Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2021 um 22:39
Das Fotocamp HerbstlichT 2018 in der sächsischen Schweiz war zwar nicht mein erstes Barcamp, aber mein erstes Fotocamp. Auch wenn mir also die Organisationsform eines Barcamps vertraut ist, war ich diesmal doch sehr gespannt, wie so ein Fotocamp im Detail abläuft.
Networking und das Wiedersehen von ein paar mittlerweile von anderen Barcamps bekannten und lieb gewonnenen Leuten – klar, das ist eine Bank!
Wie das Fotocamp HerbstlichT trotz des doch eher als bescheiden zu bezeichnenden Wetters abgelaufen ist, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
Inhalt
Fotocamp HerbstlichT 2018 – die Anreise
Das Fotocamp hat in der sächsischen Schweiz in Bad Schandau stattgefunden, das ist ganz an der Grenze zu Tschechien. Als Salzburger hat das für mich geheißen, ca. 520 km fahren. Mit mir unterwegs sind Stefan (kenne ich vom Almcamp 2018), Harry (ein Arbeitskollege) und Veronika aka Flugente (eine sehr liebenswerte Blogger-Kollegin) die nach und nach auf dem Weg zugestiegen sind.
Bei unserer Abfahrt in Salzburg um 900 ist das Wetter perfekt. Sonnenschein und klarer Himmel. Zu unserer Überraschung ist auch das Wetter in Bad Schandau bei unserer Ankunft gegen 1615 entgegen des fiesen Wetterberichtes auch noch recht freundlich.
Deshalb sind wir dann nicht direkt ins Hotel gefahren, sondern vorher noch zur Festung Königstein hochgefahren, die etwa 9 km vor unserem Ziel liegt. Denn wir sind uns einig – in so einem guten Licht werden wir die Festung dieses Wochenende nicht mehr sehen.
Ein weiteres Bild, welches dort entstanden ist, ist auch das Titelbild dieses Artikels.
Nach einem etwa einstündigen Zwischenstopp fahren wir dann zufrieden und mit ersten, sehr schönen Eindrücken zum Hotel.
Abendessen in Schmilka
Zum üblichen Kennenlern-Dinner eines Barcamps fahren wir um 1900 mit einem Shuttle-Bus in den nahe gelegenen Ort Schmilka. Im Mühlensaal stärken wir uns bei einem speziell für uns aufbereiteten Buffet mit unter anderem einer lokalen Spezialität (eine Mischung aus Flammkuchen und Pizza). Wir führen erste nette Gespräche und lernen einige der anderen Teilnehmer kennen.
Fotocamp HerbstlichtT – der 1. Tag
Photowalk zum Sonnenaufgang
Der Wecker läutet bereits um 515. Ein kleines Frühstück mit Gebäck und Kaffee soll uns den Start in den Morgen etwas erleichtern. Coffee-To-Go im Becher – hmm, also Tassen hätten mir besser gefallen – insbesondere in einem 5-Stern-Hotel. Denn mitgenommen hat den Becher kaum jemand. Thema Nachhaltigkeit und so.
Wie auch immer: wir haben uns als morgendlichen Photowalk die Festung Königstein ausgesucht. Ja, genau die, die wir am Anreisetag schon aufgesucht haben. Mit dem Unterschied, dass wir sie diesmal mehr als eine Stunde vor dem Sonnenaufgang erreichen und direkt in die Festung gehen, anstatt sie nur von außerhalb der Burgmauern abzulichten.
Es ist schon recht spannend, in der Dunkelheit bewaffnet mit Stirn- und Taschenlampen und massig Foto-Equipment in der Festung herumzumarschieren, das Stativ aufzubauen und auf den nicht wirklich erwarteten Sonnenaufgang oder wenigstens halbwegs gutes Licht zu hoffen. Die Sonne ist dann wie versprochen nicht gekommen und der Himmel bleibt beharrlich grau in grau. Wenigstens der angedrohte Regen bleibt aus.
Der Blick hinunter zur Elbe und die langsam aufwachenden Dörfer stellen das erste Highlight dieses Tages dar.
Learning für mich: ich muss meine Kamera unbedingt wieder besser kennenlernen und auch im Dunklen blind bedienen können, ohne jedes Mal die Taschenlampe bemühen zu müssen.
Zudem brauche ich unbedingt einen sinnvollen Grauverlaufsfilter. Nachdem die Nacht dem Tag weicht, wird der Himmel im Vergleich zum Rest der Landschaft doch sehr hell, was das Ergebnis der nachfolgenden Bilder doch etwas schmälert.
