Zuletzt aktualisiert am 25. September 2022 um 11:27
Hardcore-Veganer müssen jetzt ganz stark sein, wenn ich mich gleich zu Beginn oute: Ich bin (noch) Fleischfresser! Allerdings bin ich dabei, mich umzustellen und immer weniger Fleisch und Tierprodukte zu essen. Warum? Das hat für mich drei Hauptgründe: Umweltschutz, Klimaschutz und Tierleid.
Was aber nicht zu meinen Gründen zählt: weil ich für meinen Fleischkonsum oder den Konsum tierischer Produkte von Hardcore-Veganern beschimpft werde!
Inhalt
Hardcore-Veganer – so wird das nichts!
Menstruation einer anderen Spezies
In einer Facebook Gruppe namens „Vegan ist ungesund“ (der Name ist wohl bewusst so gewählt, um Aufmerksamkeit zu erregen) bin ich über eine Diskussion gestolpert, die – wie soll ich es sagen – Verständnis in mir ausgelöst hat. Verständnis für so manche Menschen, die allergisch auf das Wort „Vegetarier“ oder „Veganer“ reagieren.
Kurz erklärt ging es dort darum, dass jemand geschrieben hat, dass sie es sehr gut findet, wenn auf den Straßen auf Bildschirmen Bilder von misshandelten Tieren gezeigt werden, um Menschen auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen und so zu sensibilisieren. So weit, so gut.
Sie hat nur einen Fehler gemacht: Sie hat in einem Nebensatz erwähnt, dass sie sich hin und wieder ein Sonntagsei (aus Freilandhaltung) gönnt.

Was dort dann abgegangen ist, ist schwer vorstellbar aber leider doch auch recht typisch für soziale Medien. Formulierungen wie „die Menstruation einer anderen Spezies essen“ oder Behauptungen wie „Gönnen? – Sie gönnen sich damit eine 78%-ige Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken.“ wurden dabei in den Raum geworfen.
Und ein Ei wird in weiterer Folge wie folgt beschrieben: „Hühner vermehren sich über die Kloake. Aus dieser Kloake kommt die Scheiße, Urin, Vagina Flüssigkeit und eben auch das Fortpflanzungsprodukt heraus.“.
Ich bin das Zentrum der Welt
Autsch! Aber das passiert genau dann, wenn man das eigene Verhalten als das einzig richtige ansieht. Sich als Zentrum der Welt ansieht. Als dem alleinig Wissenden umgeben von Vegetariern (nur Vegan ist das Wahre) oder gar fleischfressenden oder Tierprodukte verzehrenden Vollidioten und Unmenschen höchsten Grades.
So ist es dann nicht verwunderlich, dass so mancher Fleischesser mit (seichten) Witzen, wie „Veganer fressen meinem Futter das Essen weg“ um die Ecke kommt.
Überflüssig zu erwähnen, dass man in der oben erwähnten Diskussion auf das eigentliche Thema, nämlich der Sensibilisierung durch Bilder, gar nicht erst eingegangen ist. Es war viel wichtiger, der Posterin klar zu machen, welch dummer und ekelhafter Mensch sie denn wäre.
Sachliche Aufklärung
Daten und Fakten statt Verurteilung
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sehr viel mehr Menschen über ihren Fleischkonsum sowie den Konsum tierischer Produkte nachdenken würden, wenn man sie nicht als Massenmörder und empathielose „Ekelmenschen“ hinstellen würde.
Stattdessen sollte man sie in aller Ruhe und mit Fakten aufklären. So wie ich es mit weiteren Artikeln in diesem Blog versuchen werde. In diesem Artikel, in dem es um das „Gönnen eines Sonntags-Eies“ geht, gebe ich dir ein paar Infos zu Lege- und Masthühnern in die Hand.
Vergasen und Schreddern
Die industrielle Produktion von Hühnereiern ist alles andere als tierliebend zu bezeichnen. Auch wenn es in den letzten Jahren Fortschritte in Bezug auf die Hühnerhaltung von Legehennen gegeben hat (Verbot von Legebatterien und das halten in Käfigen in immer mehr Ländern und der EU), so bleibt immer noch das vergasen und schreddern der männlichen Küken.
Du liebst Eier? Am besten billig, weil „Bio ist ohnehin nur Beschiss und Geldmacherei!“? Dann schau dir bitte dieses Video an.
Aber Vorsicht – es ist nichts für schwache Nerven! Ist in Englisch, aber es geht um die Bilder. Drei Minuten und 43 Sekunden, die dein Essverhalten verändern könnten. Oder sollten. Das Video hat auf YouTube (nicht umsonst) eine Altersbeschränkung bekommen.
45 Millionen Küken jährlich werden alleine in Deutschland geschreddert! Es gibt dazu auch einen entsprechenden Artikel in der Zeit: Tierschutz: Warum Deutschland weiter Küken schreddert. In der Schweiz werden die männlichen Küken nicht geschreddert, sondern vergast. 2,4 Millionen jährlich.
