Zuletzt aktualisiert am 26. November 2020 um 11:14
Geschichte in doppeltem Sinne. Warum? Weil dieses geniale Barcamp auf 1600 Meter Seehöhe auf dem Maltaberg in Kärnten möglicherweise dieses Wochenende das letzte seiner Art gewesen ist. Warum das so ist, kannst du weiter unten nachlesen.
Inhalt
Etwas Begeisterung gleich zum Einstieg
Das Almcamp auf dem Maltaberg ist in jedem Fall ein Barcamp, das seinesgleichen sucht! Ich war dieses Mal zum 1. Mal beim Almcamp (es war insgesamt das 4. Almcamp und wurde nach 2009, 2010 und 2011 nun wiederbelebt) und bin wirklich restlos begeistert!
Begeistert von der Location, begeistert von der Freundlichkeit der HüttenwirtInnen (hallo Dèsirèe, Franz und Maria!), der Bedienung Andre und dem Hüttenhund Tommy. Begeistert von den eher wenigen, dafür aber allesamt äußerst interessanten und coolen Teilnehmer – voller Energie und Leidenschaft, wenn es um das Weitergeben von Informationen und den Austausch auch zu kontroversen Themen geht.
Der Ablauf / das Programm
Freitag – Wanderung
Ich bin neben 4 anderen Teilnehmern (Monika & Achim Meurer, den beiden Organisatoren sowie Stefan Karlhuber und Benjamin Erhart) schon am Donnerstag gegen 1700 Uhr angereist. Rainer Edlinger von Salzburger Land Tourismus ist am Freitag in der Früh zu uns gestoßen. Sinn der früheren Anreise: eine gemeinsame Wanderung am Maltaberg.
Wegen des zweifelhaften Wetterberichtes wollten wir keine zu große Tour machen – für Nachmittag waren Gewitter und Regen angesagt. Und so sind wir dann (nur) zum Faschaunertörl, ca. 2 Stunden hin und zurück.
Auch Hüttenhund Tommy hat uns dabei begleitet, ein äußerst angenehmer Zeitgenosse. Und wenn ich als „Hundeschisser“ so etwas sage, dann hat das wirklich etwas zu bedeuten.
Danach haben wir die Zeit einfach gemütlich an der Leonhard-Hütte verbracht – unser aller Unterkunft. Entgegen dem vom Wetterbericht angesagten Regen haben wir sehr viel Sonne genießen können.
Am Abend sind dann nach und nach alle übrigen Teilnehmer eingetrudelt. Darunter auch Friedemann Schütz aka Freddy, der extra 11 Stunden Anreise in Kauf genommen hat. Der am weitesten entfernte Teilnehmer bei diesem Almcamp.
Samstag – Sessions Teil 1
Durch die geringe Anzahl an Teilnehmern hat sich die einmalige Gelegenheit geboten, dass wirklich jeder eine Session abhalten konnte / durfte / musste. Durch die Vielfalt der Expertisen der Teilnehmer hat es am Ende insgesamt 11 sehr unterschiedliche und abwechslungsreiche Sessions gegeben.
- Veronika Lauss aka Flugente mit Professionalität
Was bedeutet Professionalität in welchem Kontext? Muss man z.B. Lachs kennen, wenn man über ein 5-Stern Hotel berichten will? - Günter Exel mit Foto is‘ fad
Der Vorteil von Kurzvideos gegenüber Bild. Wann wirkt Video besser als Bild? - Achim Meurer mit Zukunft Fotografie
Wo führt uns der Weg in der Fotografie noch hin? Ungeheure Massen an Fotos vs. Qualtität. Schärfentiefe erst bei der Ausarbeitung festlegen. - Horst Gassner mit Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und Tourismus, was kann jede(r) einzelne tun? Was ist CO2 Kompensation? - Monika Meuer mit Qualität
Wie definiert sich Qualität? Gar kein so einfaches Unterfangen, wie wir feststellen mussten. - Jochen Hencke mit Influencer – brauchen wir das oder kann das weg?
Kontroverse Diskussion über den Sinn und Unsinn von Instagram-Sternchen und Followerzahlen (Waschmittel am Fahrrad etc.). - Benjamin Erhart mit Frag den Techie
Was Nicht-Techis schon immer von einem Nerd wissen wollten, samt Präsentation einer VR Brille und wie man einer Flugente dabei nahezu den Hals umdreht. - Stefan Karlhuber mit Tool Begräbnisse und die Weisheit der Weißheit
Welche Tools schon verschwunden sind und welche Alternativen es dafür gibt.
Für lockere Pläuschchen dazwischen (wir haben 45 Minuten Sessions mit 15 Minuten Pause abgehalten) war immer Zeit. Und in dieser Umgebung war das einfach nur klasse.
Detaillierte Zusammenfassungen zu den Sessions gibt es an dieser Stelle nicht. Ja, du hättest halt doch kommen sollen!
