Zuletzt aktualisiert am 25. April 2024 um 17:31
Als Wander- oder Reiseblogger trage ich selbstverständlich auch eine gewisse Verantwortung – in vielerlei Hinsicht! In diesem Artikel mache ich mir ganz bewusst Gedanken darüber.
Inhalt
Beitrag zum Massentourismus
Wie kann man als Wander- oder Reiseblogger einerseits von einem Reiseziel oder Berggipfel in höchsten Tönen schwärmen, sich auf der anderen Seite aber darüber beschweren, wenn einige der Ziele unter den vielen Menschen zu leiden beginnen oder vielleicht schon darunter leiden?
Wenn ich also zum Beispiel immer wieder von meinem Lieblings-Hausberg, dem Nockstein, schwärme und nicht müde werde, Bilder davon in allen möglichen sozialen Kanälen zu verteilen – darf ich mich dann noch darüber beschweren, wenn er eines Tages heillos überlaufen ist oder ich am Ende keinen Parkplatz mehr bekomme?
Überschätze ich meinen Einfluss?
Zuerst stellt sich für mich die Frage, ob ich nicht meinen Einfluss überschätze, wenn ich denke, einen wirklich merkbaren Beitrag zum Overtourism zu leisten. Wenn ich also denke, dass am Ende wegen meines Blogs manche Orte im Salzburger Land überlaufen sind.
Beim Nockstein hatte ich 2018 ca. 6.000 Seitenaufrufe von ca. 4.000 Benutzern. Es lässt sich natürlich sehr schwer sagen, wie viele der durchschnittlich 20-30 täglichen Besucher in den besten Wandermonaten davon dann die Tour auch wirklich gegangen sind. Am Ende werden es nicht allzu viele gewesen sein.
Bei der Wanderung auf den Schafberg – dem mit Abstand beliebtesten Ziel meiner Wanderbeschreibungen – sieht das schon etwas anders aus.
Mit über 30.000 Seitenaufrufen von etwa 21.000 unterschiedlichen Benutzern mit über 400 an den besten Tagen im Jahr 2018 könnte meine Seite schon einen sichtbaren Fußabdruck am Gipfel hinterlassen. Das ist aber alles sehr schwer abzuschätzen und mir fehlt da auch etwas das Gefühl für die Wirkung der (zusätzlichen) „Werbung“ für die Tour, die durch die Zugriffe auf meine Artikel ausgelöst wird.
Am Ende bleibt aber übrig: durch meine Wanderbeschreibungen trage ich auf jeden Fall etwas zum Besucherstrom bei. Und je erfolgreicher meine Seite wird, umso mehr wird das sein.
Zudem bin ich ja nicht der einzige Reiseblogger, der über Ziele im Salzburger Land schreibt. Auch wenn die Anzahl jener, die über die exakt gleichen Ziele schreiben, überschaubar sein dürfte.
Der Gipfel alleine ist es nicht
Zu bedenken ist natürlich auch, dass es nicht alleine die Zahl der Leute am Gipfel ist, die ich als Wanderblogger potentiell erhöhe.
Irgendwie müssen die Leute ja auch in das Urlaubsland / zur Wandertour anreisen. Manche werden das Flugzeug und ein Leihauto nehmen, wiederum andere werden generell das eigene Auto bevorzugen. Je nach Verkehrsmittel entsteht hier ein mehr oder weniger großer CO2 Fußabdruck. Wenigstens mit dem Kreuzfahrtsschiff können sie nicht in Österreich anlegen.
Werbung = böse?
Zu Ende gedacht müsste man auf das Ergebnis kommen, dass generell Werbung für einen Ort böse ist. Schließlich werden durch jede Form der Werbung ja Menschen angelockt, die allesamt ihren Teil zum (Massen-)Tourismus beitragen, wie eben auch Blogs. Bis dann irgendwann zu viele Touristen zur gleichen Zeit am gleichen Ort auftauchen.
Aber so einfach ist es natürlich nicht. Tourismus an sich ist ja nicht böse – ganz im Gegenteil! Viele Menschen leben davon. Als Unternehmer, Hotelbesitzer, Angestellter. Tourismus schafft Arbeitsplätze und trägt zur Völkerverständigung bei. Es gilt nur, das richtige Mittelmaß zu finden.
