Gastfreundschaft ist das um und auf, wenn man wo Urlaub macht. Man will sich willkommen fühlen. „War das Essen gut?“. So lautet eine der altbekannten Floskeln, wenn man in ein Restaurant essen geht und man beantwortet diese Frage gerne.
Aber nicht alle wollen das wirklich wissen – oder zumindest nur eine positive Antwort hören. Die Reaktionen auf eine unerwartete Antwort, also eine, die nicht lautet: „Alles perfekt!“ können schon erstaunlich ausfallen.
Das ein oder andere Erlebnis genau in diese Richtung durfte ich in meiner langen Zeit als Gast schon miterleben. Zumeist sind das Erlebnisse, bei denen man sich in der aktuellen Situation schon ärgert und durchaus auch acht geben muss, freundlich zu bleiben. Im Nachhinein sind das aber sehr häufig Erlebnisse, die man gerne immer wieder zum Besten gibt, weil sie für Unterhaltung sorgen. Sehr oft auf Kosten des Wirtes, der es einfach versäumt hat, Kritik als Chance zu erkennen.
Bin ich im Artikel Bist du ein braver Tourist? der Frage nachgegangen, wie man sich als Tourist verhalten sollte, damit man nicht als Störenfried oder Eindringling betrachtet wird, so will ich das Thema anhand einer typischen Frage des Gastgebers von der anderen Seite beleuchten: „War das Essen gut?“.
Hinweis: ich nenne ganz bewusst keine Namen der Lokale. Es geht hier nicht um Bashing oder gar schlecht-reden der gesamten Gastronomie. Ich schildere hier Einzelfälle, die möglicherweise auch nur auf einen schlechten Tag der Bedienung hinweisen.
Inhalt
(Obligatorische) Frage: „War das Essen gut?“
Kasnockn nicht gut
Kasnockn! Ich liebe sie! Und so riskiere ich immer wieder eine Bestellung derselben. Warum riskieren? Weil es scheinbar unglaublich viele, verschiedene Ansichten gibt, was gute Kasnockn ausmacht. Viel oder wenig Zwiebel? Mit oder ohne Schnittlauch? Darf es auch etwas Speck sein? Im Ganzen oben drüber oder kleinere, eingerührte Würferl? Schwimmend in Öl/Fett/Butter/Rahm was auch immer oder eher trocken? Im Suppenteller oder in der rustikalen Pfanne serviert? Mit einer herrlichen Kruste am Boden der Pfanne?
Ein guter Freund von mir und ich nennen es mittlerweile „Kasnockn-Lotterie“, wenn wir welche bestellen wollen. Entweder wir sind einfach zu kritisch geworden oder es ist wirklich so etwas wie ein Lotto-Sechser, an gute Kasnockn zu kommen. Man weiß es nicht!
Wie auch immer. Wenn ich im Rahmen der Abrechnung sage, dass mich die Konsistenz der Kasnockn, die eher zwei dicken Klumpen in der Mitte der Pfanne darstellten, an zerflossene Kaspressknödel erinnert und ich wirklich keine Nockerl erkennen konnte, dann will ich nicht hören, wie der Koch das (selbstverständlich völlig richtig) gemacht hat. Wenn mein Gegenüber dann nachhakt und sagt, dass sie maximal 3 von 10 Punkten bekommen würden (ja, wir sind schon fast so etwas wie Kasnockn-Profi-Tester!) und man dann zu hören bekommt, dass die Leute wegen der ausgezeichneten Kasnockn „extra zu uns kommen“ würden, fühlt man sich nicht gerade als ernst genommener Gast, den man auch gerne wiedersehen würde.
Ein „Es tut mir leid, da muss etwas schief gegangen sein!“ würde ich da schon für sehr viel angebrachter halten.
Und wenn man uns dann auch noch einen Kaffee auf Kosten des Hauses als kleine Wiedergutmachung angeboten hätte, würde ich das Lokal trotzdem als zufriedener Gast verlassen und auch wiederkommen. Und das, obwohl mir die Freude auf die Kasnockn schon beim ersten Anblick wieder vergangen war.
Der zähe Germknödel
Und dann war da noch die Vorfreude auf locker fluffige Germknödel. Am Tisch serviert machen sie dann aber eher einen etwas faltigen Eindruck.
