Zuletzt aktualisiert am 9. November 2020 um 17:01
Kann man zu viel Fotoausrüstung haben? Ja, man kann! Bei mir hat sich im letzten Jahr, seit ich meine Fotografie und meine Artikel auf einen höheren Level heben will, doch so einiges angesammelt. Mittlerweile einfach zu viel, um auf jede Tour oder jeden Urlaub alles davon mitzunehmen.
Zu allem Überfluss (nein, ich finde das super!) bin ich nun auch noch tiefer in das Thema Video eingestiegen und habe mir eine GoPro zugelegt. Selbstverständlich auch mit Unmengen an Zubehör.
Aber es fällt mir ungemein schwer, etwas zurückzulassen. Immerhin könnte es ja passieren, dass ich ausgerechnet jenes Objektiv, welches mir in dem Moment am geeignetsten erscheint, nicht zur Hand habe. Oder noch schlimmer: ich habe meine GoPro oder meine Fotokugel nicht dabei und für die aktuelle Situation wäre genau das in dem Moment das am besten geeignete Equipment.
Inhalt
Alle Optionen freihalten
Immer alles dabei zu haben, ist ein Fluch und ein Segen zugleich. Wenn du alles mit dir herumschleppst, hast du jederzeit alle Optionen frei.
- Du kannst eine Nahaufnahme der wunderschönen Struktur eines Blattes festhalten.
- Du kannst mit dem Weitwinkel-Objektiv die Weite der Landschaft einfangen.
Natürlich mit Polfilter, um Spiegelungen im See oder das Blau des Himmels bewusst zu steuern. - Mit dem Tele das Gipfelkreuz schon von unten aufs Bild bannen.
- Oder mit der GoPro eine Zeitrafferaufnahme der ziehenden Wolken aufnehmen.
Sicherheitshalber nimmst du natürlich das große Akku Powerpack mit, damit der Saft nicht ausgeht. - Mit Hilfe der GoPro und des Gimbals Teile des Weges während des Gehens verwackelungsfrei aufnehmen.
- Mit der Fotokugel das ganz besondere Bild eines Gebäudes in Szene setzen.
- Anhand der verschiedenen Graufilter und des stabilen (und nicht ganz leichten) Statives das Fließen eines Wasserfalles sichtbar machen.
„Schleppen“ trifft es dabei schon recht gut auf den Punkt. Die Kamera mit 3-4 Objektiven, die Filter, Ersatzakkus, ein stabiles Stativ, die GoPro samt Gimbal und allerlei Montagezubehör – das alles füllt locker einen großen Fotorucksack. Und ja, selbst damit muss dann schon einiges Zuhause bleiben. Ich bräuchte wohl so etwas wie einen Sherpa.
Weniger kann viel mehr sein
Alle Optionen offen zu halten, mag auf den 1. Blick ja super sein. Aber neben der Tatsache, dass es eher wenig Spaß macht, insbesondere auf einer Wanderung immer alles mitzuschleppen, habe ich auch kopftechnisch ein Problem.
Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber bei zu vielen Optionen fühle ich mich dann teilweise doch etwas überfordert. Wirklich gute Ergebnisse erreiche ich in der Regel dann, wenn ich mich auf eine Sache konzentrieren kann.
Wenn ich also nur meine 50er Fixbrennweite dabei habe, dann achte ich zum Beispiel ganz besonders auf Details. Auf das, was sich direkt neben dem Weg befindet. Auf Einzelheiten, wie die Struktur einer Baumrinde oder der Blätter. Auf Spinnfäden. Auf Krabbelvieh am Boden. Kein Blick zum Himmel, den kann ich mit dem 50er ohnehin kaum sinnvoll festhalten.
Gleichzeitig den Himmel oder die umgebende Landschaft beobachten zu müssen: das fühlt sich dann fast schon wie Stress an.
Ganz davon abgesehen, dass du es wohl kaum schaffen kannst, dich auf das alles zu konzentrieren, spielt auch der Faktor Zeit eine Rolle. Zumindest dann, wenn du nicht alleine auf Tour bist. Einem Mitwanderer, sofern dieser nicht ebenfalls ein durchgeknallter Fotografie Junkie sein sollte, kannst du es auf jeden Fall nicht antun, alle paar Meter länger stehen zu bleiben, um all deine Ideen festzuhalten.
Fotoprojekte als Lösung?