Am Ende des Photowalks müssen wir ca. 20 Minuten auf den Shuttle-Bus warten. Es ist dann etwas frisch, vor allem der Wind setzt so manchen von uns sichtlich zu.
Express-Frühstück
Zurück vom Photowalk haben wir gerade einmal 7 Minuten Zeit für das Frühstück. Das ist dann doch etwas (zu) stressig, aber die Begrüßung und die Session-Planung warten schon auf uns. Schade irgendwie um das schöne Buffet, welches wir so nicht wirklich genießen können. Schnell einen Kaffee in den Körper schütten und ein Brötchen einwerfen – mehr ist leider nicht drinnen.
Viele Neulinge – mutige Neulinge
Die Neulingsdichte ist ungemein groß! Von den 138 Teilnehmern sind grob geschätzt über 100 zum allerersten Mal auf einem Barcamp, also etwa drei Viertel. Dass nur 12 der 150 Angemeldeten nicht gekommen sind, ist für ein Barcamp wirklich sehr gut.
Alles beginnt wie immer mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Nur den Namen und 3 Hashtags, um bei so vielen Leuten keine Tagesaufgabe daraus zu machen. Zwar merke ich mich nur bei sehr wenigen Leuten die Hashtags zum passenden Gesicht, aber man bekommt so doch einen recht guten Eindruck, mit welchen Leuten man es zu tun bekommt und wo die Interessen liegen.
So habe ich mitgenommen, dass sehr viele Hobby-Fotografen dabei sind, viele von Lost Places begeistert zu sein scheinen und es auch einige Wanderer und Blogger unter den Teilnehmern gibt. Meine drei Hashtags sind übrigens #Wandern #Fotografie #Nachhaltigkeit.
Eine Barcamp-Regel besagt, dass man als Barcamp-Neuling eine Session halten sollte. Während meiner bisherigen Erfahrung nach eher Schüchternheit und Zurückhaltung überwiegen, ist das hier völlig anders. Ich bin wirklich von den Socken, wie viele der Teilnehmer dem Aufruf gefolgt sind. Und so sind die 4 Slots der 4 Räume im Nu gefüllt.
Das liegt vermutlich an der wirklich ausgezeichneten Barcamp-Einleitung von Achim ( @HDRMeurer ), der mit seinen Aussagen wohl sehr vielen Teilnehmern die Scheu vor dem halten einer eigenen Session nehmen konnte. Achim ist halt ein alter (sorry, Achim – ich wollte erfahrener schreiben) Barcamp Profi und ein ausgesprochen sympathischer Mensch mit sehr viel Wissen – und das ganz ohne Arroganz. Das kann nicht jeder.
Die Sessions am Samstag
Bei vier parallelen Sessions (je 2 Sessions am Vormittag und am Nachmittag) ist es gar nicht so einfach, sich die interessantesten auszusuchen.
An folgenden 4 Sessions habe ich teilgenommen:
- Fotografieren um zu posten / Foto & Social Media
- Fotoregeln Sächsische Schweiz
- Panoramafreiheit & DSVGO
- Zeitraffer-Aufnahmen
Fotografieren um zu posten
In der ersten Session geht es hauptsächlich um Instagram. Eine Plattform, mit der ich mittlerweile so gar nichts mehr anfangen kann. Zum Insta-Sternchen tauge ich nichts (zu alt und zu wenig schön), Follow-NoFollow, Like2Like Spielchen etc. sind mir verhasst. Instagram spaltet auch in der Runde die Geister, findet aber durchaus auch seine Anhänger. Diskutiert wird dabei über Instagram-Challenges (irgendetwas mit Grid, habe den exakten Namen vergessen), farblich abgestimmte Feeds und Zielgruppen (20-35 jährige sind nach wie vor auf Insta sehr aktiv).
Fotografieren um zu posten kann stressig werden, denn man sollte täglich wenigstens ein Bild einspielen. Das kostet Zeit, kann auch einschränken und Kreativität kosten.
Fotoregeln Sächsische Schweiz
Nicole vom Tourismusverband der sächsischen Schweiz stellt uns ihre Fotoregeln / Verhaltensregeln für Fotografen vor.
In weiterer Folge diskutieren wir über die Ignoranz so mancher Freizeitsportler (Thema Müll) und die teilweise unangenehmen Reaktionen, wenn man solche Leute auf ihren Müll anspricht. Auch das Thema Overtourism schneiden wir kurz an. Davon können mittlerweile ja viele Destinationen ein Lied singen. Wer mehr zu diesem Thema lesen will: Overtourism – zu viel des Guten.
