Zuletzt aktualisiert am 23. Juni 2021 um 15:17
Du willst einen Kalender selber erstellen? Ich habe im Jahr 2020 einen Kalender mit dem Titel Faszination Salzburger Land 2020 herausgegeben, wo mir am Ende nichts anderes als wertvolle Erkenntnisse geblieben sind. Denn zumindest finanziell war dieses Projekt ein Flop.
Eine Analyse von der Planung bis zur Abrechnung. Mit bitteren aber am Ende doch auch wertvollen Erkenntnissen.
Inhalt
Kalender selber erstellen – die Planung
Die Geburt einer Idee
Als Anwohner des Salzburger Landes und Fan unserer herrlichen Landschaft war es mir schon immer ein Anliegen, die Schönheit unserer Region einer breiteren Masse bekannt zu machen. Durch mein Blog verfolge ich dieses Ziel schon seit 2002.
Natürlich habe ich mich nicht blind in das Abenteuer „Kalender selber erstellen“ gestürzt. Es war auch kein spontaner Entschluss aus dem Bauch heraus. Die Idee eines eigenen Kalenders spukt schon recht lange in meinem Kopf herum. So richtig zu reifen hat sie aber erst mit der Anschaffung meiner ersten Spiegelreflex-Kamera im Jahr 2014 begonnen, denn erst ab diesem Zeitpunkt empfand ich die Qualität meiner Bilder von der technischen Seite (wie zum Beispiel die Auflösung) auch als wirklich hoch genug.
Immer mehr Leute waren von meinen Bildern begeistert und immer öfter haben diese auch angemerkt, dass man mit solchen Bildern doch einen Kalender herausgeben könnte.
Vorsichtig wie ich bin, habe ich das dann aber immer wieder aufgeschoben. Bis mir ein sehr guter Freund (namentlich Manuel) seine Hilfe bei der Umsetzung angeboten hat. Er ist Designer und wollte mir bei der Gestaltung des Kalenders (Deckblatt, Kalendarium und Rückblatt) kräftig unter die Arme greifen. Auch er war und ist der Meinung, dass bei diesen Bildern so ein Kalender doch zu einem Erfolg werden müsste.
Und so war die Entscheidung gefallen: im Jahr 2020 wird es einen Kalender von mir geben! Mit dem besten, was das Salzburger Land zu bieten hat!
Viele Fragen zum Start
Natürlich hat man zum Start eines solches Projektes erst einmal sehr viele Fragezeichen im Gesicht. Alles in Eigenregie oder Kalenderverlag? Welche Größe? Wie sieht es denn mit den Kosten bei (kleineren) Stückzahlen aus, wie viel muss ich also vorfinanzieren? Sollten man eventuell versuchen, Sponsoren an Land zu ziehen? Und wer käme dazu in Frage? Wo kann/soll der Endkundenpreis liegen und würden die Leute bereit sein, einen Kalender in dieser Preislage dann auch wirklich zu kaufen?
All diese Fragen habe ich mir gestellt und ausgiebige Gedanken dazu gemacht. Das Ergebnis dazu kannst du in einem eigenen Blog-Artikel nachlesen, der zum Start des Projektes entstanden ist: Kalender Salzburger Land 2020 – die Entstehungsgeschichte.
Kalender Faszination Salzburger Land – der Verkauf
Suche nach Verkaufsstellen
Nachdem Ende Juli die fertigen Kalender vor mir gelegen sind, habe ich mich auf den Weg gemacht, um nach entsprechenden Verkaufsstellen zu suchen.
Meine erste Anlaufstelle waren die Tourismusbüros der Fuschlseeregion und der Wolfgangseeregion. Das lag auf der Hand, denn 11 der 13 Bilder (wenn man das Deckblatt mit einrechnet) waren genau aus diesen beiden Regionen. Zwei Bilder des Kalenders (Salzburg Altstadt und ein Bild der Region um den Hochkönig) haben nicht perfekt ins Bild gepasst, wobei meiner Meinung nach ein Bild der Landeshauptstadt schon dazugehört.
Während man sich im Tourismusbüro der Fuschlseeregion über den Kalender gefreut und 6 Stück auf Kommission übernommen hat (mit einer kleinen Einschränkung, die ich weiter unten noch erwähnen werde), hat sich die Begeisterung in der Touristinfo der Wolfgangseeregion sehr in Grenzen gehalten – sie wollten den Kalender gleich aus mehreren Gründen nicht (Größe, Bildauswahl).
Eine weitere Anlaufstelle war die Tabaktrafik in Hof, von der ich die Besitzer aus meiner Jugendzeit sehr gut kenne. Sie haben sich sehr gefreut, den Kalender „eines lokalen Künstlers“ in ihrem Angebot zu haben und haben den Kalender in ihrer Auslage sehr prominent präsentiert, was mich schon auch stolz gemacht hat.