Schon öfter einmal habe ich mich darin versucht, mich einzuschränken. So habe ich hin- und wieder wirklich nur ein einziges Objektiv mitgenommen. Zumindest dann, wenn ich mir dieses gerade neu angeschafft habe. In dem Fall fällt es mir dann viel leichter, auf den Rest zu verzichten.
In der Regel habe ich aber viel zuviel Equipment dabei. Zwar schleppe ich nicht immer das gesamte Foto- und neuerdings GoPro Equipment mit, da ich weiß, dass Fotografieren und Filmen gleichzeitig wirklich in puren Stress ausartet, aber 2-3 Objektive müssen es in der Regel schon sein. Und wenn ich eher filmen will, dann kommen zur an sich sehr kleinen GroPro noch verschiedenste Halterungen, ein stabileres Stativ (da ich aktuell gerne mit Zeitraffern spiele) und das Gimbal mit. Und schon wieder füllt sich zumindest der kleine Foto-Rucksack.
Wenigstens die Fotokugel bleibt sehr oft Zuhause. Denn auch wenn ich mir mit einer nur 8cm großen Kugel eine eher kleine zugelegt habe, so wiegt diese doch fast 1kg (genau genommen sind es 800g).
Und die Graufilter habe ich bisher auch viel zu sehr vernachlässigt. Und wenn du mich schon fragst: klar nicht nur für meine Spiegelreflex, sondern auch für die GoPro habe ich mir ND-Filter besorgt.
Warum ich mich bisher gegen Fotoprojekte so gewehrt habe: ich fühle mich dann einfach extrem eingeschränkt! Denn wenn ich so ein Projekt machen würde, dann zumindest für den Zeitraum von einem Monat. Nur dann denke ich, kann man sich intensiv genug mit dem entsprechenden Equipment beschäftigen und im Umgang mit demselben wirklich auch besser werden.
Mein Kopf wehrt sich
Selbst jetzt beim Schreiben wehre ich mich gegen diesen Gedanken der Fotoprojekte. Gleichzeitig habe ich aber sehr wohl auch das Gefühl, dass mich diese gezielter vorwärts bringen könnten, wenn es um meine Fotografie und langsam auch Video-Skills geht. Irgendwie ein Dilemma in meinem Kopf.
Eines ist klar: wenn ich so etwas wie ein Fotoprojekt starten sollte, dann will ich das nicht allzu streng sehen. Wenn es also im Sommer nach Norwegen geht, dann selbstverständlich nur mit dem kompletten Equipment! Auch bei kurzen Wochenend-Touren wird vieles so gut wie alles mit auf die Reise gehen.
Wenn ich aber über 500 Mal auf den Nockstein gehe, der auch mehr oder weniger fast vor meiner Haustür liegt – da ließe sich so etwas schon super umsetzen. Auch die Plötz scheint mir als „Spielwiese“ für Fotoprojekte für sehr gut geeignet. Liegt auch recht nahe und so ist ein erneuter Besuch völlig problemlos mit wenig Aufwand möglich.
Stichwortsammlung
Um eine Orientierung dafür zu bekommen, welche Projekte ich generell angehen könnte, ist es sicher hilfreich, erst einmal Stichwörter zu sammeln. Einige Gedanken zu Zielen im Rahmen der Fotografie habe ich mir auch schon im Zusammenhang mit meiner ultimativen Lebens-Checklist gemacht.
Die Stichwörter direkt vom Hirn in die Tastatur, unsortiert und ungefiltert: Panoramafotografie, Zeitraffer (Gaisberg über Salzburg bei Nacht, Menschen in Salzburg Stadt, aufgehende Blüte, ziehende Wolken über dem Nockstein), Fotokugel, mein Angeber-Tele (150-600mm), Details mit der 50er Fixbrennweite, Erfahrungen mit ND-Filtern sammeln (Spiegelreflex und auch GoPro, evtl. am Gollinger Wasserfall), Video only, nur ein einziges Objektiv mitnehmen.
Kein Wunder, dass es in meinem Kopf rund geht, wenn ich mit dem Großteil meines Equipments unterwegs bin! Da spuken all diese Möglichkeiten drin herum.
Also gut – überredet! Ich werde so etwas wie Fotoprojekte starten! Wie ich das genau angehe, muss ich mir aber erst noch überlegen. Ich werde also so etwas wie ein Projekt für Fotoprojekte starten. Schmarrn! (für meine deutschen Leser: Blödsinn!).