Nur soviel: unsere Diskussionen waren allesamt intensiv, jeder hat sich bei jedem Thema aktiv eingebracht. Und auch wenn es manchmal kontroverse Meinungen gegeben hat, so hat der Austausch immer auf Augenhöhe und mit Respekt vor dem anderen stattgefunden. Und es war auch immer so, dass wir am Ende durch die Moderatorin Monika zum pünktlichen Beenden der Diskussion gedrängt werden mussten.
Am Abend hat es für einen Teil wie schon am Vortag dann doch eher wieder etwas länger gedauert. Mit ein Grund könnte auch die Whiskey-Verkostung gewesen sein. Rainer hat uns ein paar seiner edelsten Tropfen vorgestellt und ein paar Grundlagen näher gebracht.
Gegen 200 Uhr gab es mit mir 4 Übriggebliebene und den Hüttenhund Tommy, der ganz offensichtlich ein wenig Bammel vor dem Gewitter hatte und uns bis an die Zimmertür gefolgt ist.
Sonntag – Sessions Teil 2
Am Sonntag nehmen wir unser Frühstück wie auch schon am Samstag ab ca. 800 Uhr wieder vor der Hütte zu uns.
Das Wetter ist einfach wieder nur als genial zu bezeichnen. Die Reste der Regenwolken des Gewitters der Nacht ziehen in Form von Nebel aus dem Maltatal immer wieder hoch, gleichzeitig wärmt aber die Sonne schon sehr gut.
Da war es fast schon ein wenig schade, dass wir heute zu den ersten Sessions in die Hütte mussten, weil wir dazu einen Beamer benötigt haben.
- Rainer Edlinger mit einer Präsentation zum Knowledge Graph
Semantische Suche, Schemas, Wikidata. Knowledge Graph des SalzburgerLand Tourismus - Heinz Wittenbrink mit dem Thema Content Strategie
Ein Interview mit Heinz zu diesem Thema findest du hier: Warum sie ein Content Stratege werden sollten. - Friedemann Schütz aka Freddy mit einem Blick in die Zukunft – Wir wird das Jahr 2030 aussehen?
Selbstfahrende Autos und Co – was wird uns beim Almcamp 2030 beschäftigen?
Nach einem abschließenden, gemeinsamen Mittagessen waren wir uns alle einig: dieses Almcamp war ein echtes Highlight. Trotz oder gerade wegen der eher geringen Anzahl an Teilnehmern. Denn so konnte jeder jede wirklich etwas näher kennenlernen und auch einiges vom Gegenüber in Erfahrung bringen.
Viel Platz für Spaß
Neben den intensiven Sessions hat es natürlich auch Platz für jede Menge Spaß gegeben.
Stefan hat sich von Beginn an als wahrer Wortspielmeister präsentiert. Es hat das Talent aus dem Gesagten oder den Taten des Gegenüber umgehend ein Wortspiel zu basteln. Deckel vergessen, vom Objektiv abzunehmen? Schon war ich ein „Lenscape-Photographer“.
Auch als Influencer haben wir uns versucht zu präsentieren (alle Bilder von Stefan Karlhuber).
Die Teilnehmer im Portrait
Und nachdem die Anzahl der Teilnehmer überschaubar war, hier jeder der Teilnehmer im Portrait.
Und ein Abschluss-Selfie muss natürlich auch noch sein. Freddy ist da leider nicht mehr drauf, er ist aufgrund des langen Nachhause-Weges schon etwas früher losgefahren.
Und warum soll das Almcamp nun Geschichte sein?
Diese Frage ist natürlich berechtigt, wenn man die Begeisterung aller Teilnehmer mit der Qualität der Sessions, den Spaß dazwischen und der genialen Location betrachtet.
Für das Almcamp wurden neben der Leonhard-Hütte zu Beginn 5 weitere Hütten reserviert und für uns freigehalten. Von den maximal 40 möglichen Teilnehmern hat sich nach einiger Zeit abgezeichnet, dass diese Anzahl wohl nicht erreicht werden kann. Monika und Achim haben zu einem Zeitpunkt mit 27 Anmeldungen die Reißleine gezogen und 3 der zusätzlichen Hütten freigegeben. Was erste Änderungen im Schlafplan / der Hüttenaufteilung nach sich gezogen hat.
Zuverlässigkeit? Was ist das?
Klar, etwas Schwund gibt es immer und es gibt auch „echte“ Gründe, warum man dann doch nicht kommen kann. Aber wenn von 23 Anmeldungen nur eine Woche vor der Veranstaltung am Ende dann nur 11 aufschlagen, dann ist das bitter. Sehr bitter. Am Ende ist die Leonhard-Hütte alleine übrig geblieben. Und ein paar graue Haare mehr und Nerven weniger bei den beiden Organisatoren Monika und Achim.
Leider scheint es, dass sich Leute heutzutage überall anmelden, um sich möglichst alle Optionen offen zu halten und sich nicht darum scheren, was eine Abmeldung oder in der Regel unkommentiertes Fernbleiben für alle Beteiligten bedeutet. Die Organisatoren, die Sponsoren, die Unterkunftgeber und die restlichen Teilnehmer – alle sind davon betroffen. Denn wenn man mit Sponsoren redet oder sich um die Unterkunft kümmert, spielt die Anzahl der Teilnehmer eine sehr große Rolle. Taucht dann plötzlich die Hälfte oder wie in unserem Fall noch weniger nicht auf, hat das selbstverständlich Konsequenzen.