Dann war ich noch beim Gasthof Mühlradl. Der Gasthof, der an jener genialen Stelle steht, an der an einem Parkplatz täglich mehrere Touristen-Busse stehen bleiben, um das geniale Panorama über St. Gilgen und den Wolfgangsee samt Bergen im Hintergrund zu genießen.
Zwei Buchhandlungen in der Stadt Salzburg habe ich auch aufgesucht. Nach dem Besuch der ersten Buchhandlung war ich dann doch ziemlich enttäuscht. Schöne Bilder, aber der Kalender wäre mit DIN A2 deutlich zu groß und die Bildauswahl wurde ebenso ziemlich kritisiert. Und „unter 30% Kommission“ bräuchten wir ohnehin gar nicht erst diskutieren. In der 2. Buchhandlung war die Chefin der Kalender-Abteilung nicht im Haus und so wurde ich vertröstet. „Prinzipiell“ wäre man schon interessiert an neuen Künstlern, aber ohne Chefin dürfe sie eben nichts entscheiden.
Die Zahlen
Sehr schnell hat sich abgezeichnet, dass sich die Leute nicht wirklich um den Kalender reißen. Habe ich in den ersten Monaten noch geglaubt, dass es für einen Kalender eben einfach noch zu früh wäre (die Tourismus-Saison war leider schon halb vorbei, dafür war ich also zu spät), hat sich dann mehr und mehr herausgestellt, dass ich wohl auf einem großen Teil der Kalender sitzen bleiben werde.
Neben den Kalendern selbst hat es noch weitere Ausgaben gegeben, wie zum Beispiel das Verpackungsmaterial, Rechnungshefte oder (Luxus) einen Firmenstempel.
Ja, ich weiß, 100 Stück ist verrückt. Aber ab dieser Stückzahl waren die Dinger um 12% billiger und ich habe mir 12,9 € Versandkosten gespart. Doch zu Beginn hatte ich noch gehofft, wenigstens 50 Stück loszuwerden und den Rest hätte ich dann eben 2021 verwendet. Es sollte aber ganz anders kommen …
Am Ende waren es dann gerade einmal 8 der 30 Stück, die den Endkunden erreicht haben.
Bis auf den Punkt „Rückerstattung“ ist alles selbsterklärend. Beim auf meinem Arbeitsplatz aufgehängten Kalender habe ich festgestellt, dass sich die Ecken am Kalender ein wenig aufbiegen und das mit Fortdauer des Kalenders auf der Wand das immer schlimmer geworden ist. Von zwei weiteren Kalendern habe ich davon auch noch gehört, weshalb ich die Druckerei kontaktiert habe. Diese hat mir dann einen Teil der Kosten erlassen.
Kalender selber erstellen – Erkenntnisse
Das eigene Logo
Sehr schnell musste ich zur Kenntnis nehmen, dass mein Logo im Kalendarium wohl eher ein Schuss ins Knie gewesen ist. Zumindest für die Tourist-Info der Fuschlseeregion war das einer der Gründe, meinen Kalender für Gäste-Ehrungen nicht verwenden zu wollen bzw. zu können. Sehr verständlich.
Leider habe ich zuvor an diesen Verwendungszweck (Gäste-Ehrungen) nicht gedacht. Dann hätte ich (vermutlich) auf das Logo verzichtet. Meinen nächsten Kalender wird auf jeden Fall kein Logo mehr zieren. Nur ganz schlicht mein Name. Das muss für mein Ego reichen.
Die Größe
Ja, als Fotograf will man die Bilder schön groß sehen, damit sie so richtig zur Geltung kommen. Am liebsten als Wandtapete. Damit sie als Schmuck einer Wohnung oder ein Büro gesehen werden. Doch nicht jeder will Platz für einen „Kunstkalender“ in der Wohnung frei machen.
Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Größe betrifft meine Hauptzielgruppe, die Touristen und Besucher des Salzburger Landes. So einen Kalender kauft man nicht im Vorbeigehen. Und vor allem Fluggäste stellen sich zurecht auch die Frage, wie man so ein Ungetüm nach Hause bringen kann. Dass es geht, kann der sehr nette Kanadier bezeugen: er hat den Kalender im Handgepäck mitgenommen.
Trying to think how best to get this wonderful @WandernAustria 2020 calender home via Graz.Passau.Munich.Toronto and the west coast end destination pic.twitter.com/sZnsioJqyW
— LSAFan (@LakehillSoccer) August 9, 2019
Trotzdem eine Hürde. DIN A2 ist einfach zu groß dafür.