Für mich ein absolutes No-Go.
Wenn man in Österreich ein Bio-Ei kauft, dann wird garantiert, dass die männlichen Küken nicht umgehend getötet werden. Da die Hähne nicht gut gewinnbringend verkauft werden können, sind diese Eier dann teurer. Aber nicht sehr viel (unter 10 %). Allerdings dürfen die Hähne dann aber auch nur 9-10 Wochen leben, um dann auf der Schlachtbank zu enden.
Anmerkung: An dieser Stelle befand sich einmal ein Video, welches mittlerweile von YouTube entfernt wurde.
Wenn ich mir also in Zukunft Spiegeleier mache, dann zumindest nur aus Bio-Eiern und sehr viel seltener. Ich bin mir im Moment noch nicht ganz sicher, ob ich in Zukunft nicht besser ganz darauf verzichten sollte. Denn normalerweise werden Hühner 5-9 Jahre alt und nicht nur wenige Wochen.
Ein weiterer Schritt wäre, konsequent auch auf alle Produkte zu verzichten, die Eier enthalten, wie manche Nudeln, Mehlspeisen und vieles mehr. Da bin ich noch dran.
Hühnermast
Um möglichst schnell möglichst viel Fleisch zu erhalten und damit als Betrieb so effizient als möglich zu arbeiten, wird bei der Mast auf Kraftfutter gesetzt. Und zwar dermaßen, dass die Küken oft so schnell an Gewicht zunehmen, dass ihre Beine sie nicht mehr halten können.
Schau dir bitte auch noch dieses Video an!
Vor einer Weile habe ich eine Dokumentation im TV darüber gesehen und mir dann gedacht: pfuh, so schnell esse ich jetzt kein Hähnchen mehr. Habe es dann nach einer Weile aber doch wieder getan.
Während des Schreibens genau dieses Artikels habe ich mir jetzt mehrmals obige Videos angesehen und habe dann zu meiner Frau gesagt, dass ich ab sofort kein Hühnerfleisch mehr essen werde. Dieses mal ziehe ich das durch! Ich will zum Leid dieser Tiere keinen Beitrag mehr leisten! Und Eier sowie Eierprodukte werde ich nach und nach ebenfalls immer mehr vermeiden.
Werde ich zum Veganer?
Ich befinde mich gerade auf dem Weg vom gedankenlosen Fleischfresser zu jemanden, der in einem ersten Schritt schon sehr viel weniger Fleisch isst. Der sein Fleisch auch nicht mehr abgepackt im Supermarkt um die Ecke kauft, sondern sich dieses vom Bauernmarkt in der Nähe holt. Und dieses Fleisch dann ganz bewusst genießt und nicht gedankenlos in sich einwirft, weil man es eben nicht mehr täglich isst.
Das Gleiche gilt auch immer mehr für tierische Produkte wie zum Beispiel Eier oder Milch.
Ob ich irgendwann Vegetarier werde? Oder gar Veganer, der auch auf das essen tierischer Produkte verzichtet? Ich weiß es noch nicht! Aber ich werde es anstreben. In aller Ruhe und aus eigener Überzeugung. Den Tieren und dem Klima zuliebe.
Hi Horst,
guter Artikel!
Finde es klasse, dass Du nun auch weniger Tierliches und öfter vegan isst.
Ich ernähre mich nun seit sechs Jahre vegan – auch unterwegs, im Mittelgebirge und auf meinen Alpenüberquerungen. Mittlerweile ist das für mich ganz normal und ich bin gesünder und fitter als je zuvor (supplementiere lediglich Vitamin B12). Falls Du Fragen rund um das vegane Leben hast, kannst Du mir gerne mailen.
Einfach bewusste Grüße
Christof
PS: Wie wäre es 2020 mal mit der Alpenüberquerung Salzburg – Triest? ;-)
Servus Christof!
Danke und schön, dich in meinem Blog anzutreffen :-) . Von einem Experten wie dir ein Lob zu bekommen, freut mich!
Das mit dem Umstieg auf vegan fällt mir noch recht schwer, in Richtung vegetarisch ist da schon viel einfacher. Irgendwo habe ich dazu aber einen guten Tipp gelesen: „Achte besser auf das, was du essen darfst und nicht auf das, was du nicht essen darfst.“. Und so versuche ich es nun auch z.B. mit dem Kauf von Hummus. Und siehe da, er schmeckt.
Salzburg – Triest: kann gut sein, dass ich den Weg wirklich einmal gehe! Habe da einen ausgezeichneten Reiseführer von einem gewissen Christof Herrmann bei mir liegen ;-) .