Ein Plan muss her, klar! Am besten in Form eines weiteren Artikels, dann kannst du mir dabei über die Schultern schauen. Und drüber lächeln oder besser – für dich selbst Anregungen holen. Für mich ist diese „Öffentlichkeit“ auf jeden Fall ein gewisser Ansporn, das Ganze auch mit dem notwendigen Ernst anzugehen.
nach meiner einschätzung ist die von dir angesprochene beschränkung auf ein besimmtes objektiv eine durchaus lohnenswerte erfahrung. auch, weil es über die einschränkungen eines langbrennweitigen telezooms, eines makros oder eines weitwinkelobjektives zum verwenden außerhalb der eigentlichen stärken zwingt. es hat etwas von spieltrieb, mit dem man durchaus nützliche erfahrungen, verständnis für die technik ganz allgemein sammelt.
aber freilich hatte ich auf meinem letzten konzerteinsatz auch bei weitem zuviel zeug dabei. und ich werde diesen fehler sicherlich wiederholen, wobei in diesem fall ja keine nennenswerten distanzen zurückzulegen sind.
abseits davon: eine grossartige seite, schöne anregungen, gute bilder, interessante beiträge und dank dir habe ich jetzt auch von der ‚500er-regel‘ gehört. und nun tatsächlich einen als solchen erkennbaren sternenhimmel photographiert.
liebe grüsse
heinz
Servus Heinz!
Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Er hat mich wieder daran erinnert, dass ich doch einmal so etwas wie Fotoprojekte machen wollte ;-) . Naja, der Plan steht noch, aber mit der Umsetzung hapert es noch ganz massiv. Sprich: nein, ich bin noch keines angegangen.
Festbrennweite – also das Turnschuh-Tele, wie man in Fachkreisen gerne auch sagt ;-) – hat schon was! Es erscheint mir zu Beginn immer etwas unpraktisch, bis ich mich daran gewohnt habe, mich auf für diese Brennweite quasi „warmzusehen“.
Es freut mich auf jeden Fall sehr, dass du meine Seite als hilfreich empfindest!
Have fun
Horst
Ich kenne das Problem, wenn der Kamerarucksack prall gefüllt ist, aber man eigentlich mobil sein möchte..
Mir gefällt der Ansatz strukturierter an die Sache heranzugehen. Ich würde mal behaupten, dass ich mindestens 50% meiner Ausrüstung, die ich trotzdem gerne mitschleppe niemals brauche.
Liebe Grüße
Servus Bastian!
Danke für deinen Kommentar!
Bei mir ist es noch schlimmer geworden, denn jetzt habe ich mir auch noch eine 360 Grad Panorama-Kamera zugelegt (siehe auch den Artikel dazu).
Trotzdem versuche ich mir nun immer bewusster im Vorfeld zu überlegen, was ich mitnehmen sollte.
Ich habe nun einen längeren Urlaub vor mir und da werde ich mir dann mein gesamtes Zeug noch einmal näher ansehen. Vielleicht schaffe ich es dann, mir irgendwie einen Schlachtplan zurecht zu legen, wie es in Zukunft weitergehen soll.
Have fun
Horst
Hallo lieber Horst,
da hast Du einen schönen ausführlichen und interessanten Artikel geschrieben!
Meiner Meinung nach ist auch bei der Fotoausrüstung weniger mehr. Ich habe die letzten 5 Jahre alle meine Fotos mit einer rund 250 g leichten Sony RX-100 I gemacht – darunter alle Fotos für meinen Blog, meine Wanderführer und mehrere Artikel für Outdoor-Magazine. Die Kamera hat nun ihren Geist aufgeben, so dass ich ab sofort mit einer Sony RX-100 III unterwegs bin.
Anstelle viel Geld für Equipment auszugeben, empfehle ich gerne, ein Buch über die Grundlagen der Fotografie zu kaufen und genau zu studieren. Nicht der Fotoapparat, sondern der Fotograf ist für die Fotos verantwortlich. Ein guter Fotograf bekommt mit jeder Kamera ein paar vernünftige Fotos hin.
Einfach bewusste Grüße
Christof
Servus Christof!
Danke, freut mich sehr, wenn dir der Artikel gefällt!
Und ja, man sollte auf jeden Fall vorher ein Buch lesen, bevor man unzählige Objektive kauft – das macht auf jeden Fall mehr Sinn. Für gezielte fotografische Objekte braucht es dann aber doch auch einmal ein anderes Objektiv.
Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit sollte man sich einen Objektiv-Kauf aber auch aus diesem Aspekt heraus überlegen.
Danke für deinen ausführlichen Kommentar
Horst