Die Bildauswahl
Eine Rückmeldung, die ich in einer Buchhandlung bekommen habe: „Allgemeinbilder“ wie der Wald oder der Rettenbach würden für Touristen nicht wirklich passen. Diese wollen bekannte Sehenswürdigkeiten und nicht Bilder, die man mehr oder weniger überall machen könnte.
Konnte ich das noch nachvollziehen, konnte ich die Kritik am Schafberg in Wolken nicht so recht verstehen. Touristen würden nur Schönwetter-Bilder haben wollen – also einen möglichst blauen Himmel.
Das Kalendarium
Das Kalendarium meines Kalenders ist sehr einfach gehalten. Nur die österreichischen Feiertage sind eingezeichnet und auch das nur durch eine farbliche Hervorhebung.
Das wurde sehr unterschiedlich aufgenommen. Meinten die einen, dass das für einen „Kunstkalender“ so genau richtig wäre, weil die Bilder eben klar im Vordergrund stehen, vermisste so mancher die Möglichkeit, kurze Notizen machen zu können.
Je nach Zielgruppe findest du dazu völlig unterschiedliche Meinungen. Einheimische setzen möglicherweise eher auf ein Kalendarium mit Raum für Notizen, Touristen fokussieren sich wohl mehr auf die Bilder, weil sie damit Erinnerungen an den Urlaub verbinden. In Stein gemeißelt ist aber auch das nicht. Zwei Personen – drei Meinungen! So würde ich das aus heutiger Sicht zusammenfassen wollen.
Aber vielleicht ändert sich meine Meinung mit wachsender Erfahrung in diesem Bezug auch noch.
Begeistert sein heißt nicht kaufen
Ja, es ist schön, wenn viele Leute sagen, dass deine Bilder das Zeug zum Kalender haben und dass sich so einer „sicher sehr gut verkaufen lässt“.
Sei dir aber bewusst: sie sehen damit auf keinen Fall sich selbst als potentiellen Käufer, sondern in jedem Fall andere. Es wäre ein Trugschluss zu hoffen, dass wenigstens ein Teil dieser Leute deinen Kalender dann auch für ihr Zuhause oder ihr Büro kaufen würde. Weder aus Überzeugung, noch aus reiner Freundschaft oder vielleicht am Ende Mitleid, dass du nicht drauf sitzen bleibst.
Und das ist ja auch logisch. Ich muss zugeben, dass ich mich da möglicherweise zu sehr der Hoffnung hingegeben habe, dass der ein oder die andere dann schon einen nehmen würde. Welch Blödsinn! Jetzt weiß ich es!
Präsentations-Exemplare
Was ich auch zu wenig bedacht habe: insbesondere bei Kleinmengen, die man auf Kommission für den Verkauf übergibt, machen die Präsentations-Exemplare einen recht hohen Prozentsatz an Kalendern aus, die am Ende je nach Behandlung mehr oder weniger Ausschussware sind.
Bei mir waren es in der Regel 3 Kalender und ein Exemplar zur Präsentation, was am Ende potentiell 25% Ausschuss ausmachen kann. Diesen muss man natürlich in die Kalkulation entsprechend mit einrechnen.
Auf der Haben-Seite und was mich sehr gefreut hat
Ein Kalender hängt in Kanada
Über Twitter ist ein Kanadier auf meinen Kalender aufmerksam geworden, nachdem ich bei Twitter regelmäßig Bild-Kandidaten für den Kalender gepostet habe. Schon sehr früh hat er gemeint, dass er so einen Kalender unbedingt haben will und ob wir uns während seines Urlaubes in Salzburg zur persönlichen Übergabe treffen könnten.
Das haben wir dann auch getan und es war ein kurzes, aber ungemein nettes und sympathisches Treffen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Worte, als ich den Kalender übergeben habe: „Wow, ist der groß!“.
Die Bilder sind sehr gut angekommen
Die Bilder im Kalender sind durchwegs gut bis sehr angekommen und es gab sehr viele „Wow!“, „Gewaltig!“ und „Wirklich sehr schön!“ Anmerkungen. Das hat meiner Fotografen-Seele natürlich sehr gut getan.
Ein Hotel meinte, dass der Kalender zwar nicht passen würde, da sie großteils Seminar-Gäste haben, die an einem Kalender wohl weniger interessiert wären, aber man sich gut vorstellen könnte, bei einer Neu-Ausstattung der Zimmer meine Bilder zu verwenden.
Kennenlernen eines lokalen Verlages
Bei meiner Tour auf der Suche nach Verkaufsstellen, hat mich die Touristinfo vom Wolfgangsee auf einen Verlag verwiesen, der „alle möglichen Kalender“ anbieten würde.