Have fun
Horst
Ach wirklich, dieses Jahr kommt bereits die dritte Auflage von „Alpenüberquerung Salzburg – Triest“ heraus ;-)
Ich finde übrigens gekauften Hummus nicht so lecker, schmeckt oft komisch säuerlich. Kann mann auch selber machen, in 10 bis 15 Minuten und das sogar unterwegs. Schau mal: https://www.einfachbewusst.de/2018/08/hummus-klassisch-schnell/
Viele Grüße
Christof
Hallo Horst – mir geht das verteufeln von allem wirklich manchmal zu weit. Ich esse Fleisch und Huhn und Eier. Alles mit Maß und Ziel und vor allem kaufe ich da ein wo ich weiß wo es herkommt, das ist vielleicht am Land einfacher als in der Stadt. Es liegt doch an den Kunden, wenn sie alles möglichst viel und möglichst billig kaufen wollen. Da darf man sich nicht wundern wohin das geführt hat. Und wenn mir jemand damit kommt, daß das so teuer ist dann sage ich „Weniger ist manchmal mehr!“ Herzliche Grüße und lasse Dir den Appetit nicht verderben. Gabi Die Videos habe ich mir nicht angeschaut, weil es mich graust.
Hallo Gabi!
Es ist alles nicht so einfach. Ich habe in der letzten Zeit einfach zu viele Dokus gesehen, die sehr deutlich machen, wie sehr wir Menschen die Natur zerstören und damit am Ende uns selbst gefährden oder gar auslöschen. Das Dilemma: uns selbst wird es kaum treffen, deshalb nehmen das Ganze leider einige viel zu wenig ernst oder leugnen gar die Folgen unseres Tun.
Ich denke aber an meine Kinder. Spätestens deren Kinder werden massiv unter den Folgen leiden, die wir alle mit zu verantworten haben.
Schau dir bitte die Videos an! Vorbeischauen ist keine Lösung! Ich sehe diese Videos auch nicht gern, wer tut das schon? Wenn uns die Folgen unseres Handelns klar vor Augen geführt werden, dann werden wir eher handeln. Denn auch wenn wir in Österreich brav alle Bio-Eier kaufen wollten – die Rechnung kann nicht aufgehen. Warum? Weil es einfach viel zu wenige gibt! Ich habe kürzlich mit einem Hotelier darüber gesprochen. Er würde sehr gerne zu 100% Bio-Eier verwenden, nur bekommt der diese in der Anzahl nicht, die er braucht, um den Ei-Hunger aller Gäste zu stillen.
Für mich der Schluss: wir müssen lernen, zu verzichten. Denn wenn der Durchschnitts-Ösi 3 Erden verbraucht, wird die Rechnung spätestens für unsere Enkel einfach nicht mehr aufgehen.
Dazu muss niemand perfekt sein (ginge wohl gar nicht, weil das alles viel zu komplex ist), aber jeder sollte in sich gehen, und wirklich auch auf Dinge ganz bewusst verzichten. In vielen Bereichen. Auch ich habe noch viel zu tun, aber ich bleibe dran und es tut gar nicht so weh. ;-)
Have fun
Horst
Hallo Horst – ja mir ist schon klar worum es geht und bin ganz bei Dir. Trotzdem ist die traurige Wahrheit auch wenn ganz Österreich auf vieles verzichtet – gibt es da noch andere Mitbewohner auf dieser Welt, die das alles gar nicht schert – traurigerweise. Trotzdem ist in letzter Zeit viel mehr Bewusstsein bei vielen Menschen eingetreten – liebe Grüße Gabi
Servus Gabi!
Zum Argument, dass sinngemäß andere auf der Welt noch viel schlimmer sind: das ist ein Argument, welches ich ganz und gar nicht gelten lassen kann. Würde dieses Argument zählen, so würde nie jemand anfangen müssen, sich zu ändern. Gerne wird dann auf Indien oder China verwiesen und dabei ganz vergessen, dass viele europäische Firmen dort sehr günstig fertigen lassen und „selbstverständlich darauf achten, dass die beauftragten Unternehmen ihre Umweltvorschriften einhalten“. Die Umweltverschmutzung damit quasi in diese Länder ausgelagert.
Vielleicht interessiert dich dazu ja mein Artikel Profit über alles – zum Leidwesen der Natur.
Liebe Grüße
Horst
Du hast ja recht Horst und ich persönlich bemühe mich auch oder habe schon einiges umgestellt.
Lg. Gabi
Sehr gut zusammengefasst, ich werde ab jetzt nicht nur weniger Fleisch sondern definitiv nur mehr Bio und noch besser vom Bauern wo man sieht ob Tiere bestmöglich gehalten werden.
Servus Andi!
Danke für deine Rückmeldung und das Lob zum Artikel!
Weniger Fleisch und tierische Produkte ist auf jeden Fall auch mein Weg. Auf jeden Fall werde ich tierische Produkte sehr viel weniger und sehr viel bewusster essen und wenn schon, dann auch bewusster einkaufen.
Have fun
Horst