Die Konsistenz ist dann auch dem Anblick entsprechend, nämlich eher zäh und ledrig als weich und auf der Zunge zerschmelzend. Also ganz offensichtlich wirklich nicht gerade die jüngsten Germknödel. Die Reklamation beim Kellner resultiert dann darin, dass dieser sich vehement und mit finsterer Mine das Teller schnappt und etwas von „das muss ich mit dem Koch besprechen“ in sich hinein murmelt.
Zurück kommt er dann mit Verstärkung. Nämlich mit dem sichtlich nicht sehr amüsierten Koch, der sich vor dem verdutzten Gast aufbaut und pfaucht: „Was stimmt an dem Knödel nicht?“. Nimmt die Gabel des Gastes zur Hand und kostet an der Nachspeise. „Der ist völlig in Ordnung, was soll darin nicht stimmen, bitte schön ?!?“. Stellt den Teller wieder hin und geht.
Der kleinste Kaspressknödel der Welt
Du kommst völlig ausgepowert nach einer Sonnenuntergangstour an der Hütte an. Liest auf der Speisekarte etwas von einer Kaspressknödel-Suppe zu 5,9 €. Ja, das ist es! Ein gutes Supperl mit einer sättigenden Einlage ist genau das, was du jetzt brauchst! Ein wenig wärmen von innen, weil dein durchschwitztes Leiberl gerade damit beschäftigt ist, erfolgreich deine Körpertemperatur zu senken.
Nach nur 5 Minuten biegt auch schon die Kellnerin um die Ecke. Du siehst eine große Schüssel und freust dich auf die üppige Einlage. Bis sie den Teller vor dir abstellt. Hmm, wo ist denn da der Kaspressknödel? Kann es wirklich sein, dass dieses schwimmende Brösel in der Mitte der für diese Einlage um Längen zu großen Suppenschüssel der Kaspressknödel ist? Diese kurze Pause der Verwunderung hat der Kellnerin gereicht, um auch schon wieder zu verschwinden.
Und so esse ich den Kaspressknödel. Oder besser: das Knödelchen. Und nein, es ist wirklich nicht untertrieben, wenn ich sage, dass ich nach dem Teilen des Knödelchens in der Mitte völlig ohne Probleme eine Hälfte essen hätte können, ohne in der Runde als gierig dazustehen.
Klar, dass ich der Kellnerin das dann auch mitteile! Zumal es nicht an meinem übermäßigen Hunger gelegen ist und mir die Einlage deshalb nicht nur wenig vorgekommen ist. Unser gesamter Tisch mit 7 Leuten war sich einig: das ist der kleinste Kaspressknödel der Welt!
Ihre Reaktion war folgende:
- Ich: „Der Kaspressknödel wor oba scho gscheit kloa!“
- Sie (sichtlich erstaunt): „Oba guat woar a scho, oda?“
- Ich: „Jo, des scho! Oba ehrlich: so an kloan Kaspressknedl hob i nu nia gsegn!“
- Sie: „No do beschwerst di iatz bei da foischn! Do muasst schon zum Schef gehn!“
Foto vom kleinsten Kaspressknödel gibt es leider nicht. Aber egal: man hätte ihn am Bild wohl ohnehin kaum ausmachen können!
Kaiserschmarrn – darf’s ein bisserl mehr sein?
Wir (meine Frau und unsere 2 erwachsenen Kinder) sind auf dem Rückweg einer etwas längeren Tour und kommen an einer bewirtschafteten Alm vorbei. Ein Kaffee und etwas zum Trinken wäre cool und mal schauen, ob es auch eine Kleinigkeit zum Beißen gibt. Immerhin waren wir 5 Stunden auf den Beinen und haben trotz einer Jause am Gipfel etwas Hunger.
Karte gibt es keine, die paar Sachen, die es hier gibt, hat der „Wirt“ schnell aufgezählt. Da wir insbesondere auf Almhütten gerne einen Kaiserschmarrn essen, aber wir alle wenig Hunger haben, bestellen wir uns eine Portion zu Dritt.
Kaffee gibt es hier keinen, auch das bei Wanderern sehr beliebte Soda – Zitrone ist nicht im Angebot. Fühlt sich etwas komisch an, aber okay. So haben wir am Ende 4 Getränke und den einen Kaiserschmarrn.
30 € meint der Wirt. Er geht mit meinem 50-er in die Hütte, weil er scheinbar auch keine vernünftige Geldtasche zum Kassieren hat. 30 €. Hmm. Das erscheint mir schon verdammt viel und so frage ich den jungen Wirt, wie viel denn der Kaiserschmarrn gekostet hat.
„9 €, oba I ho eink zwoa gmocht!“.