Wie viele Touristen tun den Menschen gut und ab wann wird es zu viel?
Jeder zieht hier eine andere Grenze – natürlich auch abhängig davon, ob er oder sie eher zu den Profiteuren (Gaststätten, Hotels, …) oder zu den Leidtragenden gehört. Anwohner, die auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen etc. im Stau stehen. Anwohner, bei denen Touris mit der Kamera bewaffnet im Garten den perfekten Fotospot suchen. Aber irgendwann auch der Tourist selbst.
Overtourism wurde auf jeden Fall zum neuen Schlagwort der letzten Jahre. Manche Orte beginnen unter dem Tourismus zu leiden und die Bevölkerung beginnt sich zu wehren. Für das Jahr 2019 plant zum Beispiel Hallstatt wie auch schon die Stadt Salzburg mit Bus-Kontingenten zu arbeiten. Andere Ort wollen das Anlegen von Ausflugs- und Kreuzfahrtsschiffen einschränken.
Und wo sehe ich meine Verantwortung in diesem Zusammenhang?
Gute Frage! Ich sitze hier tatsächlich ein wenig zwischen den Stühlen. Einerseits will ich die Schönheit insbesondere des Salzburger Landes möglichst vielen Menschen da draußen nahe bringen, andererseits bin ich dadurch eventuell aber auch Teil des Problems Overtourism.
Als Lösung für mich habe ich gefunden, dass ich mich ganz bewusst mit dem Thema auseinandersetze. Versuche, es besser zu verstehen. Den Problemen auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wie man das Problem verringern kann.
Dabei sind folgende Artikel entstanden, in denen ich mich mit dem Thema auseinandersetze:
In Arbeit habe ich einen Artikel, wie sich ein Tourist verhalten kann / soll, um Einheimische möglichst wenig zu belasten und ihnen eher Freude zu bereiten.
Wanderbeschreibungen
Sicherheit und Schwierigkeitsgrad
Im Zusammenhang mit den Touren in meinem Blog habe ich selbstverständlich den Anspruch, diese so genau als möglich zu beschreiben. Wandernde sollen keinen bösen Überraschungen erleben und die Charakteristik des Weges so gut als möglich schon im Vorfeld abschätzen können.
Über den Tourenindex lassen sich so auch schnell Wanderungen finden, die für Kinder geeignet sind oder für Kinder nicht geeignet sind. Diese Einschätzungen sind natürlich ohne Gewähr und können nur als Richtschnur gesehen werden. Auf besondere Stellen, die eine Gefahr darstellen, versuche ich auch extra hinzuweisen.
Am Ende bleibt es aber jedem Wanderer selbst überlassen, sein Können einzuschätzen und dementsprechend zu handeln.
Einen Artikel mit Tipps zu genussvollen Wanderungen ist in diesem Zusammenhang auch entstanden: 7 Fehler beim Wandern.
Geheimtipps und Insidertipps
Als Teil meiner Verantwortung sehe ich auch, wie ich mit Insider- und Geheimtipps umgehe. Denn wie geheim ist ein Tipp noch, wenn er am Ende von Tausenden gelesen werden kann?
Legitim ist für mich zum Beispiel der Tipp, im Sommer sehr früh zum Gipfel des Schafberges aufzubrechen, um vor der ersten Schafbergbahn den Gipfel zu erreichen. Ich kenne zum Beispiel aber auch eine Hütte etwas abseits eines Weges, wo ein Pfarrer Bier für durstige Wanderer hinterlegt. Diesen Ort zu nennen, wäre für mich ein absolutes No-Go!
Nachhaltigkeit & Umwelt
Als Wanderblogger ist mir sehr wichtig, nicht nur Wandertouren möglichst genau zu beschreiben, sondern meine Besucher auch für Natur- und Umweltthemen zu interessieren.
Sehr früh ist dabei der Artikel Saubere Berge entstanden. Hier trägt jeder einzelne Wanderer eine große Verantwortung. Schließlich wollen wir uns alle in einer intakten Natur bewegen können und nicht durch Müllhalden wandern müssen.
