die Berechtigung zur Nutzung der PONTON Schnittstelle erteilen. Folgendes Muster E-Mail hat mir Harald dazu geschickt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir ersuchen Sie, unserer EEG mit der Nummer RCxxxxxx umgehend auf die PONTON E-Mail umzustellen. Die Software EEG-Faktura wird durch den VFEEG betrieben und die Adresse lautet ponton@vfeeg.org.

Mit freundlichen Grüßen
Erika Musterfrau

Harald Geißler, Obmann VFEEG

Die Freigabe durch EDA dauert dann ein wenig – bei mir waren es 3 Tage. Sobald das geschehen ist, kannst du loslegen und deine Mitglieder anlegen.

Mitglieder zu deiner EEG hinzufügen

Wie weiter oben schon angemerkt, ist die Aufnahme der Mitglieder in deinen Verein nur ein Teil der Übung.

Jedes deiner Mitglieder hat einen oder mehrere Zählpunkte. Für den Strombezug/Verbrauch und eventuell zusätzlich das Einspeisen von Strom aus der Erzeugung über eine PV-Anlage. Diese Zählpunkte müssen beim Netzbetreiber registriert werden, damit EEG-Faktura dann die Daten dafür abrufen kann.

Solltest du für manche Mitglieder die Zählpunkte schon über EDA registriert haben, dann kannst du beim Anlegen dieses Mitgliedes in EEG-Faktura das entsprechend angeben. In diesem Fall kannst du einfach unter „Status“ die Option „Bereits registriert“ auswählen.

Ich habe das übrigens bei mir selber falsch gemacht und „Bereits registriert“ ausgewählt. Blöd nur, dass damit die Registrierung dieses Zählpunktes nicht gestartet wird. Gut: EEG-Faktura bietet eine Funktion, diese Registrierung nachträglich noch anzustoßen. Schwein gehabt!

Ablauf Registrierung der Zählpunkte

Innerhalb EEG-Faktura

Die Registrierung eines Zählpunktes beinhaltet mehrere Schritte, wobei EEG-Faktura diese für dich mehr oder weniger „versteckt“. Verstecken im Sinne von: du musst keine Details kennen, kannst aber die einzelnen Schritte verfolgen (Prozesse – Prozess History – Anmeldung Teilnahme Online).

Hier ein Beispiel eines Protokolls zur Registrierung.

Sobald du einen Zählpunkt für ein Mitglied registriert hast, wird eine ANFORDERUNG_ECON abgesetzt. Diese geht an deinen Netzbetreiber. Dieser schickt dann als Bestätigung eine ANTWORT_ECON zurück. In meinem Fall hat das einen Tag gedauert.

Datenfreigabe beim Netzbetreiber

Nun ist das Mitglied gefragt! Damit nicht einfach jede:r ungefragt auf die Daten des Zählpunktes zugreifen kann, muss jedes Mitglied im Portal des Netzbetreibers die Zustimmung erteilen. Sollte das Mitglied noch keinen Zugang zum Portal des Netzbetreibers haben, muss sich dieses dort registrieren. Na, schon verwirrt, von den ganzen Registrierungen? 😉

Im Falle von Salzburg-Netz sieht die Datenfreigabe dann wie folgt aus.

Das neu hinzugefügte Mitglied muss also die Datenfreigabe erteilen (ZUSTIMMUNG_ECON). Danach heißt es wieder ein wenig warten, bis dein Netzbetreiber diese Freigabe durch ABSCHLUSS_ECON dann erteilt. Erst dann kann EEG-Faktura auf die Daten des Zählpunktes zugreifen.

Hinweis: Stand Anfang April 2024 ist eine Datenfreigabe auf dem Smartphone nicht möglich – dieser Menüpunkt ist dort einfach nicht verfügbar. Und noch ein Hinweis: Energielieferant und Netzbetreiber sind nicht das Gleiche. Weise evtl. deine Mitglieder darauf hin! Also zum Beispiel nicht bei der Salzburg AG registrieren, um Zählpunkte freizugeben, sondern bei Salzburg-Netz!

Registrierung Zählpunkt(e) hat geklappt

Dass am Ende alles geklappt hat, kann das Mitglied im Portal des Netzbetreibers dann an folgender Anzeige sehen (vor und nach dem Beitritt zur EEG / Zustimmung am Beispiel von Salzburg-Netz).

In EEG-Faktura ist der Status auch in der Mitgliederliste erkennbar. Das Mitglied ist rot/orange eingefärbt und hat den Hinweis „Zustimmung des Mitglieds noch ausstehend“.

Tarife festlegen

EEG-Faktura beginnt im Vergleich zum EDA-Anwenderportal nun seine Vorteile so richtig auszuspielen. So kann man eigene Tarife für den Verbrauch und das Erzeugen erstellen. Zusätzlich kann man eine Zählpunktgebühr je Abrechnungsintervall einstellen und angeben, ob eine Umsatzsteuer auf der Rechnung ausgewiesen werden soll oder nicht.

Über einen eigenen Mitglieds-Tarif kannst du auch Mitgliedsbeiträge definieren, die je Abrechnungsportal abgeführt werden sollen.

Jippieh – es läuft!

Oder doch nicht? Nachdem die Registrierung und Datenfreigabe der ersten Zählpunkte durch war, hätte ich jetzt umgehend Daten erwartet. Aber es kam nichts. Auch nicht am Folgetag, auch nicht am dritten Tag.

In der EEG-Faktura Community WhatsApp-Gruppe nachgefragt ergab, dass einige Netzbetreiber nach wie vor ziemliche Probleme bei der Übermittlung der Daten haben. Es ist durchaus öfter der Fall, dass oft tagelang keine Daten geliefert werden und einer konnte bestätigen, dass ich mein Netzbetreiber aktuell wieder einmal im Verzug ist.

Aber dann – 4 Tage später kamen endlich Daten. Und ich konnte zum ersten Mal sehen, wie EEG-Faktura diese in ihrem Dashboard darstellt. Nicht schlecht, würde ich sagen! Laut Obmann des VFEEG ist das Dashboard noch „work in progress“ und es wird sicher noch einiges an Funktionalität hinzukommen bzw. sich ändern.

Hier auf jeden Fall Screenshots meiner ersten Daten.

Rechnungen und Gutschriften erstellen

Mit der Registrierung bei EEG-Faktura musst du schon wissen, welchen Abrechnungszeitraum du verwenden willst. Ich habe halbjährlich gewählt, da wir keine großen Erzeugungsanlagen in unserer EEG haben werden. Zum Start sind es knapp 10 kW Peak, mit einer Option auf ca. 7 kW Peak zusätzlich (zum Zeitpunkt der Gründung überlegt dieses Mitglied noch).

Du kannst für deine Rechnungen einiges Textfragmente definieren und so deine Rechnung relativ individuell gestalten. Auch ein Logo für deine Rechnungen kannst du hochladen.

Damit muss ich aber erst noch Erfahrungen sammeln.

Im letzten Artikel dieser Serie befasse ich mich dann noch über Dinge, die du über Steuern und das Finanzamt wissen solltest.

Alle Artikel dieser Serie

  1. Grundlagen
  2. Organisationsform Verein
  3. Weitere Verträge
  4. Vereinsorgane und Marktpartner
  5. EDA-Portal & Abrechnung
  6. Tarifbestimmung
  7. EEG-Faktura
  8. Laufender Betrieb (in Arbeit)