Nur dank der Sponsoren konnte ein privater Verlust für Monika und Achim verhindert werden – danke an dieser Stelle an alle Sponsoren!
Und so ist es sehr verständlich, dass Monika und Achim sich so einen Stress nicht mehr antun wollen und kein weiteres Almcamp mehr organisieren werden. Das Almcamp ist also Geschichte. Und damit ereilt das Almcamp das gleiche Schicksal wie das Salt and the City – die Organisatoren werfen das Handtuch. Ha – Handtuch! (das ist ein Insider).
Hoffnung auf ein weiteres Almcamp?
Aber es gibt Hoffnung. Zumindest hat es erste kurze Gespräche zu einer möglichen, anderen Organisationsform gegeben. Näheres kann man heute aber noch nicht sagen.
Aber eines kann ich sagen: sollte ich nicht vom Bus überfahren oder vom Blitz erschlagen werden – ich wäre wieder dabei. Wanderer-Ehrenwort und keine leere Worthülse!
Was habe ich ganz persönlich vom Almcamp mitgenommen?
Zum einen das saugute Gefühl, meine Zeit dieses Wochenende bestens genutzt zu haben! Mit dem (näher) Kennenlernen genialer Köpfe und ohne Ausnahme äußerst interessanter und sympathischer Menschen. Einen leichten Sonnenbrand. Zahllose Wortspiele von ganz flach bis intelligent. Seeeehr viel Müdigkeit – der knarzende Boden der Hütte und die sehr hellhörigen Wände ließen mich kaum schlafen. Dass Pony-Fohlen scheinbar eine Art Akku haben, der abrupt zu neige geht. Dass es auch Hunde gibt, die selbst mir keine Angst machen. Potentielle Wanderpartner für eine Wanderung auf den Nockstein. Dass digitale Nomaden keinen festen Wohnsitz benötigen, sondern eine eRecideny in Estland annehmen können. Dass man mit der Smartphone Taschenlampe Bilder von Gläsern oder Flaschen super pimpen kann.
Und wie nach jedem Barcamp eine Menge an Dingen, die ich mir unbedingt ansehen will, wie zum Beispiel das mit dem Google Knowledge Graph.
Du siehst also, man kann von so einem Barcamp ungemein unterschiedliche und wertvolle Dinge mitnehmen.
Danke an die Sponsoren, danke an Monika und Achim für die Orga und ihre geopferten Nerven, danke an die äußerst verständnisvollen HüttenwirtInnen und danke an jeden der anderen Teilnehmer, die dieses Barcamp zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Das Almcamp hat auf jeden Fall aus vielerlei Gründen einen sehr positiven, emotionalen Marker in meinem Gehirn hinterlassen!
Ach so – der Himmel begann übrigens zu weinen, als wir abgereist sind. Im Gegensatz zu den anderen Tagen unseres Aufenthaltes diesmal schon kurz nach Mittag und nicht erst in der Nacht.
Hallo Horst,
ein sehr schöner und gelungener Artikel! Man spürt die Emotion dahinter, für das Wochenende, das Erlebte und es klingt nach jeder Menge tollen Erfahrungen, mit spannenden Menschen und schönen Glücksmomenten! Mir gefällt auch dein Schmäh und die Fotos. Danke für den Einblick zu diesem Event.
Wir alle haben wohl schon mal etwas kurzfristig abgesagt, aber wie du selbst schreibst, ist dieses hohe Aufkommen an Unzuverlässigkeit von vielen Menschen doch sehr schade und auch bedenklich. Vor allem wenn so viele tolle Events aus diesem Grund nicht mehr stattfinden und den Organisatoren nur Ärger bereiten. Hier sollte sich wohl jeder wieder etwas mehr an der eigenen Nase nehmen und lieber weniger, dafür verbindliche Zusagen tätigen. Bringt vermutlich auch mehr Glücksmomente, da man die einzelnen Dinge mehr genießen kann, nicht in der Fülle an Erlebnissen untergehen und somit etwas Besonderes ist. :)
Liebe Grüße
Lisa
Liebe Lisa!
Vielen Dank für deinen ausführlichen und sehr netten Kommentar! Es freut mich sehr, wenn ich meine Emotionen so gut rüberbringen konnte und wenn speziell jemand wie du meinen Schreibstil lobt – als eine, die selber wirklich klasse Texte schreibt!
Das mit den Absagen hat es schon immer gegeben und finde ich in einem gewissen Rahmen auch okay und natürlich.
Aber was beim Salt (insbesondere das mit dem Ausflug am Sonntag) passiert ist, das überspannt den Bogen einfach und es ist kein Wunder, wenn die Organisatoren dann völlig die Lust verlieren, einen weiteren Event zu organisieren.
Beim Almcamp war es leider ähnlich. Bleibt zu hoffen, dass sich jemand findet, der so ein Barcamp in ähnlicher Form veranstalten will.
Liebe Grüße
Horst