Ja, und so kostete uns der Kaiserschmarrn 18 €. Eine doppelte Portion, die keine war und die wir so auch nicht bestellt hatten. Dafür war er auch nicht gut gemacht. Grob gesagt 2 zerfetzte Palatschinken (Pfannkuchen für meine deutschen Leser), die am Rand teilweise auch etwas verbrannt waren.
Was ein wirklich guter Kaiserschmarrn ist, haben wir dann 2 Tage später auf einer anderen Alm erleben dürfen. Da kostete eine Portion zwar 11,5 €, war aber mehr als unsere doppelte Portion vom Vortag und schmeckte ausgezeichnet. Aufgebacken im Backrohr, damit er schön fluffig wird.
Vom unerwünschten Gast
Gastfreundschaft? Wozu? Kommt eh nur einmal!
Noch zwei kurze Anekdoten, wenn Gastwirte glauben, dass es auf den einzelnen Gast oder den versauten Ruf durch Mundpropaganda nicht ankommt. Wohl weil in einem in der Regel eher überfüllten Touristenort so mancher denkt, auf einheimische Stammgäste nicht angewiesen zu sein. Der typische Tourist bleibt ja ohnehin nur ein paar Tage und damit wäre nachhaltige Freundlichkeit vergeudete Liebesmüh. Du bist ganz einfach ein Gast zweiter Klasse, den man das auch so fühlen lässt.
Die folgenden 2 Anekdoten stammen aus Nizza (Pizza) und aus Limone am Gardasee (kein Eis, egal wie heiß).
Lust auf Pizza …
… notfalls auch im Lokal, wenn die Plätze im Gastgarten direkt am See sehr beliebt und deshalb schnell besetzt sind?
Du setzt dich ins Lokal und wartest geduldig auf eine Bedienung. Die dich aber gekonnt ignoriert, obwohl sie zig mal an dir vorbei hastet, um Pizzen nach draußen zu bringen. Nach 5 Minuten spreche ich die Bedienung mit einem „Entschuldigung!“ an die mir prompt entgegnet: „Im Lokal gibt es nichts, wenn draußen die Hölle los ist! Dafür haben wir keine Zeit.“ Mein „Ah, verstehe! Wegen Reichtum geschlossen!“ kommt wohl nicht so gut an.
… oder ein Eis?
Es ist ein sehr warmer Tag. Bin wieder im gleichen Ort unterwegs. Die Uhr zeigt 17:45 und wir wollen uns ein Eis in die Figur stellen.
Alle Tische direkt am See sind reserviert, wir haben aber die Hoffnung, dass vielleicht jemand etwas später kommt, weil Zeiten stehen keine auf den Reservierungen. Und so sprechen wir einen Kellner an.
- “ ‚tschuldigung, haben sie einen Tisch für 2?“
- „Essen?“
- „Nein, ein Eis!“
- „Eis nur hinten oder am Stehtisch!“
Aha, nur wer isst, darf also auf den guten Plätzen sitzen. Wir finden weiter hinten einen Platz neben einem Pärchen, das für uns ein wenig zusammenrückt. Kurz drauf kommt ein anderer Kellner und wir wollen uns ein Eis bestellen.
- „Eis? Zwischen 17:30 und 18:00 gibt es keines!“
- „Ernsthaft?“
- „Ja, um diese Zeit haben wir nie eines. Gibt eh sonst den ganzen Tag eines!“
- „Das ist aber schräg. Keine Chance, nicht doch jetzt eines zu bekommen?“
- „Nein!“
Merke: zu dieser Zeit wollen wir nur Leute, die zum Essen einen Platz verbrauchen. Nur ein Eis ist uns zu minder!
Gelebte Gastfreundschaft – es geht auch anders!
Dass es auch anders geht, durfte ich auf dem Gipfel eines sehr bekannten Aussichtsberges in Salzburg in einem dort sehr bekannten Lokal Kohlmayr’s Gaisbergspitz erfahren. Mit einem wirklich sehr guten Frühstück mit einem genialen Ausblick über die Stadt.
Es ist ein Familien-Frühstück mit über 10 Leuten und einer etwas wirren Bestellung unsererseits mit viel durcheinander rufen. Der Kellner ist aber wirklich spitze, reagiert mit viel Humor und sehr gelassen. Mit dem Hinweis am Schluss, dass er sein bestes geben würde und wenn am Ende jemand übrig bleiben sollte, wir uns umgehend melden sollen.