Eng im Zusammenhang stehen für mich dabei auch Artikel, die auf allgemeine Umweltprobleme hinweisen bzw. wie du dich als Mensch enkelgerecht verhalten kannst. Also wie du dich verhalten kannst oder solltest, damit auch deine Enkel das Leben ähnlich wie wir genießen können. Und so findet in meinem Blog auch immer mehr das Thema Nachhaltigkeit seinen Platz.
- Die Welt sollen andere retten!
- Wie du die Welt retten kannst
- Massives Insektensterben bedroht unsere Zukunft
Um zusätzlich auf die Schönheit der Natur hinzuweisen, habe ich folgende Artikel geschrieben:
- 7 Frühlingsblumen die du kennen solltest
- 7 Wiesenblumen die du kennen solltest
- 10 Bäume die du kennen solltest (inklusive Cheat-Sheet)
Soziale Medien – „Marken-Botschafter“
Auch wenn mein Blog nicht mit Salzburger Land Tourismus oder dem Tourismusverband Fuschlseeregion etc. in Verbindung steht, so bin ich trotzdem so etwas wie ein Marken-Botschafter für das Salzburger Land. Mit jedem meiner Beiträge in den sozialen Medien kann ich als Anwohner des Landes auch mit dem Salzburger Land in Verbindung gebracht werden.
Das heißt für mich aber auch, dass ich mich deshalb nicht zu 100% als privat postende Person sehen darf. Vor allem im Zusammenhang mit meiner Facebook-Seite sehe ich das so. Die private Facebook Chronik sehe ich da etwas differenzierter. Aber das gleiche gilt für mich auch für Pinterest, Twitter etc..
Das heißt jetzt nicht, dass ich deshalb nicht authentisch wäre und Dinge schön reden würde. Aber „Stammtisch-Gebrüll“ muss in den sozialen Medien nicht sein. Man kann Probleme auch sachlich aufarbeiten und ansprechen, ohne gleich in Schimpf- und Hasstiraden zu verfallen.
Vorbildwirkung in den Bergen
Wenn ich in den Bergen unterwegs bin, dann achte ich die Natur. Logischerweise werfe ich nichts weg und nehme meinen Müll wieder ins Tal. Hin und wieder trage ich auch den Müll von anderen wieder den Berg hinunter.
Ich verhalte mich leise, schrecke keine Tiere auf oder nehme Salamander oder Eidechsen in die Hand, um ein noch cooleres Foto davon schießen zu können. Warum ich genau das erwähne? Weil es genau dazu im Netz schon wilde Diskussionen gegeben hat. Das würde dem Tier schon nichts tun, man wäre ja vorsichtig und nicht blöd. Und was diese künstliche Aufregung hier soll.
Am Ende bleibt in diesem konkreten Fall für mich, dass es eine Unsitte ist, Tiere für das noch bessere Foto unnötig in Stress zu versetzen. Und einen Feuersalamander in die Hand zu nehmen zählt für mich ganz klar zu einer unnötigen Stresssituation für das Tier.
Manchmal spreche ich auch Leute an, die ihren Hund frei herumlaufen lassen. Oder wenn jemand sein Taschentuch „verloren“ hat (verrottet ja ohnehin) oder seine Tschikstummel beim Gipfelkreuz verteilt.
Das ist nicht immer nur witzig, weil einige darauf sehr unwirsch reagieren. Und ja, ich gebe es zu, an vielen Tagen sage ich deshalb auch lieber nichts. Aber am Ende sehr ich es auch ein wenig als meine Verantwortung, dazu beizutragen, dass auch in vielen Jahren die Menschen noch Freude an den Bergen und der Natur haben.
Was andere Reiseblogger denken
Mit diesem Artikel nehme ich an einer sogenannten Blogparade bei. Dabei machen sich mehrere Blogger Gedanken zum gleichen Thema, im konkreten Fall eben zur Verantwortung eines Bloggers.