Panoramafreiheit & DSGVO
Da ist für mich eher wenig Neues dabei, da ich beruflich bedingt auch mit der DSGVO zu tun habe. Die Erkenntnis, dass einige Punkte nicht jedem bekannt sind und so für etwas Verunsicherung sorgen – sowohl bei der DSGVO und Panoramafreiheit – beruhigt mich insofern, dass es nicht nur mir so geht. Wie verträgt sich das Persönlichkeitsrecht mit der DSGVO, wann also braucht man das möglichst schriftliche Einverständnis der Personen? Wie definieren sich genau „berechtigte Interessen“?
Zeitrafferaufnahmen
Moderator ist ein Zeitraffer-Einsteiger, der nach Erfahrungen der anderen Teilnehmer fragt. Die Diskussion ist dank des ein oder anderen, sehr erfahrenen Teilnehmers dann für viele in der Runde sehr hilfreich. So muss Barcamp! Die Moderation ist am Ende dann leider etwas entglitten und so ist diese Session in einer Art Wirtshaus-Stimmung mit unzähligen Einzeldiskussionen ausgetrudelt.
Kurz zusammengefasst:
- Zeitraffer-Videos setzen sich aus Einzelbildern zusammen
- das Bild-Intervall hängt von den Bewegungen ab, die man einfangen will
- RAW Bilder sind besser, als JPG (höhere Qualität, mehr Freiheit bei der Nachbearbeitung)
- LRTimelapse und Lightroom für Profis
- Einsteiger verwenden die GoPro und deren Zeitraffer-Modus (GoPro Hero 5 Black Praxis – Zeitraffer)
- bei Regen Frischhaltefolie für GoPro verwenden, wenn der Akku angesteckt ist (ist damit wieder wasserdicht)
- Akku voll aufladen / Akkupack bzw. Batteriegriff verwenden
Photowalk zum Sonnenuntergang
Ziel am Abend ist die sehr bekannte Basteibrücke. Das Wetter ist nicht sehr viel besser als am Morgen. Von einem richtigen Sonnenuntergang sind wir weit entfernt, auch wenn so manche helle Stelle am Himmel etwas Hoffnung macht. Aber man sollte es einfach sportlich sehen: wenig und nicht allzu gutes Licht kann man auch als Herausforderung sehen.
Trotz des eher schlechten Wetters sind selbst am Abend kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch sehr viele Leute unterwegs, bei Sonnenschein ist hier wohl die Hölle los.
Die Felsformationen in der Gegend um die Brücke sind ungemein beeindruckend, bei gutem Licht wohl atemberaubend! Auch der Blick hinunter zur Elbe und die Umgebung ist sehr schön. Mit meinen Bild-Ergebnissen bin ich zwar nicht so wirklich zufrieden, trotzdem habe ich einiges gelernt, was Fotografie am Abend und bei eher miesem Licht anbelangt.
Learning 2: die Nachbearbeitung von RAW Dateien braucht bei mir auch noch einiges an Übung! Auf jeden Fall liefern sie insbesondere bei schlechtem Licht ungemein viel bessere Ergebnisse, als die Kamera-Software als JPG Datei abliefert.
Abendstress
Kaum zurück vom Photowalk geht es auch schon wieder los zum Shuttle fürs Abendessen im Offiziersheim auf der Festung Königstein. Gut, dass es nicht zu warm ist, sonst hätte die kurze „Katzenwäsche“ wohl nicht ausgereicht, um nicht andere Teilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes „anzustinken“.
Preislich ist das Essen für Selbstbedienung eher am oberen Ende gelegen, das Essen war aber gut und die Location selbst sehr schön (samt Lagerfeuer vor dem Haus). In geselliger Runde und nettem Ambiente lassen wir den Abend ausklingen und nehmen schon das zweite Bus-Shuttle gegen 2230 zurück nach Bad Schandau. Die Müdigkeit beginnt doch etwas an uns zu nagen.
Fotocamp HerbstlichT – der 2. Tag
Jaaaa! So muss ein Tag beginnen! Mit genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück vom reichhaltigen Frühstücksbuffet.
