Zuletzt aktualisiert am 5. April 2022 um 12:18

Nein, mein persönlicher Aufreger 2016 steht nicht im Zusammenhang  mit Wandern. Aber mit Freizeit und Tourismus. So mancher scheint ein echtes Talent zu haben, wenn es darum geht, Stammkunden zu vergraulen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass der gute (räusper) Mann, um den es in diesem Blog vorrangig geht, mit seinem Auftreten mich nicht deshalb verloren hat, weil ich ein Sensibelchen bin. Das ganze passierte im Sommer 2016.

Endlich Badewetter

Ein wahrlich genialer Morgen! Strahlend blauer und wolkenloser Himmel. Nachmittag bis zu 32 Grad Lufttemperatur und mein Lieblingssee, der Fuschlsee, hat angenehme 21 Grad. Herz, was willst du mehr!

Stammkunden verlieren nahe Fuschl am See
Blick nach Fuschl am See

Auf geht’s zu meinem Stamm-Badestrand – dem mit dem großen gelben Schild auf dem Weg von Hof nach Fuschl.

Es ist kurz nach 9 Uhr, als ich am Strand ankomme. Am Parkplatz, der sich etwas oberhalb vom Badestrand befindet, sitzt heute noch keiner zum Kassieren. Ein Blick zur Liegewiese hinunterbringt für mich eine Erklärung – ich bin erst Nummer 2, die in den Badetag startet.

Also auf geht’s zu Fuß hinunter, denn ich weiß aus den vergangenen 25 Jahren, in denen ich hier regelmäßig herkomme, dass die Besitzer des Strandbades später auf der Liegewiese durchgehen zum Kassieren. Also alles kein Problem. Dachte ich …

Ein kurzes Vergnügen

Am Badestrand angekommen begebe ich mich direkt in Richtung See und schwimme los. Ahh! Herrlich!

Gute zwei Minuten im Wasser kommt der Besitzer mit seinem Auto direkt ans Ufer.

Er: „Heh!!!“

Ich: „?“ (ich bin gut 20 Meter hinausgeschwommen und drehe mich um)

Er: „I kriag vu dir 4 Euronen!“
(„Ich bekomme von Dir 4 €!“)

Ich: „Jo, klar. I kim donn glei zu dir auffi!“
(„Ja, klar. Ich komme dann gleich zu dir hinauf!“)

Er: „Nix do! Kim außa do, oba glei!“
(„Kommt nicht in Frage! Verlasse den See, aber sofort!“)

Ich: „Des is iatz oba ned dei Ernst, oda?“
(„Das meinst du jetzt aber nicht ernst, oder?“)

Er: „Außa do! I glaub i spinn, legt se der oafach ohne zoin in mei Wiesn und geht schwimma!“
(„Heraus mit dir! Ich glaube, ich spinne, legt sich der einfach auf meine Wiese ohne zu bezahlen und geht dann schwimmen!“)

Der gute Mann lässt mich also tatsächlich aus dem Wasser kommen. Ich frage mich jetzt im Nachhinein, warum ich das überhaupt getan habe. Einfach in 10 Minuten zahlen zu gehen, hätte sicher auch gereicht. Ich schwimme also gehorsam umgehend zurück. Am Ufer angekommen, steigt er ins Auto und meint, dass ich zu ihm hinaufkommen müsse, um zu bezahlen. Sofort! Daraufhin fährt er doch tatsächlich wieder hinauf zum Parkplatz.

Etwas verdutzt stehe ich am Ufer. Das ist jetzt nicht wahr, oder? Ich muss mich ärgern, dass ich mich gerade so ärgern muss! Genau in dem Moment wurde mir klar, dass er mich hier nie wieder sehen wird. Nach 25 Jahren als Stammkunde.

Dafür kommen dann zwei andere!

Um das Ganze etwas abzukürzen: er war dann auch oben vorerst nirgends zu sehen, weshalb ich zum Bauernhof gegangen bin und geklingelt habe. Geöffnet hat mir seine Frau (sie war krank), der der ganze Vorfall sichtlich peinlich war und sich mehrmals entschuldigt hat. Und ich muss natürlich auch nichts bezahlen, wenn ich nur kurz im Wasser war.

Auf dem Weg zum Auto taucht dann er wieder auf. Dass ich Stammkunde wäre, hätte er ja nicht wissen können. Und außerdem würde ich ja auch nicht einfach in ein Geschäft gehen, mich bedienen und dann einfach gehen. Meine Frage, ob er mich nun auch noch als Dieb bezeichnen wolle, hat er dann aber doch verneint.

„Ist mir egal, dafür kommen zwei andere!“, war dann noch seine Antwort, als ich ihm gesagt habe, dass er soeben einen Stammkunden verloren hat, der seit 25 Jahren regelmäßig zu ihm gekommen ist.

Es geht auch ganz anders

Da es auch noch andere Strandbäder am Fuschlsee gibt, bin ich dann direkt zum nächsten weitergefahren, dem Badeplatz Wesenauer.

Dort habe ich mir einen 10-er Block gekauft und  dem Kassier meine Geschichte kurz erzählt. Musste sie irgendwie loswerden, spürte immer noch den Ärger in mir. Daraufhin meinte er: „Weißt du was? Dafür kannst du bei mir heute ohne zu bezahlen hinein!“

Und schwupps – mein Ärger war weg und der Badeplatz Wesenauer hat einen Stammkunden mehr!

Mit Abstand betrachtet

Heute kann ich die ganze Geschichte natürlich viel entspannter sehen. Wir sind alle nur Menschen, mit guten und mit schlechten Tagen. Möglicherweise hatte der Mann einfach nur einen verdammt schlechten Tag? Trotzdem bin ich der Meinung, dass man seine schlechte Laune nicht einfach am erstbesten Menschen auslassen darf, der einem vor die Augen kommt!

Und nein, liebe Wanderer und Besucher unserer herrlichen Landschaft: in der Regel sind wir Österreicher ein sehr nettes Volk und freuen uns über Touristen. Auch dann, wenn wir vielleicht gerade einen schlechten Tag haben sollten!