Es ist an diesem Tag wirklich sehr viel los. Wie immer am Wochenende. Wer nicht reserviert ist selber schuld und bekommt nur mit Glück noch einen (guten) Platz. Trotzdem sind wir nach etwas mehr als einer Viertelstunde alle bestens versorgt.
Bis auf eine. Und so wird nach etwa einer halben Stunde nachgehakt. Es folgt prompt eine Entschuldigung und das Frühstück würde gleich nachkommen. Tut es aber nicht. Selbst weitere 20 Minuten später nicht. Mittlerweile haben alle aufgegessen. Nur ein Familien-Mitglied hat noch immer kein Frühstück. Nach einer 2. Erinnerung kommt das Essen dann aber recht schnell. Mit einer weiteren Entschuldigung.
Beim Bezahlen sagt der Kellner dann: „Dieses eine Frühstück müsst ihr natürlich nicht bezahlen. Entschuldige bitte noch einmal!“.
Ja, so geht es eben auch! Hier bleibt am Ende trotzdem ein sehr positiver Eindruck übrig. Mit dem guten Gefühl, hier als Gast wirklich ernst genommen zu werden und dass einem etwas daran liegt, das Lokal zufrieden zu verlassen.
Kritik als Chance
In der Gastwirtschaft ist es üblich, dass man den Gast spätestens bei der Bezahlung fragt, ob das Essen geschmeckt hat. Aber das sollte dann keine leere Floskel sein, sondern wirklich ernst gemeintes Interesse. „Fishing for compliments!“ sollte hier nicht die Devise sein. Feedback ist natürlich auch in der Gastwirtschaft sehr wertvoll, wenn man sich verbessern will. Nicht nur Nörgelei oder gar eine Frechheit des Gastes.
Und ja: sehr oft kann die Bedienung nichts dafür. Wie auch bei den Kasnockn oder beim kleinsten Kaspressknödel der Welt. Sie sollte die Kritik dann aber nicht persönlich nehmen, sondern diese einfach an die entsprechende Stelle weiterleiten. Dem Koch, dem Chef – wem auch immer.
In der Regel sehen Gäste über vieles hinweg und sagen nur etwas, wenn wirklich etwas nicht gestimmt hat. Zumindest ich als Gast beschwere mich nicht wegen Kleinigkeiten. Auf eine sachliche und höfliche Beschwerde erwarte ich mir allerdings, ernst genommen zu werden. Klar darf eine Bedienung nach Hinweis auf das wirklich zähe Fleisch auch scherzhaft von einer alten Sau sprechen, aber nur, wenn daraufhin eine Wiedergutmachung angeboten wird.
Auch Gäste können schwer erträglich sein
Es gibt auch Gäste, die wirklich alles andere als leicht zu ertragen sind und die dem Gastgeber das Leben unnötig schwer machen.
Das beginnt schon beim grußlosen Eintreten in das Lokal und dem umstellen der Tische, ohne vorher zu fragen. Oder beim wilden Fuchteln und Rufen nach der Bedienung nach bereits 2 Minuten, obwohl die Bedienung gerade am Nebentisch die Bestellung aufnimmt. Mit dummen Bemerkungen wie „Da ist ja eine Schnecke schneller!“ oder ähnlich herablassendem Der-Gast-ist-König-also-spring-Gehabe.
Auch wenn es sicher nicht einfach ist, eine gute Bedienung schafft es trotzdem, den nächsten Gast wieder neutral zu sehen und ihn oder sie nicht anzugranteln (→ granteln).
Tipp an dich als Gast: solltest du ein herablassendes Verhalten eines anderen Gastes mitbekommen, kannst du das in deine Begrüßung gleich einbauen – mit einem Spruch wie „Pfuh, bewundernswert, wie ruhig sie geblieben sind!“. Und schon ist das Eis gebrochen und du zauberst der Bedienung als Gast möglicherweise ein Lächeln auf die Lippen.
Und genau so soll es auch sein. Ein Miteinander statt ein Gegeneinander.
Gastfreundschaft groß geschrieben
Auch wenn die obigen Beispiele einen eher negativen Eindruck vermitteln – die meisten Gastgeber sind ungemein gastfreundlich und freuen sich über jeden Gast.
Als Gast solltest du immer bedenken, dass das Gegenüber auch nur ein Mensch ist. Mit Problemen, die ihn oder sie vielleicht gerade sehr belasten. Solltest du also berechtigte Kritik vorbringen wollen, mach‘ das bitte auf eine menschliche Art und Weise und nicht von oben herab.
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