Schlussworte & Feedbackrunde
Da am Sonntag bei Barcamps einige Leute in der Regel etwas früher abreisen, hat man die Abschiedsworte zum Fotocamp HerbstlichT und das Feedback geschickter weise an den Beginn des Tages gelegt. Für das Veranstalter Team rund um Nicole, Sara und Tino gibt es völlig zurecht einen lange anhaltenden Applaus. Auch die Meurers bekommen ihren verdienten Teil des Applauses ab.
Zu bemängeln gibt es eher wenig, das Lob überwiegt ganz klar. Am kritischsten wird die fehlende Kennzeichnung der Speisen gesehen (Nudeln mit versteckten Nüssen: gefährlich für Nuss-Allergiker), auch etwas mehr Nachhaltigkeit in Bezug auf die Milch zum Coffee-To-Go in kleinen Plastikportionen wird bekritelt.
Session-Planung
Trotz der längeren Nacht (Umstellung der Sommerzeit und kein morgendlicher Photowalk) scheint einigen der vorhergehende Tag etwas nachzuhängen, denn die Session-Planung geht um einiges zäher voran, als noch am Samstag. Trotzdem können drei Slots in drei Räumen noch fast vollständig gefüllt werden.
Die Sessions am Sonntag
Fotopfad sächsische Schweiz
Hier sind emotional bei mir insbesondere zwei Wort-Meldungen hängen geblieben, die mein Nachhaltigkeits-Ich doch schwer getroffen haben. Der Vorschlag, an der Basteibrücke doch Äste abzuschneiden, um auch während der Bauarbeiten einen freien Blick ins Tal zu haben. Und der Vorschlag, dass man manche Felsen doch mit Leuchtpunkten markieren könnte, damit Fotografen auch im Dunklen ihren Weg möglichst einfach und gefahrlos finden.
Bei solchen Meldungen kann ich nicht ruhig bleiben, auch wenn sich so mancher dann über den Ösi geärgert haben mag und vielleicht jetzt wieder ärgern wird. Die Wege liegen teilweise im Nationalpark und da kann und darf es nicht sein, dass der Fotograf in einer Art Ego-Trip nur an seine Bilder denkt und die Natur in den Hintergrund drängt. Wenn wo eine Baustelle ist, dann ist eben ein bestimmtes Motiv eine Weile nicht machbar. Punkt.
S/W Fotos Achim
Ich liebe Achims Art zu erklären und so ist diese Session für mich Pflicht! In seiner Praxis-Session zeigt uns Achim, wie er aus einem Farbbild mit Gegenlicht ein dramatisches S/W Foto erstellt. Auch die Leonhardhütte auf dem Maltaberg vom letzten Almcamp hat er a’la „Drama Baby oder Drama Queen“ wie er es nennt nachbearbeitet.
Wie viel Photoshop darf es in der Landschaft sein?
Eine sehr spannende Diskussion! Ich halte es immer für ungemein interessant, wo andere Fotografen die „Grenzen des Erlaubten“ bei der Bildbearbeitung sehen.
Von möglichst authentisch bis zu alles ist erlaubt, also Bäume entfernen (nicht mit der Motorsäge, nur am Bildschirm) oder Altare in die Landschaft setzen und Himmel austauschen, sind alle Meinungen vertreten. Fotografie ist auch Kunst und hier sollte (fast) alles erlaubt sein. Es wird auch erwähnt, dass es vom Auftraggeber abhängen kann, was man sogar tun muss, um den Auftrag zur Zufriedenheit zu erfüllen, wie zum Beispiel Stromleitungen zu entfernen oder die Lichtstimmung zu pimpen.
Wie stark ein Bild nachbearbeitet wird, um es so wirken zu lassen, wie man die Landschaft während der Aufnahme wahrgenommen hat, hängt auch stark von den Emotionen des Fotografen ab. Was der eine als völlig überzogen sieht ist für die andere eine authentische Abbildung der vorgefundenen Situation.
Danke – ihr seid spitze gewesen!
Am Ende noch ein fettes Lob an die Veranstalter! Dem Tourismusverband Sächsische Schweiz, Achim & Monika Meurer sowie den Sponsoren. Bis auf ein paar Kleinigkeiten war das Fotocamp wirklich hervorragend und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr, wenn es dann heißen wird: #herbstlichT19.
Weitere Artikel von Teilnehmern am Fotocamp
- Veronika Lauss – Die Sächsische Schweiz durch die herbstlich(t)e Fotolinse
- Marco Bereth – Ein tolles Barcamp! Mein Rückblick auf das Fotocamp Herbstlicht in der sächsischen Schweiz.
- Beate Mader – Mein erstes Foto-Barcamp
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