Aufgerufen zu dieser Blogparade hat Tanja von Takly on tour. In Tanjas Artikel findest du am Ende eine Liste aller anderen Teilnehmer und deren Gedanken zu diesem spannenden Thema. Solltest du also Interesse an der Meinung zum Thema Verantwortung als Blogger haben – hier geht es lang: Welche Verantwortung haben wir als Blogger?
[…] Wie der Blogname bereits verrät bloggt Horst ausschließlich über Österreich, mit Hauptaugenmerk auf das wunderschöne Salzburger Land und das Wandern. In seinem Beitrag beschreibt er seine Gedanken zum Thema Overtourismus und wie er sich diesbezüglich als Blogger verhält. Dass er sich über Nachhaltigkeit und Overtourismus bereits länger und intensiver Gedanken macht, zeigen seine verlinkten Artikel im Text. Schau unbedingt mal vorbei! ➙ Beitrag auf Austria Insider Info […]
Super Beitrag und Gedanken wieder Mal. Ich denke vielen Bloggern geht es ähnlich (mir zumindest). Ich lege auch immer meine Worte auf die Waage – welche Orte will ich wirklich vorstellen und welche behalte ich lieber für mich, weil die Region überhaupt nicht fähig ist, so einen Touristenstrom zu bewältigen? Die Faröer Inseln oder Island haben das ja auch total unterschätzt, wie sehr das eskalieren kann – kaum waren einige Instagrammer vorort, hat der Tourismus dort zu boomen begonnen und kurze Zeit später waren sie schon ziemlich genervt von den Touristen.
Ich hoffe immer doch, dass die Leute vernünftig sind und ihren Müll mitnehmen und nicht in Gärten einbrechen und so, aber leider ist das ja oft nicht der Fall.
Deinen Blog habe ich übrigens schon super oft für Wanderungen verwendet – vor allem eben genau wegen deiner tollen Tourenbeschreibungen.
Lg Sabrina
Liebe Sabrina!
Vielen Dank für deinen sehr ausführlichen und netten Kommentar!
Problematisch wird es immer dann, wenn sehr plötzlich sehr viele Leute auftauchen. Darauf können und sind manche Orte dann eben einfach nicht vorbereitet. Und so bleibt dann außer Müll und Ärger nicht viel zurück. „Insta-Spots“ die wie aus dem Nichts durch ein viral gegangenes Posting aus dem Boden schießen, gehören da wohl dazu.
Als Blogger schaffen wir es wohl kaum, dass ein Artikel dermaßen durch die Decke geht, aber wenn viele Blogger über einen Ort berichten, dann können wir ganz bestimmt auch für einen merkbaren Zustrom an Leuten sorgen.
Have fun
Horst
Wenn mit dem Küchenmesser was Falsches passiert, ist weder die Köchin noch der Messerschmied dafür verantwortlich.
Trotzdem brauchen wir gute Messer und gute Mahlzeiten.
Und Vorbilder.
– Solche wie dich!
Danke für deine Arbeit an der Allgemeinheit!
Hallo Karl Anton!
Vielen Dank für deinen sehr netten Kommentar – das freut mich wirklich sehr!
Liebe Grüße
Horst
Lieber Horst,
vielen Dank für diesen authentischen Beitrag. Anhand der verlinkten Beiträge sieht man ja, dass du dir schon länger Gedanken über die wichtigen Themen Overtourismus und Nachhaltigkeit machst. Eine wunderbare Themenauswahl! Ich teile deine Ansichten komplett und muss gestehen, dass du mir mit deinen tollen Bildern deine Region jetzt wirklich schmackhaft gemacht hast ;) Danke, dass du bei der Blogparade dabei bist!
Liebe Grüße,
Tanja
Servus Tanja!
Danke für deine Rückmeldung und deine super Idee zu dieser Blogparade!
Es freut mich sehr, wenn dir der Artikel gefallen hat.
Das Thema Overtourism beschäftigt mich seit Anfang 2018 ganz massiv. Kein einfaches Thema, denn jeder will gerne reisen und sich auch nicht einschränken lassen. Auf der anderen Seite stehen jedoch die Natur und die Einheimischen, die immer öfter darunter leiden.
Have fun
Horst