Zuletzt aktualisiert am 7. Juli 2023 um 20:24

Naturgarten? Nein! Als ich um das Jahr 1995 mein erstes Fleckchen Garten mit ca. 80 m² übergeben bekommen habe, hatte ich nur ein Ziel: Der Rasen muss möglichst frei von Unkraut sein! Ich habe meinen täglichen Kampf gegen Unkraut geführt! Also gegen alle Pflanzen, die nicht Rasen waren.

In den letzten Jahren hat sich meine Idealvorstellung von einem Garten allerdings massiv verändert: quasi vom Golfrasen zum Naturgarten. Der Grund dafür ist, dass mir mittlerweile seit mehreren Jahren das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig geworden ist. Was das mit dem Rasen zu tun hat? Das erfährst du gleich …

„Ist der Rasen schön Grün“

Das Zitat stammt aus einem uralten Sketch von Didi Hallervorden und beschreibt meine damalige Idealvorstellung eines schönen Rasens sehr gut. Grün muss er sein. Ohne störende Wucherpflanzen zwischen den liebevoll gepflegten Grashalmen. Wie ein Golfrasen eben.

Nach dem Vertikutieren des Rasens, um das gröbste Zeug aus dem Rasen zu entfernen, bin ich oft stundenlang am Boden gehockt und habe das Unkraut einzeln zwischen den Halmen gezupft. Und ich war unglaublich stolz, wie im Laufe der Zeit mein Rasen sich vom Rasen des angrenzenden, total verwahrlosten Grundstückes immer mehr abgehoben hat.

Aber ganz wegbekommen habe ich das Unkraut natürlich nie und es war immer nur eine Frage der Zeit, bis es wieder hieß: auf die Knie im Kampf gegen die für mich damals so störenden Gewächse.

Warum ein Naturgarten wichtig ist

Insekten brauchen Blüten

Durch meine Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit bin ich irgendwann zwangsläufig auch auf das Problem der verschwindenden Insekten und (Wild)Bienen gestoßen (→ Insektensterben bedroht unsere Zukunft).

Immer mehr Monokulturen führen dazu, dass immer weniger Bienen und andere Insekten noch genügend Nahrung finden. Und dieser damals von mir angestrebte Golfrasen trägt das Seine dazu bei.

Wenn du versuchst, den Rasen so „unkrautfrei“ als möglich zu halten, dann verschwindet für Insekten und Wildbienen mit den Blüten des „Unkrauts“ eine wichtige Nahrungsquelle. Für manche Arten möglicherweise sogar überlebenswichtig.

Es geht um Biodiversität

Das Zusammenspiel von Pflanzen, Insekten und anderen Tieren ist alles andere als trivial. Manche Blüten können nur von entsprechenden Insekten bestäubt werden. So kommt eine Hummel zum Beispiel nicht in jeden Blütenkelch.

So bilden sich lokale Ökosysteme, wo schon eine geringe Störung das gesamte System gefährden und im schlimmsten Fall zum Zusammenbruch desselben führen kann. Damit können dann am Ende auch gesamte Arten verschwinden.

Ein sehr empfehlenswertes Buch in diesem Zusammenhang ist „Was hat die Mücke je für uns getan?“. Dieses Buch erklärt die Zusammenhänge sehr gut und am Ende versteht man, dass auch „lästiges“ Unkraut und „lästige“ Insekten eine immens wichtige Rollen spielen, wenn es um unser aller Zukunft geht.

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Immer weniger Vögel

Das endet aber nicht bei den Insekten. Denn Insekten sind nicht nur zum Bestäuben von Pflanzen immens wichtig für uns Menschen, sondern dienen auch als wichtige Nahrungsquelle für Vögel.

Das Verschwinden von Insekten sorgt also nicht nur für saubere Windschutzscheiben am Auto, sondern auch für das Verschwinden von Vögeln. Ja, ich weiß, die Windschutzscheiben sind auch etwas sauberer, weil sich der CW-Wert der Autos verbessert hat. Aber 70 % weniger Insekten in den letzten 30 Jahren sind leider eine bittere Tatsache.