Über diesen Kontakt bin ich sehr froh, auch wenn ich mein damaliges Ziel, meinen Kalender auf Kommission dort verkaufen zu können, nicht erreichen konnte. Dafür habe ich dadurch einen sehr sympathischen und kompetenten Mann kennen- und sofort schätzen gelernt.
Mein Entschluss ist schon damals festgestanden: sollte ich 2021 ein neues Kalenderprojekt wagen, dann will ich auf jeden Fall wieder auf diesen Mann zugehen. Danach hatte es bereits weitere Gespräche gegeben und so wollte ich 2021 wieder einen Kalender Faszination Salzburger Land herausgeben. Diesmal mit professioneller Hilfe und ersten eigenen Erfahrungen, die ich einbringen kann. Und dann kam Corona und das Projekt fiel (zumindest vorerst) ins Wasser.
Hallo Herr Gassner,
mit großem Interesse habe ich gerade Ihre Erfahrungen mit dem Erstellen eines eigenen Kalenders gelesen. Was für ein ernüchterndes Fazit. Vielen Dank, für die ausführliche Schilderung. Das bewahrt vielleicht so manche/n Leser/in vor eigenen schlechten Erfahrungen. Ihre Fotos sind faszinierend und machen Lust auf Wanderungen in der schönen Berglandschaft.
Meine Leidenschaften sind die Aquarellmalerei und die Fotografie. Ich plane zur Zeit einen Kalender mit Aquarellen (mit Motiven meiner Heimatstadt Oldenburg) herauszugeben. Bei der Recherche nach Tipps war ich auf Ihre Seite gestoßen.
Und nun meine Fragen:
Für welche Druckerei hatten Sie sich entschieden und würden Sie dort noch einmal bestellen? Immerhin ist das mit den aufgebogenen Ecken schon sehr ärgerlich.
Nachdem das große Format nicht so gut lief, würden Sie A4 oder A3 empfehlen?
Würden Sie wieder das Papier mit dem UV Lack nehmen?
Haben Sie sonst noch Tipps für mich?
Herzliche Grüße aus dem Norden Deutschlands
Barbara
Hallo Barbara!
Danke erst einmal für das Lob zum Artikel und meinen Bildern – das freut mich!
Zu deinen Fragen:
Have fun
Horst
Hallo Horst, vielen Dank für deine wertvollen Tipps. Damit ich keinen Fehler mache, wüsste ich gerne, wo du deinen Kalender nicht wieder drucken lassen würdest. Ich hatte dir auch eine email geschickt an die Adresse, die im Impressum angegeben ist. Vielleicht könntest du mir darauf antworten und mir die Druckerei nennen. Ich habe auch ein Angebot vom hiesigen Verlag, aber das wäre sehr viel teurer. Beste Grüße, Barbara
Servus Barbara!
Tut mir leid, dein Mail ist in der Inbox zu weit nach unten gerutscht und wartet deshalb noch immer auf Antwort! Ich schaue mir das gleich an.
Have fun
Horst
Hallo Horst, lieben Dank für deine ausführliche Berichterstattung. Auch ich spiele seit längerem mit dem Gedanken mit meinen Fotos einen Kalender zu designen bzw zu verkaufen. Mittlerweile ist der Januar fast um, was auf die vielen Unsicherheiten und offene Fragen zurückzuführen ist. Vielleicht magst du ja mal Kontakt mit mir aufnehmen du findest mich auf Instagram unter photographer_ffm
Herzliche Grüße
Nicole
Servus Nicole!
Stelle mir einfach konkrete Fragen und ich versuche sie dir so gut als möglich zu beantworten! Entweder direkt hier oder gerne per Mail oder Facebook-Messenger.
Have fun
Horst
Oje, da hast du aber einen ganz schönen Verlust auszugleichen.
Meine Kalender habe ich daher über Calvendo erstellt. Damit werde ich zwar auch nicht reich, aber ich muss halt auch nichts vorfinanzieren. Ich muss nur ein wenig die Werbetrommel rühren. Da die Kalender auch bei den großen Anbietern Thalia, Buch24, amazon… verfügbar sind, werden immer welche verkauft. Übrigens laufen A5 und A4 Kalender am besten. Es will wirklich nicht jeder so richtig tolle, große Panoramafotos aufhängen. Leider.
Liebe Grüße
Liane
Servus Liane!
Vielen Dank für dein Feedback!
Ich habe mich ganz bewusst gegen Calvendo entschieden, weil ich nicht einsehe, dass bei einem Preis von 50€ gerade einmal 5€ bei mir hängen bleiben. Klar – dafür habe ich auch das Risiko der Vorfinanzierung.
Dass A5 und A4 besser laufen, war eines meiner Learnings. A2 ist halt das, was ein Fotograf cool findet, dem Kunden in der Regel aber einfach deutlich zu groß ist.
Have fun
Horst