Zuletzt aktualisiert am 5. Juni 2022 um 8:13

Insektensterben – was ist schuld daran? Ist dir schon aufgefallen, dass bei längeren Autobahn-Fahrten nicht so wie früher die komplette Windschutzscheibe und Frontpartie des Autos komplett mit toten Insekten übersät ist?

Warum ist das so? Zum einen, weil die Autos nun eine viel windschlüpfrige Form als früher haben und somit die Insekten nicht so oft an die Scheibe / die Frontpartie des Autos knallen.

Aber es gibt auch einen sehr traurigen Grund dafür: in den letzten 30 Jahren hat ein massives Insektensterben stattgefunden. Bis zu 75% (!) der Insekten sind verschwunden. Das konnte man durch Langzeitstudien anhand von Insektenfallen nachweisen.

Und nein, es ist nicht super, dass du nun nach längeren Autofahrten deine Windschutzscheibe nicht mehr mühsam reinigen musst. Und nein, es ist wirklich nicht egal, wenn diese lästigen Biester endlich weg sind und dich beim Grillen im Garten endlich in Ruhe lassen.

Was ist schuld am Insektensterben?

Die Ursachen für den Tod vieler Insekten sind sehr vielfältig. Der Mensch bringt durch sein Handeln das gesamte Öko-System der Erde durcheinander bzw. bringt dieses teilweise zum Kollabieren.

Lichtverschmutzung

Die Lichtverschmutzung ist ein Begriff, den Fotografen aus dem Bereich der Astrofotografie kennen. Du kannst dazu näheres in einem meiner Artikel zum Fotografieren der Lichtstraße nachlesen, nämlich Milchstraße fotografieren – Lichtverschmutzung und idealer Aufnahmeort.

An dieser Stelle nur eine ganz einfache Erklärung: es gibt auf unserer Erde immer weniger Orte, an denen absolute Dunkelheit herrscht, also an denen kein künstliches Licht die Nacht erhellt. Und genau das ist ein Problem für nachtaktive Insekten (also nicht nur für Astrofotografen).

Massives Insektensterben - Lichtverschmutzung ist auch dran schuld
Lichtverschmutzung – auch für nachtaktive Insekten schlecht

Was genau das künstliche Licht mit den Insekten macht, wird noch erforscht. Erste Antworten gibt es aber schon länger. So haben nachtaktive Insekten sehr empfindliche Augen, um auch mit dem Restlicht der Nacht ihr Auslangen zu finden.

Von Laternen oder anderen sehr hellen Lichtern werden diese Insekten geblendet und so fliegen sie hilflos in diese Lichtquellen hinein. Manche Insekten scheinen auch Sterne zur Navigation in der Nacht zu verwenden und werden durch künstliche Laternen abgelenkt bzw. in ihrer Orientierung gestört.

Quelle: Lichtverschmutzung bedroht Insekten – Spektrum der Wissenschaft.

Große Flächen ohne Blüten

Durch unter anderem unsere Landwirtschaft mit immer größeren Anbauflächen, entstehen auch immer größere Flächen ohne Blüten.

In Deutschland wird zudem täglich eine Fläche in der Große von 100 Fußballfeldern für die Bebauung freigegeben. Die Insekten müssen dadurch immer weiter fliegen, um an Nahrung zu kommen.

Und das kann am Ende dazu führen, dass ganze Kolonien aussterben, weil sie mangels Nahrung ihre Brut nicht mehr aufziehen können.

Massives Insektensterben - mangelnde Vielfalt an Wiesenblumen
So sollte eine Wiese aussehen

Düngung und Pflanzengift

Einseitige Düngung führt dazu, dass bestimmte Arten von Pflanzen zurückgedrängt werden. Insektenarten, die genau auf dieses Pflanzenarten angewiesen sind, sterben so langsam aus.

Und auch wenn Monsanto / Bayer beteuert, dass durch ihr Pflanzengift keine Insekten sterben, so gibt es eine Untersuchung, dass die Insekten durch das Pflanzengift sehr wohl unter Stress gesetzt werden. Das stört die Orientierung dieser Insekten, die dann nicht mehr zurück nach Hause finden, um ihre Brut aufzuziehen.

Quelle: Insekten: Pestizide machen Bienen orientierungslos – Zeit Online

Übertragung von Krankheiten

Moskitos sind dafür bekannt, Krankheiten zu übertragen und damit zu verbreiten.

Das Problem, welches Pflanzenschutzmittel auslösen: Moskitos entwickeln schneller Resistenzen gegen Gifte, als ihre Feinde! Das liegt daran, dass sie pro Jahr bis zu 20 Generationen durchlaufen. Sie werden dadurch schneller immun und zusätzlich werden ihr natürlichen Feinde dezimiert. Das führt zu einem gefährlichen Ungleichgewicht, welches die Verbreitung von Krankheiten durch Moskitos weiter fördert.

Quelle: Malaria Mücken werden immun gegen Pestizide – Wissen und Umwelt

Wozu brauchen wir Insekten?

Ohne Insekten keine Bestäubung. Auf Bestäubung angewiesene Pflanzen können sich nicht mehr vermehren. Das trifft auf einen sehr großen Teil der Pflanzen zu, was mittelfristig dazu führen würde, dass eine wichtige Nahrungsquelle für uns Menschen (und auch Tiere) verschwinden würde.

Insekten sorgen außerdem für die Verwertung abgestorbener Pflanzenteile sowie für die Verwitterung von Aas. Würde das irgendwann liegen bleiben, würde das die Ausbreitung mancher Krankheiten fördern.

Zudem stellen Insekten eine direkte, wichtige Nahrungsquelle für Vögel dar. Das Verschwinden vieler Insekten stellt damit einen Grund dafür dar, dass mittlerweile auch sehr viele Vögel immer mehr und mehr verschwinden.

Was kannst du gegen Insektensterben tun?

Du kannst gegen das Insektensterben gar nicht einmal so wenig tun, als du vermutlich auf den 1. Blick glauben würdest!

  • selber im Garten oder auf dem Balkon Obst und Gemüse anbauen und dabei auf Pflanzenschutzmittel verzichten
  • Bio-Lebensmittel kaufen – hier kannst du dich ebenfalls darauf verlassen, dass keine giftigen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden
    Dass Bio nicht immer wirklich Bio ist, kannst du unter Was bedeutet Bio bei Lebensmitteln, Kosmetik, Kleidung oder Putzmitteln? nachlesen
  • Bienenhaus / Nisthilfe bauen oder aufstellen
  • mähe deinen Rasen mit Bedacht – lass‘ manche Blüten länger stehen
  • verwende keine Insekten-Vernichtungs-Sprays

So kannst du zumindest einen kleinen Beitrag gegen das massive Insektensterben leisten. Und wie wir wissen, können am Ende viele kleine Taten Großes bewirken! Informiere deine Freunde und schärfe das Bewusstsein in deinem Umfeld. Nachfolgende Generationen werden es dir danken.