Ein Absatz für gegen Mähroboter

Mähroboter sind so überflüssig wie Laubbläser – wer zwei gesunde Füße hat, braucht keinen! Zumal dieses Dauermähen dazu führt, dass sämtliche Pflanzen, die Nahrung für Insekten bieten könnten, gnadenlos umgemäht werden. Selbst Gänseblümchen haben keine Chance.

Sehr viel mehr will ich dazu gar nicht schreiben.

Auf dem Weg zum Naturgarten

Weniger ist mehr

Beim Rasenmähen ist weniger mehr. Denn wer weniger mäht, lässt damit auch mehr Unkraut stehen. Dieses Unkraut ist nicht nur Nahrungsquelle für Insekten, sondern ist zudem auch noch sehr schön. Von wegen „Unkraut“. Es ist alles nur eine Frage des Blickwinkels!

Verwende auf keinen Fall Unkrautvernichtungsmittel und zupfe das Unkraut auch nicht händisch aus dem Rasen!

Rasen - Naturgarten - Biodiversität
Hässlich? Nicht wirklich!

Viel mehr solltest du so wenig als möglich deinen Rasen mähen. Also weg mit diesen sinnlosen und schädlichen Mährobotern, die den Rasen auf „Dauerstoppel“ halten!

Ich für meinen Teil mähe nun immer weniger und lasse ganze bewusst manche Ecken in meinem Garten mittlerweile komplett ungemäht. Und wenn sich im üblicherweise kleinen, gemähten Teil meines Rasens schöne Blüten befinden, dann lasse ich diese kleinen Blumeninseln stehen.

Letzteres hat meine Schwiegermutter schon zur Aussage bewogen, dass ich den Rasen aber schon „sehr schiach“ (hässlich) mähen würde.

Blumenwiese / Bienenwiese anlegen

Vor 2 Jahren habe ich mit einer Blumenwiese aktiv damit begonnen, etwas für Biodiversität zu tun. Meine Frau fand die Blumenwiese hässlich. Und ja, optisch war schon Luft nach oben. Aber ich wollte ja etwas für die Insekten tun. Und das hat ganz hervorragend geklappt!

Bienen Nisthilfe - Wildblumenwiese
Bienen Nisthilfe – Wildblumenwiese

Das Summen und Brummen waren einfach klasse und es hat mich mehr als entschädigt, wenn es um Optik ging. Und ganz ehrlich: wenn man sich die Details der Wildblumen angesehen hat, dann waren diese wunderschön. Auch eine Nisthilfe habe ich in die Bienenwiese gestellt und sie wurde auch gleich angenommen (wenn auch zu Beginn spärlich, aber das ist normal). Details dazu findest du im Artikel Nisthilfe – den Wildbienen zuliebe.

Du solltest also auch eine solche Blumenwiese anlegen! Jedes kleine Eckerl in deinem Garten kann dabei helfen, das Überleben mancher Insekten in deiner Umgebung zu sichern.

Naturgarten - Biodiversität - die Blüte einer Wilden Malve
Blüte einer Wilden Malve

Im 2. Jahr hat sie dann auch meiner Frau gefallen – da hat sich die Wild Malve durchgesetzt – ein wirklich wunderschönes Gewächs!

Du solltest bei den Samen übrigens darauf achten, dass diese lokale Sorten beinhalten. Nur so hat deine Wildbienen und Schmetterlings-Wiese den maximalen, positiven Effekt für heimische Insekten.

Totholz

Neben der Wildblumenwiese und den Stellen mit hohem Gras habe ich auch kleine Totholzecken angelegt. Nicht sehr groß, weil mein Garten ist nur ca. 2 x 80 m2 groß, wovon ein großer Teil mit einer Gartenhütte und meinen 2 Gewächshäusern belegt ist.

Das Holz habe ich aus dem angrenzenden Wald geholt. Totholz bietet Käfern und Insekten Unterschlupf und bietet so einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität.

Naturgarten – Bilder

Zum Schluss noch ein paar Bilder der Schönheit, die dir eine „wilde Ecke“ in deinem Garten bieten kann.

Naturgarten - Wildbiene bei einer Nisthilfe
Nisthilfe – Wohnungsbesichtigung
Futterwicke in der Wildblumenwiese
Weißer Senf

Worauf wartest du noch? Schaffe ein kleines Paradies für Wildbienen, Schmetterlinge und andere, nützliche Insekten!